So häufig auch das Trinkgefäß das formale UTotip
der Ehrengaben bildet, so vielfacher Gestaltung zeigt sich
dasselbe immer noch fähig; erreicht auch keiner
der übrigen Pokale rc. den Kölner Becher an
Originalität und Kunstwerth, so findet sich
doch manch gutes Stück darunter. Der von
\\6 u. \\7. Zu der Ehrengabe der Remscheider
Werkzeugfabrikanten gehörig.
(vgl. Abb. (20.) lNaaßstab: halbe wirkliche Größe.
den „Getreuen in Warmbrunn" gestiftete
schon erwähnte Glaspokal erweist sich als
ein Meisterwerk in der Technik des Facetten
fchliffs, während der Aunstwerth des gleich
falls sehr edlen Krystallpokals von Fischer-
Magdeburg in dem zierlichen aufgelegten
Netz- und Fadenwerk beruht. — Bekannten
Vorbildern aus der deutschen Renaissance
folgt der von „Männern aus allen Gauen
der Steiermark" gestiftete silbergetriebene
6 s cm hohe Pokal, den Aarl Haas-Wien
nach dem Entwürfe Prof. Lachers-Graz
gefertigt: das nahezu cylindrische, oben und unten aus-
gebauchte Gefäß ruht auf hohen: Fuß und trägt auf seinem
Deckel eine Figurengruppe, die Huldigung der Deutschen
Steiermarks darstellend: die Styria mit dem Mappen der
Hauptstadt Graz und zu ihren Füßen vier Vertreter des Landes
(Jäger, Sennerin, Bergmann und Winzerin). Die Wappen von
vier weiteren Städten schmücken, abwechselnd mit Emblemen,
den Mitteltheil, die von den J6 kleinsten Städten den unteren
Rand der Tuppa. Der Pokal ist größtentheils vergoldet,
die Wappen und die auf Deckel, Tuppa und Fuß ver-
theilten Widmungsinschriften emaillirt.
Den Gipfelpunkt der den: Trinken entsprungenen Gaben
erreicht das Ehrengeschenk der deutschen Studentenschaft: es
ist ein Tredcnztisch, dessen Platte aus grünschimmerndem
schwedischen Labrador aus einen: schrankartigen Unterbau
und vier freistehenden Pfeilern ruht. Der mit Reliefs aus
den: Studentenleben Bismarcks geschmückte Unterbau birgt
ein Faß, aus den: an: f. April das erste Glas dem Jubilar
credenzt ward. Auf der Tischplatte, umgeben von 30 mit
Städtewappen in Email geschmückten Gläsern, erhebt sich
bis zu einer Gesammthöhe von 3,76 m ein Obelisk aus
sog. mexikanischen: Onyx, an welchen: syn:bolische Dar-
stellungen der Fakultäten der Universitäten wie der technischen
Hochschulen, endlich wieder mehrfache Hinweise auf Bis-
marcks Studententage angebracht sind; ein Adler mit aus-
gebreiteten Schwingen, mit kräftigem Arallengriff das
Schlangengezücht niederzwingend, krönt den Obelisken. Das
Werk, dessen Grundidee von Prof. Otto Lessing-Berlin
herrührt, während zur Durchführung noch zahlreiche andere
Aunstwerkstätten') beigezogen wurden, wirkt :::ehr durch
seine vielen schönen Einzelheiten und durch das prächtige
Material als durch seine Gesammtheit; die erst später er-
folgte Einschaltung der Vertreter der technischen hochsämlen
hat die Schönheit des Ganzen ungünstig beeinflußt.
Die Zahl der mit dem Aunstzwecke keinen Gebrauchs-
zweck verbindenden Gegenstände ist keine sehr beträchtliche,
wenn wir von den Urkunden und Aehnlichem absehen und
von vornherein diejenigen Stücke ausschließen, welche wohl
den ersteren Zweck erstreben, aber nicht erreichen. Eine
der gediegensten Arbeiten ist die Pallas-Statuette aus Bronze
von M. Wad erd - München, welche derselbe im Auftrag
der deutschen Aunstgenossenschaft modellirt; trotz ihres kleinen
Maßstabes wirkt dieselbe wegen ihrer ruhig vornehmen Halt-
ung — in der erhobenen Linken den Speer, auf der vor-
gestreckten Rechten eine Viktoria — äußerst monumental. —
Ganz gut und passend gewählt erscheinen auch die beiden
aus Siegen (Handelskammer, Berg- und hüttenmännischer
Verein) gesandten Bronzefiguren, Bergmann und Hüttenmann.
Wie schon oben bc:nerkt, hat das Eisen als Anspielung
aus den „eisernen Kanzler" einem sehr bedeutenden Prozent
satz an Geschenken als Haupt oder ausschließliches Uiaterial
gedient. Die' grundsätzlich als wünschenswerth bezeichnete Zu
sammendrängung des Geschenkes auf möglichst kleinen Raun:
unter inöglichster Steigerung des Kunstwerths verbot sich
hier natürlich von selbst, da sich mit den: derben Baß des
Eisens wohl ernste Töne, aber keine zierlichen Melodien
Hervorbringen lassen. Die künstlerisch hervorragendste Arbeit
in dieser Richtung ist der von einem „Stammtisch" Rem-
scheider Fabrikanten gestiftete Anibos, an welchen: in höchst
') Architektur: Professor Messel; Bronze- und Silbergüsse:
kV. Müller(A. Schuppe's Nachfolger); Liselirung: Rohloff, Lind,
Liebmann; Emailmalereien: L. <L Schirm (sämmtlich in Berlin);
emaillirte Gläser: Gebr. G o ed ecke-kjannover.
der Ehrengaben bildet, so vielfacher Gestaltung zeigt sich
dasselbe immer noch fähig; erreicht auch keiner
der übrigen Pokale rc. den Kölner Becher an
Originalität und Kunstwerth, so findet sich
doch manch gutes Stück darunter. Der von
\\6 u. \\7. Zu der Ehrengabe der Remscheider
Werkzeugfabrikanten gehörig.
(vgl. Abb. (20.) lNaaßstab: halbe wirkliche Größe.
den „Getreuen in Warmbrunn" gestiftete
schon erwähnte Glaspokal erweist sich als
ein Meisterwerk in der Technik des Facetten
fchliffs, während der Aunstwerth des gleich
falls sehr edlen Krystallpokals von Fischer-
Magdeburg in dem zierlichen aufgelegten
Netz- und Fadenwerk beruht. — Bekannten
Vorbildern aus der deutschen Renaissance
folgt der von „Männern aus allen Gauen
der Steiermark" gestiftete silbergetriebene
6 s cm hohe Pokal, den Aarl Haas-Wien
nach dem Entwürfe Prof. Lachers-Graz
gefertigt: das nahezu cylindrische, oben und unten aus-
gebauchte Gefäß ruht auf hohen: Fuß und trägt auf seinem
Deckel eine Figurengruppe, die Huldigung der Deutschen
Steiermarks darstellend: die Styria mit dem Mappen der
Hauptstadt Graz und zu ihren Füßen vier Vertreter des Landes
(Jäger, Sennerin, Bergmann und Winzerin). Die Wappen von
vier weiteren Städten schmücken, abwechselnd mit Emblemen,
den Mitteltheil, die von den J6 kleinsten Städten den unteren
Rand der Tuppa. Der Pokal ist größtentheils vergoldet,
die Wappen und die auf Deckel, Tuppa und Fuß ver-
theilten Widmungsinschriften emaillirt.
Den Gipfelpunkt der den: Trinken entsprungenen Gaben
erreicht das Ehrengeschenk der deutschen Studentenschaft: es
ist ein Tredcnztisch, dessen Platte aus grünschimmerndem
schwedischen Labrador aus einen: schrankartigen Unterbau
und vier freistehenden Pfeilern ruht. Der mit Reliefs aus
den: Studentenleben Bismarcks geschmückte Unterbau birgt
ein Faß, aus den: an: f. April das erste Glas dem Jubilar
credenzt ward. Auf der Tischplatte, umgeben von 30 mit
Städtewappen in Email geschmückten Gläsern, erhebt sich
bis zu einer Gesammthöhe von 3,76 m ein Obelisk aus
sog. mexikanischen: Onyx, an welchen: syn:bolische Dar-
stellungen der Fakultäten der Universitäten wie der technischen
Hochschulen, endlich wieder mehrfache Hinweise auf Bis-
marcks Studententage angebracht sind; ein Adler mit aus-
gebreiteten Schwingen, mit kräftigem Arallengriff das
Schlangengezücht niederzwingend, krönt den Obelisken. Das
Werk, dessen Grundidee von Prof. Otto Lessing-Berlin
herrührt, während zur Durchführung noch zahlreiche andere
Aunstwerkstätten') beigezogen wurden, wirkt :::ehr durch
seine vielen schönen Einzelheiten und durch das prächtige
Material als durch seine Gesammtheit; die erst später er-
folgte Einschaltung der Vertreter der technischen hochsämlen
hat die Schönheit des Ganzen ungünstig beeinflußt.
Die Zahl der mit dem Aunstzwecke keinen Gebrauchs-
zweck verbindenden Gegenstände ist keine sehr beträchtliche,
wenn wir von den Urkunden und Aehnlichem absehen und
von vornherein diejenigen Stücke ausschließen, welche wohl
den ersteren Zweck erstreben, aber nicht erreichen. Eine
der gediegensten Arbeiten ist die Pallas-Statuette aus Bronze
von M. Wad erd - München, welche derselbe im Auftrag
der deutschen Aunstgenossenschaft modellirt; trotz ihres kleinen
Maßstabes wirkt dieselbe wegen ihrer ruhig vornehmen Halt-
ung — in der erhobenen Linken den Speer, auf der vor-
gestreckten Rechten eine Viktoria — äußerst monumental. —
Ganz gut und passend gewählt erscheinen auch die beiden
aus Siegen (Handelskammer, Berg- und hüttenmännischer
Verein) gesandten Bronzefiguren, Bergmann und Hüttenmann.
Wie schon oben bc:nerkt, hat das Eisen als Anspielung
aus den „eisernen Kanzler" einem sehr bedeutenden Prozent
satz an Geschenken als Haupt oder ausschließliches Uiaterial
gedient. Die' grundsätzlich als wünschenswerth bezeichnete Zu
sammendrängung des Geschenkes auf möglichst kleinen Raun:
unter inöglichster Steigerung des Kunstwerths verbot sich
hier natürlich von selbst, da sich mit den: derben Baß des
Eisens wohl ernste Töne, aber keine zierlichen Melodien
Hervorbringen lassen. Die künstlerisch hervorragendste Arbeit
in dieser Richtung ist der von einem „Stammtisch" Rem-
scheider Fabrikanten gestiftete Anibos, an welchen: in höchst
') Architektur: Professor Messel; Bronze- und Silbergüsse:
kV. Müller(A. Schuppe's Nachfolger); Liselirung: Rohloff, Lind,
Liebmann; Emailmalereien: L. <L Schirm (sämmtlich in Berlin);
emaillirte Gläser: Gebr. G o ed ecke-kjannover.