nimmt man doch wahr, daß künstlerisches, poetisches Em-
pfinden den Gedanken hervorgerufen und ihm Gestalt ver-
liehen hat. Zweck und Form stehen hier unter sich wie mit
den Gebern und dem Beschenkten in schönstem Einklang;
kaum ein anderes Material oder eine andere Schrift war
so geeignet, die intimen Regungen eines deutschen Vereins
gegenüber jenem Manne, der das Germanenthum wieder
zu Ehren gebracht hat, zu übermitteln. Bei sehr vielen Ge-
schenken gebricht es an jenen intimen persönlichen Bezieh-
ungen, welche gerade den hauptreiz der Geschenke ausmachen
\20. Ambos, Ehrengabe der Remscheider Werkzeugfabrikanten.
Entwurf von Architekt Friede!. Ausführung der Werkzeuge von Lchlofsermeister
Fe Her & Bogus und von der Möbelfirma Buyten 8c Söhne-Düfseldorf; Emails
der Länderwappen von Brems-Varain-Trier, Lederriemen von G. £) ulbe-hamburg.
(Ungefähr ‘/io der wirklichen Größe.)
und vollends bei solchem Anlaß nicht fehlen sollten; manche
sonst ganz tüchtige Arbeit büßt durch diesen Mangel ein
gut Theil ihres Werthes ein.
Einen sehr breiten Raum nehmen die Bilder, Stiche,
Aquarelle und Photographieen ein, aber die „Kunft" mußte
sich bei alledem mit einem ziemlich bescheidenen Antheil
begnügen. Auffällig könnte es erscheinen, daß Bildnisse
des Fürsten selbst sehr häufig vertreten sind, wenn man da-
hinter nicht eine Reklame für deren Verleger witterte und
wenn man Nichts von der bei uns vielfach eingerissenen,
wenig schmeichelhaften Gedankenlosigkeit beim Aushecken
von Geschenken wüßte. Und doch ginge dieß noch an,
wenn es wenigstens mit guten Porträts fein Bewenden
hätte; aber da kommen neben den Heliogravüren und
Radirungen bedenkliche Porträts in Eisen gegossen oder
getrieben, etwas bessere in Holz gebrannt, andere gestickt,
gewebt u. s. w. bis zu den monströsen Reklamestücken aus
Marzipan, die indessen noch den Vorzug haben, zur Ver-
tilgung bestimmt zu sein. Ein Stuttgarter „Schreibkünstler"
hat es sogar dahingebracht, die letzte große Reichstagsrede
des Aanzlers so zu schreiben, daß sie in einiger Entfernung
als Bismarckporträt wirkt — freilich nicht wie ein „wohl-
getroffenes". Noch eher paffen Bildnisse des Reichshundes
Tyras, wenn auch diese Hundeverherrlichung sich nicht
gerade bis auf Hundehalsband und Freßnapf zu erstrecken
brauchte; dagegen verdient Rich. Strebet's Radirung
„Reichshund" nicht nur als Aunstwerk selbst, sondern
namentlich auch wegen des köstlichen satyrischen Beigeschmackes
nach jeder Richtung volles Lob — schade, wenn das Bild
in's Schönhauser Museum wanderte, statt die Mohnräume
des Fürsten zu zieren!
Ist schon die Zahl der Geschenke eine ganz beträcht-
liche, so ist der Strom jener Ehrungen, die im Mesentlichen
die Gestalt von Urkunden angenommen haben, ein so ge-
waltiger, daß es sehr schwer ist, hier auch nur allen guten
Arbeiten gerecht zu werden. Aehnlich der schon genannten
Ehrentafel der Eisenhüttenleute sind noch eine Reihe anderer
Aundgebungen zu verzeichnen, bei welchen die Fassung der-
Urkunde so bedeutsam hervortritt, daß das schriftliche Zeug-
niß daneben fast verschwindet; und von dieser höchsten
Stufe der Ausstattung geht es durch alle Arten von
Pergament-Urkunden in Mnhüllungen von Holz, Metall,
Leder, Stoffen rc. herab bis zu den einfachen, nur mit einem
hübschen Bild bedruckten Postkarten, deren halbe Million
das Material zu einer über drei Meter hohen Pyramide
bildete. Leider drängt sich in diesen Arbeiten mitunter die
Unzulänglichkeit unangenehm auf; ja sie scheut sich nicht,
ein Mal das geschriebene Mort durch das gedruckte Mort
zu ersetzen, ein ander Mal eine ältere Lichtdruck-Titel-
umrahmung zu benutzen und nur die Medaillons mit neu-
gezeichneten Emblemen zu bekleben (I!).
Unterstellen wir zunächst die E h r e n b ü r g e r-U r k u n d e n
einer Betrachtung, so müssen wir in diesem Zusammen-
hang vor Allem nochmals der schon früher (Heft ö, Taf. ^8,
(9, 20) unseren Lesern vorgeführten Münchener Urkunde
gedenken. Der Grundsatz, aus dem an sich einfachen Diplom,
auf möglichst engem Raum eine materiell und ideell mög-
lichst bedeutsame Aunstleistung entstehen zu lassen, ist hier
wie bei wenigen anderen Ehrengaben befolgt. Am meisten
konnte man sich diesem Zdeal nähern, wo mehrere Städte
sich zu einer gemeinsamen Ehrenbürgerrechts-Erklärung ver-
einigt haben; von der Möglichkeit, durch völlige Ver-
schmelzung mehrerer solcher Urkunden eine concentrirtere
Aunstleistung zu erstreben, haben drei Gruppen von Städten
Gebrauch gemacht, die der badischen und der pfälzischen
Städte, sowie jene von vier Städten des bayerischen Areises
Schwaben.
Die Urkunde der 9 badischen Städte, auf welcher oben
die Einigkeit und Arast Deutschlands versinnbildlicht ist, zeigt
die charakteristischen Merkmale der zierlichen Aunstweise ihres
pfinden den Gedanken hervorgerufen und ihm Gestalt ver-
liehen hat. Zweck und Form stehen hier unter sich wie mit
den Gebern und dem Beschenkten in schönstem Einklang;
kaum ein anderes Material oder eine andere Schrift war
so geeignet, die intimen Regungen eines deutschen Vereins
gegenüber jenem Manne, der das Germanenthum wieder
zu Ehren gebracht hat, zu übermitteln. Bei sehr vielen Ge-
schenken gebricht es an jenen intimen persönlichen Bezieh-
ungen, welche gerade den hauptreiz der Geschenke ausmachen
\20. Ambos, Ehrengabe der Remscheider Werkzeugfabrikanten.
Entwurf von Architekt Friede!. Ausführung der Werkzeuge von Lchlofsermeister
Fe Her & Bogus und von der Möbelfirma Buyten 8c Söhne-Düfseldorf; Emails
der Länderwappen von Brems-Varain-Trier, Lederriemen von G. £) ulbe-hamburg.
(Ungefähr ‘/io der wirklichen Größe.)
und vollends bei solchem Anlaß nicht fehlen sollten; manche
sonst ganz tüchtige Arbeit büßt durch diesen Mangel ein
gut Theil ihres Werthes ein.
Einen sehr breiten Raum nehmen die Bilder, Stiche,
Aquarelle und Photographieen ein, aber die „Kunft" mußte
sich bei alledem mit einem ziemlich bescheidenen Antheil
begnügen. Auffällig könnte es erscheinen, daß Bildnisse
des Fürsten selbst sehr häufig vertreten sind, wenn man da-
hinter nicht eine Reklame für deren Verleger witterte und
wenn man Nichts von der bei uns vielfach eingerissenen,
wenig schmeichelhaften Gedankenlosigkeit beim Aushecken
von Geschenken wüßte. Und doch ginge dieß noch an,
wenn es wenigstens mit guten Porträts fein Bewenden
hätte; aber da kommen neben den Heliogravüren und
Radirungen bedenkliche Porträts in Eisen gegossen oder
getrieben, etwas bessere in Holz gebrannt, andere gestickt,
gewebt u. s. w. bis zu den monströsen Reklamestücken aus
Marzipan, die indessen noch den Vorzug haben, zur Ver-
tilgung bestimmt zu sein. Ein Stuttgarter „Schreibkünstler"
hat es sogar dahingebracht, die letzte große Reichstagsrede
des Aanzlers so zu schreiben, daß sie in einiger Entfernung
als Bismarckporträt wirkt — freilich nicht wie ein „wohl-
getroffenes". Noch eher paffen Bildnisse des Reichshundes
Tyras, wenn auch diese Hundeverherrlichung sich nicht
gerade bis auf Hundehalsband und Freßnapf zu erstrecken
brauchte; dagegen verdient Rich. Strebet's Radirung
„Reichshund" nicht nur als Aunstwerk selbst, sondern
namentlich auch wegen des köstlichen satyrischen Beigeschmackes
nach jeder Richtung volles Lob — schade, wenn das Bild
in's Schönhauser Museum wanderte, statt die Mohnräume
des Fürsten zu zieren!
Ist schon die Zahl der Geschenke eine ganz beträcht-
liche, so ist der Strom jener Ehrungen, die im Mesentlichen
die Gestalt von Urkunden angenommen haben, ein so ge-
waltiger, daß es sehr schwer ist, hier auch nur allen guten
Arbeiten gerecht zu werden. Aehnlich der schon genannten
Ehrentafel der Eisenhüttenleute sind noch eine Reihe anderer
Aundgebungen zu verzeichnen, bei welchen die Fassung der-
Urkunde so bedeutsam hervortritt, daß das schriftliche Zeug-
niß daneben fast verschwindet; und von dieser höchsten
Stufe der Ausstattung geht es durch alle Arten von
Pergament-Urkunden in Mnhüllungen von Holz, Metall,
Leder, Stoffen rc. herab bis zu den einfachen, nur mit einem
hübschen Bild bedruckten Postkarten, deren halbe Million
das Material zu einer über drei Meter hohen Pyramide
bildete. Leider drängt sich in diesen Arbeiten mitunter die
Unzulänglichkeit unangenehm auf; ja sie scheut sich nicht,
ein Mal das geschriebene Mort durch das gedruckte Mort
zu ersetzen, ein ander Mal eine ältere Lichtdruck-Titel-
umrahmung zu benutzen und nur die Medaillons mit neu-
gezeichneten Emblemen zu bekleben (I!).
Unterstellen wir zunächst die E h r e n b ü r g e r-U r k u n d e n
einer Betrachtung, so müssen wir in diesem Zusammen-
hang vor Allem nochmals der schon früher (Heft ö, Taf. ^8,
(9, 20) unseren Lesern vorgeführten Münchener Urkunde
gedenken. Der Grundsatz, aus dem an sich einfachen Diplom,
auf möglichst engem Raum eine materiell und ideell mög-
lichst bedeutsame Aunstleistung entstehen zu lassen, ist hier
wie bei wenigen anderen Ehrengaben befolgt. Am meisten
konnte man sich diesem Zdeal nähern, wo mehrere Städte
sich zu einer gemeinsamen Ehrenbürgerrechts-Erklärung ver-
einigt haben; von der Möglichkeit, durch völlige Ver-
schmelzung mehrerer solcher Urkunden eine concentrirtere
Aunstleistung zu erstreben, haben drei Gruppen von Städten
Gebrauch gemacht, die der badischen und der pfälzischen
Städte, sowie jene von vier Städten des bayerischen Areises
Schwaben.
Die Urkunde der 9 badischen Städte, auf welcher oben
die Einigkeit und Arast Deutschlands versinnbildlicht ist, zeigt
die charakteristischen Merkmale der zierlichen Aunstweise ihres