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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1895

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Heft 2
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Jaffé, Franz: Die Innen-Ausstattung des Reichstagshauses, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6756#0021

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(7. Aus dem Reichstaasbaus.

(\) Füllung in den Logenbrüstungen des großen Sitzungssaales.

Modell von Bildbauer Aug. Vogel.

Die Innen-Mfltllkung k$ RkiA^ülgsljMP

von Franz

ach zehnjähriger Bauzeit ist am 3. Dezember
vorigen Wahres das neue Reichstagsgebäude
zu Berlin, ein Werk, welches unter der künst-
lerischen Antheilnahme All Deutschlands ent-
standen ist, der Deffentlichkeit übergeben worden. <£iit zeit-
genössisches Werk von einer solchen künstlerischen und poli-
tischen Bedeutung verdient eine besondere Würdigung, um
somehr als sein Inneres, bisher nur einem kleinen Theile
des Volkes zugänglich, noch nicht allgemein bekannt ge-
worden ist, wohingegen das Aeußere, während seiner Bau-
periode in rascher Folge zu Riesengröße empor wachsend,
die allgemeine Aufmerksamkeit und Anerkennung der fach-
lichen und Laienwelt bereits gefunden hat.

Es war im Frühjahr 's 87 1, als die Vertreter des neu
gegründeten deutschen Reiches sich zum ersten Mal in Berlin
versammelten und durch den Reichstag die Errichtung eines
Gebäudes für die Volksvertretung beschlossen wurde. Ein
noch im Dezember des Jahres 1871 unter dem Eindruck
frischer patriotischer Begeisterung ausgeschriebener wett
bewerb, aus der Architekt L. Bo huste dt aus Gotha als
Lieger hervorging, führte jedoch aus verschiedenen Gründen
zu keinem cndgiltigen Lrgebniß, und erst sO Jahre später
schritt man zur Ausschreibung eines neuen, auf deutsche und
deutsch-österreichische Architekten beschränkten Wettbewerbes,
während der vorangegangene ein internationaler gewesen
war. Der Aufruf an die deutsche Architektenschaft fand
einen lebhaften Widerhall innerhalb ihres Kreises: 189 Ent
würfe, welche eingesandt wurden, ließen keinen Zweifel dar
über, über welche Gestaltungskraft die deutsche Architekten-
fchaft in künstlerischer und rein technischer Beziehung ver-
fügte. Noch in aller Erinnerung ist der neben Paul

X_

Nachdruck verboten.

w a r Io t mit dem ersten Preise gekrönte Entwurf des
Professors Friedrich T h i e r s ch in München in seiner vor-
nehmen und grandiosen Gestaltung des Problems. Am
24. Juni ^882 war Wallot's Entwurf als der an erster
Ltelle preisgekrönte aus dem Wettbewerb hervorgegangen,
aber erst 2 Jahre nachher, im Frühjahr 1884, wurde die
Bauausführung begonnen, nachdem wesentliche Aenderungen
bezüglich der Höhenlage des Litzungssaales und der Lage
der großen 'Kuppel eine principielle Umänderung des ersten
Entwurfs zur Folge gehabt hatten. Am Lchluß des Jahres
1894 wurde die Bauausführung beendet, die mit einem so
! riesigen Aufgebot von künstlerischen und technischen Kräften
in die Erscheinung getreten war.

Ehe ans die künstlerische Ausgestaltung der Innen
räume eingegangen werden soll, mögen einige Angaben
über den in der Abbildung (5. 14) gegebenen Grundriß des
yauptgeschoffes ihren Platz finden, welche zum besseren Ver-
ständnis; dienen sollen: liegen doch fast alle Räume, von
denen in der Folge die Rede sein wird, in diesem Geschosse.

Der Grundriß selbst bildet ein Rechteck von 151,80 m
§änge und 88,50 m Breite, und seine Pauptsront mit der
sechssäuligen Eingangshalle ist dein Königsplatz zugewendet,
vier thurmartig hochgeführte, an den Ecken befindliche Bauten
und die Kuppel über dem Eentrum der Anlage, dem breiten
durchgehenden Mittelflügel, bilden die charakteristische Glieder
ung des Ganzen, während Flügel, an vier Leiten herumgehend,
diese Theile verbinden und im Innern zwei rechteckige pöfe
übrig lassen. Die Eingänge befinden sich in den Mitten
der vier Leiten des Dauses; im Osten jener für den Pos,
den Reichstagsvorstand und den Bundesrath — im Westen
(am Königsplatz) ein mehr repräsentativer Eingang, der in

Zeitschrift des bayer. Runstgewerbe-Vereins München.

*895. Heft 2. (Bg \.)
 
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