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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1895

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Heft 11
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Gmelin, L.: Die Ehrengaben zum 80.Geburtstage des Fürsten Bismarck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6756#0103

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die „Geschichte") schreibt die bedeutungsvollen Daten (8s5.
f. April . J895 auf eine Warmorwand, über welche der
schwarze und rothe Adler schützend ihre Fittiche ausbreiten,
während ein römischer Krieger, zu dessen Füßen kriegerische
Embleme, Lorbeerkränze, französische Feldzeichen u. s. w.
liegen, Wache hält.

Daß die Glückwunschadressen von Eorporationen, deren
Mitglieder selbst Künstler sind, oder wenigstens durch ihren
Beruf in beständiger Fühlung mit Künstlern stehen, von
vornherein eine höhere Stufe künstlerischer Vollkommenheit
erreichen, liegt nahe. Vielleicht das schönste Blatt dieser
Art, durch welches ein kräftiger brauch poetischer Empfindung
und hoffnungsfreudigen Jugendmuthes zieht, ist dasjenige,
welches der Düsseldorfer „Walkasten" seinem Ehrenmitglied
gewidmet hat, gemalt von Alex. Frenz. Es stellte eine
ksuldigungsseene dar, die sich auf einer Wiese am Rhein
abspielt; im Hintergrund spiegelt sich die Stabt in einer
Krümmung des Stroms, während das allzeit fröhliche
Künstlervolk herauszieht zu einer bekränzten Laube, bei
welcher — links tut Vordergrund des Bildes — eine gleich-
falls bekränzte Bismarckherme aufgerichtet ist, umspielt von
den aus einem Dreifuß aufsteigenden Rauchwölkchen und bc
gleitet von einem großen Band mit der Widmung; — an
der Spitze der munteren, in die Tracht des 16. Jahrhunderts
gekleideten, durch Fahnen und Künstlerabzeichen gekenn-
zeichneten Schaar scheint soeben eine Jungfrau in weißem
Gewand die letzten Worte des Glückwunsches auszusprechen,
bei welchen ihr Gefolge in Hellen Jubel ausbricht, während
das Kindervolk Blumen streut.')

Der Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine überreichte als Ehrengabe ein Album mit Ansichten
des Reichstagshauses, der Schlösser der regierenden Fürsten
und der Rathhäuscr der freien Städte; als Geleite dieser
Blätter diente zuvörderst das schöne, von p. pfann -
München in kräftigen Zügen gehaltene Widmungsblatt
(Taf. 43), welches in der Witte ein bekanntes Relief über
dem kfaupteingang des Reichstagshauses wiedergibt, ferner
ein Titelblatt von Lambert und Stahl- Stuttgart (ge-
malt von p. Schnorr) und ein überaus fein gezeichnetes
Schlußblatt von B. S e i t l e r Dresden, welches in der Witte
die Baufächer unter dem Schutze Germanias, an den Seiten
Abbildungen der bedeutendsten unter Bismarck's Verwaltung
gegründeten Reichsbauwerkc — Reichstagshaus und Nord-
ostseekanal — zeigt, während die im Rücken der Germania auf-
steigende Eiche ihre Aestc bis in die Umrahmung des Ganzen
ausbreitet, wo in den Zweigen die Wappen jener Städte ein-
geordnet sind, in welchen die Einzelvereine ihren Sitz haben.

Anders hat der Verband deutscher Ingenieure die Auf-
gabe gelöst, die Einheit in der Vielheit darzustellen, indem
jeder einzelne Bezirksverein ein pergamentblatt mit den
charakteristischen Emblemen für sein Schaffensgebict bei-
steuerte und das Ganze zu einem stattlichen Album unter
gemeinsamen: Titel vereinigte. Das Titelblatt von k)ans
Weyer ist besonders in der Farbe wohlgelungen; auch bei
den übrigen Blättern findet sich sehr viel Schönes. In
vielen Fällen machen Städtebilder, Ansichten berühmter
Werkstätten und Aehnliches das Hauptmotiv der Lomposi-
tion aus, und gerade zu dieser Gruppe gehören einige der

>) Line Abbildung dieses liebenswürdigen Blattes hat in Buß'
Lhrcn-Urkunden, Tafel »o, Aufnahme gefunden.

ansprechendsten Leistungen. Von dem schönen Blatt des
Frankfurter Bezirks-Vereins — gemalt von R. F o r e l l und
f}. Roth — mit einer Stadt-Ansicht bei Sonnenuntergang
und den Wappen der Städte Frankfurt a. W., Wainz und
Darmstadt bringen wir auf Tafel ^ eine Abbildung; mit
zwei prächtigen Bildern aus dem Hafen- und Flußleben
hat H. de Bruycker das Hamburger Blatt geschmückt und
E. L oe sch-Klausen stattete das Blatt des Fränkisch-Ober-
pfälzischen Bezirksvereins mit einem prächtigen Winter-
Abendbild von Stadt und Burg Nürnberg aus, begleitet
von Ansichten hervorragender Bauwerke und Werkstätten
aus dem Vereinsgebiet. — Der Oberbayerische Bezirksverein
kennzeichnete seinen Standort mittelst einer Ansicht der Groß-
hesseloher Eisenbahnbrücke, die den Blick auf Wünchen

;25. Linband zur Glückwunschadresse der Stadt Oldenburg.

Zeichnung von Dir. G.H. Norton, schmiedeiserne Beschläge von Gebr. Hartmann,

Hofschlosser in Gldenburg. Mooßstab circa */3 der wirklichen Größe.

öffnet, während in der Umrahmung durch einen Genius,
der mit der einen Hand das Wasser (Delphin), mit der
anderen das Feuer (Drachen) zügelt, schon das sinnbildliche
Element bedeutungsvoll eingreift (von Alois Müller-
München). Am stärksten entwickelt erscheint dieses Element
in der sehr schönen Figurengruppe mit Attributen, welche
das Blatt des hannöverischen Vereins schmückt (von Oskar
Wichtend a h I - Hannover); von den übrigen kunstvolleren
Blättern — aus Breslau (von E. Noellner), Karlsruhe
(Gagel-Karlsruhe), Wannheim (Dir. Götz-Karlsruhe),
Westpreußen (Ad. und Alb. Wännchen-Danzig) — hat
keines völlig auf die Darstellung irgend welcher einschlägiger
Baulichkeiten verzichtet.

Den Schluß dieser Geschenksreihe mögen die Glück-
wünsche in Postkartenformat bilden; gegenüber dem be-
scheidenen Umfang dieser Glückwunschform bedurfte es zur
 
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