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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0066

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mit gana an die Hand vorgehenden Aeriueln gebildet und auf dein
bekannten Musensarkophag mit dem Apollo und der Minerva im
Pio-Clenienliuisclien Museum (T. IV. tav. 16.) sind fast alle
Musen so costumiit. Ucbrigens ist diese Art von tunica manicala
in griechischen und römischen Bildwerken immer nur als Aus-,
nahine von der Regel anzusehen *).

Diefs vorausgesetzt, lüfst sich nun die Frage weit leichter be-
antworten : Was thaten die griechischen Frauen, um ihrem scheuen.
Arm auch noch durch Putz höheren Reiz zu verleihen'? Der Män-
ner Wohlgestalt am Oberam war gymnastische Muskelkraft, lacerli
torosi **). Sie mnfsle bei'm zarteren Geschlecht durch eine wei-
che , rundliche Fülle (brachinra teres) reizender hervortrelen. Wie
konnte diefs aber besser geschehen, als indem man diesen Reicb-
thuui der schonen Formen zu zügeln suchte, wenn man ihm gleich-
sam Fesselu anlegte, ans welchen sie nur um so üppiger hervor-
quollen und noch weit mehr errathen liefsen 1 Diefs ist der Ursprung
aller Armspangen ***), aller den Oberarm umcirkeliiden Bänder
und Prachlgeschmeide (aller Bracelets), die mau mit den, die
Handwurzel umschlingenden Handhäudern nicht verwechseln niufs,
da diese letzteren einem ganz anderen Prineip der schmückenden
Kunst, dein einrahmenden, abgrenzenden, zugehörten. Es ist bis
zum Ueberflufs bekannt, dafs jene Armspangen am zierlichsten
iu der Gestalt einer Art von Schlangen, die man in Griechenland
Drachen nannte und zu vielerlei Schlangengaukelei brauchte (be-
sonders in den Bacchischen Orgien, wo sie aus mystischen Körb-
chen oft schrecklich hervorzüngeltcn), an dem. Oberam der Nymphen
und jugendlichen Frauen ihre Rolle spielten und daher auch selbst
Drachen hiefsen. Denn, um diefs nur im Vorbeigehen zu bemer-
ken, es leidet keinen Zweifel, dafs einst in der frühen Vorwelt
Griechenlands, in der Gegend von Theben auf dem Cilhäron Wei-
ber, von einem Bacchischen Tarantalismus ergriffen, die Nacht-
feier des Bacchus, mit Fackeln in der Hand, unler mancherlei

Der XlT&iy ip-(p'I^XaXo^ des Pollux VII, 47. ist nur die Tracht
freier Männer! P. Ferrari, de re Yest, III, 17, p. 229,, hätte
es nicht so allgemein aussprechen sollen!
**) S. Junius, de pict. V~et. III, 9. 25. p. 2.

***) Sie hiefsen eigentlich annillae. S. Sabina, Th. II. S, 157. Ks
sind in der allgemeinsten Benennung die. •n-sjißf a/iov;« der Grie-
chen , die aber nach Stoff und Form vielerlei Benennungen be-
kamen, wohin auch der Name e(pu; , e>fänovT£; gehörte. Diefs
Alles hat sebon der Däne Bartholin in seiner Monographie:
„de annillis" tleifsig zusammengetragen, neuerlich aber der kun-
dige Pariser Archäolog Raoul-Hochette im ersten Abschnitte
seiner „monumens inedits" bei Gelegenheit der Thetisbilder ge-
lehrt behandelt.
 
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