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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1895

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Heft 11
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Gmelin, L.: Die Ehrengaben zum 80.Geburtstage des Fürsten Bismarck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6756#0102

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Friede!') — wenigstens äußerlich eine gewisse Einheitlichkeit
ausgesprochen. Das Titelblatt — von Maler Paul Bender
— welches auch den Text der Urkunde enthält, ist fast zu
reich mit Anspielungen ausgestattet: Bismarck's Bronzebüste,
unter zustimmendein Lächeln des „Rhein", von der „Brösel"
mit Lorbeer gekrönt, im Hintergrund der Drachenfels, vorn
Aindergruppen mit den Attri-
buten des Wein- und Ackerbaues,
der Schifferei und Fischerei usw.,
zu unterst die Rheintöchter, die
aus dem Schatz des Rhcingoldes
die alten Reichskleinodien und
die neue Aaiserkrone an's Tages-
licht bringen. Die Einzel Urkun-
den enthalten stets einen geeigne-

ten Spruch oder Bers, Städtebilder und
Aehnl., bald mit Blumen durchflochten,
bald von Reben umrankt, nicht selten
auch passende Anspielungen auf die Ge-
schichte der Städte. hin und wieder be-
dauert man, daß die Aünstler ihre Na-
men nicht unter die Bilder gesetzt, — bei
anderen ist man anzunehmen geneigt,
daß der Maler wohl gewußt habe,
warum er seinen Namen verschwiegen!2)

124. AU der Ehrengabe der Remscheider
Werkzeugfabrikanten gehörig.

(vgl. Abb. >20.)

Maaßstab: halbe wirkliche Größe.

Unter den Ehrenbürgerbriefen ein
zelner Städte nimmt jener von Marburg
— von Universitäts-Zeichenlehrer Fr.

Schürmann — durch seine originelle
Ausbildung eine gesonderte Stelle ein.

Die Mitte des breiten Pergamentblattes
ist mit de>n Wappen der Stadt besetzt,
welches in rothem Feld einen gehar-
nischten Ritter mit Schild und Lanze auf
weißem Pferd zeigt, — und über die so
vorbereitete Fläche läuft nun die aus-
nehmend schöne Schrift der Urkunde in
schwarzen Buchstaben quer hinüber; ob man den Ursprung
dieses sehr originellen Gedankens in dein Wasserzeichen
des Papiers oder in dem Gebrauch, in gewissen Fällen
über aufgeklebte Marken zu schreiben, suchen soll, inag un-
entschieden bleiben.

1) Lederarbeit vou Gg. ksulbe-lsainburg; Beschläge von Feiler
& Bogus-Düsseldorf.

a) Liner derselben hat einfach den oberen Theil des Einbandes der
Münchener Ausstellungschronik von >888 copirt und in Farben übersetzt I



Bon gewaltigein Umfang und alle Kundgebungen
ähnlicher Art weit überholend ist die Zahl der Glückwunsch-
adressen von Städten, Torporationen u. s. w. Da haben
sich \ 72 000 schlesische Frauen und Jungfrauen zu einem
gemeinsamen Glückwunsch vereinigt, der als ein figuren-
reiches Aquarell von Prof. Irrmann-Breslau und einer
schriftlichen Widmung in einein in dunklein Eichenholz ge-
schnitzten sowie mit silbergetriebenen Reliefs und Email-
bildern belegten Schreine, entworfen von Pauling-Tiszor,
Bibliothekar des Aunstgewerbevereins zu Breslau,') verwahrt
wird, — das Ganze eine anerkennenswerthe Leistung ver-
schiedener Breslauer Kunsthandwerker.

Unter den Beglückwünschungsadressen städtischer Be-
hörden ragen jene von Leipzig und Bremen hervor. Leipzig
hat sich dafür der hohen Aünstlerschaft Otto Greiner's ver-
sichert, welcher dem ziemlich kurzgefaßten Glückwunsch seine
Stelle in dem hohen Postament einer Bismarckbüste anwies;
den Bordergrund des Blattes nimmt eine Art dreitheiliges
Fenster ein, durch welches hindurch man in der Mitte die
Büste, an der Seite die dieselbe bekränzenden, trefflich ge-
zeichneten Figuren — Vertreter von Handel, Wissenschaft
und Aunst — und als Hintergrund Theile der „Linden-
stadt" erschaut. — Die Bremer Adresse besteht aus einem
Gedächtnißbild und einem Tertblatt; ersteres — von A.
Fitger — stellt die Besiegung des Drachens der Zwie-
tracht zu Füßen der thronenden Germania durch einen das
Bismarck'fche Wappen führenden geharnischten Reiter dar.2)
— Wo sich die Stadtvertretungen nicht zu einer offiziellen
Beglückwünschung aufzuschwingen vermochten oder aus irgend
welchen Gründen eine amtliche Vertretung ausgeschlossen
war, da haben sich vielfach freie Vereinigungen von Männern
oder Frauen gebildet, und ihren Empfindungen Ausdruck
verliehen; nicht selten sind die dadurch veranlaßten Adressen
künstlerisch bedeutsamer ausgefallen als die mancher Stadt-
behörde. Etliche tausend Bürger von Nürnberg ließen
ihrem gemeinschaftlichen Glückwunsch durch Prof. F. Wan-
derer die künstlerische Form geben; der Aünstler wählte
hierfür eine Darstellung eines Schiffes, welchem sich Ger-
mania anvertraut hat, getrosten Muthes in die Ferne
blickend, da Bismarck das Steuer führt, — ein einfacher,
aber überaus anmuthig in Tusch durchgeführter Gedanke. ?)
Von (D. Hammel- Hannover stammt ein hübsches Blatt,
welches die Bürger der Stadt Hannover gesandt haben und
welches namentlich in manchen Einzelheiten geschickt gemacht
ist. Sehr sinnig und schön durchgeführt ist ferner das Titel-
blatt zu der Adresse der „deutschen Studenten der Ostmark":
noch schlummert Barbarossa in seinem unterirdischen Schlosse,
während einer seiner Trabanten sich schon zur Oberwelt auf-
gemacht hat und soeben das Wappen des Kanzlers bekränzt;
darüber erhebt ein germanischer Recke das Schwert, mit der
Linken auf die Widmungstafel weisend. Als „kameradschaft-
lichen Gruß" sandten die inaktiven Generale ein prächtiges
von Prof. E. Doepler in Berlin gefertigtes Pergamentblatt
von monumentaler Wirkung: eine ätherische Gestalt (wohl

') Ausgeführt von Gebr. Bauer ebenda.
a) Schriftblatt von D. Ar 0 pxe jr., Mappe von Direktor A.
Töpfer entworfen, Ledertreibarbeit von Bildhauer E. Leonhard,
Lifenbefchlag von Jos. Siber, fämmtlich in Bremen.

3) Der Text des Glückwunsches ist von 3. Luckmeyer sehr
schön geschrieben; Randleiste dazu Abb. >>z.
 
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