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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0095

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Nachtrag von F. J. Bast.

Vorstehende Abhandlung war durch einen Correspondenzartikel ans Con-
stantinopel im Modejournal 1799. December S. 612. veranlafst worden,
dessen Verfasser nach Vergleichung einiger anderen Frauensitten des alten
und neuen Griechenlands so fortfahrt:

„Vermuthlich bemerkte mehr als ein Reisebeschreiber, dafs die
Griechinnen, so oft sie in ihrem Staate erscheinen, auf einer Art von
Stelzen einhergehen, die etwa eine Spanne hocb die Form von Holz-
schuhen mit zwei Spannen hohen Absätzen vorn und hinten haben. Sie
heifsen auf Neugriechisch Galenses und werden in der hiesigen Franken-
Sprache gewöhnlich, wie wohl uneigentlich, Galoches genannt*). Sie
dienen, wie die Trägerinnen versichern, dazu, die langen Kleider vor dem
Staube zu bewahren, was aber hier, wo es so wenig Staub giebt, nur
ein leerer Vorwand ist, Der nächste Vortheil, den die hiesigen Mäd-
chen und Frauen in dieser Mode finden, besteht darin, dafs sie sich
ein greiseres und edleres Ansehen dadurch verschaffen. Allein diese
Täuschung dauert nur so lange, als sie sich im Stande der Ruhe be-
finden. Die Grazie des Ganges geht dadurch gänzlich verloren, und
dazu machen sie ein beständiges Klip-klap, Klip-klap! Mir ist diefs
nur in so weit angenehm, als mir diese Charfreitagsklappern, wenn ich
an meinem grünen Jalousiefenster sitze, immer mit Gewifsheit verkündi-
gen, dafs Griechinnen vorbeigehen, die mir nocli immer durch die Neu-
heit ihrer reizenden Tracht einige Augenblicke rauben, die ich mit ih-
rer Betrachtung zubringe.

Doch icli bin fast von meiner Frage abgekommen. Hier ist sie.
Kannten schon die alten Griechinnen solche Fufserhöhungen, oder haben

*) Die Benennung Galochcn scheint mir doch etymologisch sehr rich-
tig und passend zu sein, man mufs dabei nur nicht an die Be-
deutung von blosen Ueberschiihen denken , wie wir das Wort ge-
wöhnlich brauchen. Man leitet dieses Wort falsch von gallicus,
also soviel als gallica solea, ab; es ist vielmehr ein Wort der
mittleren Gräcität v.aXoZiov und verwandt mit dem auch bei latein-
ischen Schriftstellern vorkommenden calopodion, d. h, Jlolzschuh.
Mithin bedeutet es ganz eigentlich Holzschuhe mit hohen Absätzen,
wie es auch noch in den südlichen Provinzen Frankreichs gebraucht
wird. Man vergl. Menage, Dictionnaire Etymolog, s. v. Die
Engländerinnen aus den gemeinen Ständen, die viel auf der
Strafse laufen müssen, haben diese Galochen nun in Stahl ver-
wandelt und nennen sie Pattens, Von ihnen ist im ersten Jahr-
gange dieses Journals schon eine Abbildung gegeben worden, die
zugleich zur Erklärung dieser Galensen dienen kann.

(BütligeO.

6 *
 
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