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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1895

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Heft 3
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Moderne Kunstgewerbermuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6756#0034

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34. Aus dem Reichstagshaus. (;8) Thüraufsah im kleinen Restaurationssaal.

Modell von A. prus Fa, München i Ausführung in der tzofmöbelfabrik von A. p offen buch er, München.

Modem MSnstgcilieröcmliskkii.'»

ie Frage der Errichtung moderner Kunstgewerbemuseen ist
schon mehrfach erörtert worden; in neuerer Zeih zum Theil
angeregt durch die Beobachtungen auf der Weltausstellung
XL^r*S in Lhicago und in Amerika überhaupt, ist die Frage wieder
in den Vordergrund getreten, vor einer Reihe von Jahren hat auch
der Verfasser dieses jene Frage mit besonderer Beziehung auf Münchner
Verhältnisse einer Besprechung unterzogen („Münchner Neueste Nach-
richten" Nr. 35**, 20. Dezember 4885), und im Laufe des letzten
Jahres ist Prof. Or. p. F. Krell in demselben Blatt (». März 48A4,
Nr. 405) sehr entschieden für die Einrichtung eines solchen Museums
in München in die Schranken getreten. Inzwischen hatte sich auch
der letzte verbandstag deutscher Kunstgewerbevereine mit dieser Frage
beschäftigt, indem der Antrag aus der Tagesordnung stand: „der ver-
band möge dahin wirken, daß von den deutschen Kunstgewerbemuseen
nicht nur Alterthümer, sondern auch hervorragende Arbeiten der
Jetztzeit in genügendem Umfange beschafft werden, damit die Museen
den Anforderungen des praktischen Lebens in höherem Grade gerecht
würden." Nach der Befürwortung dieses Antrags durch die Ver-
treter der Vereine Hannover und München, ergab die Diskussion
fast die völlige Uebereinstimmung im Sinne des Antrags; nur ein
Vertreter sprach aus praktischer Erfahrung gegen den Antrag — das
Moderne lasse sich heute nicht bcnrtheilen und veralte zu schnell.
Gegen diese eine Stimme gelangte dann der Antrag zur Annahme.

Das Bedürfniß nach Sammlung und Vorführung von Erzeugnissen
des modernen Kunstgewerbes wurde hicinit anerkannt; somit ist auch
die. Forderung nach Einrichtung moderner Kunstgewerbemuseen als
eine berechtigte anzusehen. Der vom verbandstag angenommene An-
trag hatte allerdings nur den Zweck, der bisher an den Kunstgewerbe-
museen meist üblichen Einseitigkeit — sich nur aus Sammlung älterer
Stücke zu beschränken - entgegenznwirkeu und auch de» Arbeiten der
Gegenwart einen platz neben den alten einzuräumen; aber wer den
unangenehmen Eindruck schon an sich empfunden hat, in Fachsamm-
lungen zwischen alten Gegenständen plötzlich und unvorbereitet aus
moderne Erzeugnisse zu stoßen, der wird sich nicht gern dazu ent-
schließen, neue, vielleicht nur vorübergehend als schön und für unsere
Zeit typisch anerkannte Dinge, neben die alten Arbeiten zu stellen.
— Als Einschaltung sei hier bemerkt, daß es sich bei Anschaffung
neuerer Arbeiten überhaupt nur um Fachsammluugen handeln kann,
da kulturgeschichtliche Zeitbilder, wie sie bei den alten Gegenständen
möglich und nothwendig sind, bei dem raschen Wechsel unserer Ge-
schmacksrichtung, so gut wie ausgeschlossen sind.

Gegen die enge Verbindung antiquarischer mit modernen Museen
sprechen sehr viele Gründe.

Da müssen wir zunächst an die große Kluft erinnern, welche —
wenigstens in sehr vielen Dingen — die alten Produktionsweisen von
den neuen trennt. Im Lause unseres Jahrhunderts hat, ziemlich

*) Dieser Artikel wurde bereits im Dezember niedergeschrieben, mußte aber bisher ans Raummangel zurückgelegt werden; es sei dieß

bemerkt im Einblicke auf die inzwischen von anderer Stelle ergangenen Anregungen, über welche die „Kunstgew. Rundschau" seiner Zeit
bericbtcn wird.
 
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