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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0174

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die Beefe für die Krautpflanznngcn und Gartengewächse gewesen,
lnders würde man sich auch so noch kein ganz deutliches Bild von
dieser Anlage machet! können, wenn mau nicht annähme, dafs das
ganze, mit einer Gartenmauer umschlossene Viereck sich von einer
fruchtbaren Anhübe herab in die Ebene gezogen und also ein dop-
peltes Terrain tbeils au der Abdachung des Hügels, theils unten
auf der bewässerten Fläche gehabt habe *)j Diefs vorausgesetzt,
liefse sich der ganze Garten füglich in zwei Hanptthcile zerschnit-
ten denken. Ganz unten oder, wie wir sagen würden, vorn am
Eingange laufen die völlige Breite des Gartens hindurch geordnete
Beete für die Gartengewächse, und diefs wäre der eine Ilauplthcil.
Ueber diesen fangen die Baum- und Weinpllanzungen an, doch so,
dafs diese ganze Hälfte durch einen, von der Thüre an der unle-
ren Mauer bis oben an die entgegengesetzte Mauer laufenden Haupt-
gang auf's Neue in zwei Hälfleu durchschnitten wurde, wovon die
eine Hälfte dem Oelgarten und den übrigen Obstbäumen, die an-
dere aber dem Weingarten und den gleichsam terrassenförmig auf-
steigenden Rebenpllanzuugen zugetheilt war. Sollte nun nicht ge-
rade diese kluge Benutzung- des Terrains zugleich den .".wallten
Schlüssel des ganzen Räthsels von der Vereinigung der zwei End-
punkte, Blüthe und reifender Frucht, in demselben Gurten enthal-
ten'? Mjan weifs, was eine mehr oder weniger abschüssige, sonnige
oder schaltige Lage des Bodens zur schnelleren oder späteren Zei-
tigtmg derselben Baumfrüchle beilragen kann, zumal, wenn man
sich mit Früh- oder Spätsorten zu versehen und jeder die ihr be-
sonders angemessene Exposition auf der Höhe oder Niedrigling
zu geben weifs. Wie leicht konnte eine so verständige Verlheil—
nng der verschiedenen Sollen, wenn die frühreifenden oben im na-
türlichen Treibhanse den gegen den Hügel stärker anprallenden
Sonnenstrahlen ausgesetzt, die Spätlinge unten im Schallen ge-
plauzt waren, in jenen Klimateu die sonderbare und die
damalige Uncrfahrenheit gewifs sehr befreiödende Erscheinung her-
vorbringen , dafs , während nnlen die Bäume kaum abgeblüht hat-
ten, sich oben schon reifende Früchte bildeten'? Nimmt man nun
noch eine andere, den Alten sehr wohlbekannte Erfahrung' dazu,

*) Da man die geschnittenen Trauben zehn Tage lang auf die Erde
ausbreitete und sie so den Tag über von der Sonne trocknen und
des Nachts bethauen liefs (Hesiod. Ejy. 611. Goguet, Orig,
d, Loix. T, II. p. 1890, so brauchte man dazu einen eigenen freien
Platz, SsiXiiesheiV oder 5j)X<5xe5ov (s. zu Hesych. T. I. c. 1687, 1.)
Von diesem Trockenplätze (den. die Scholien vom nächtlichen Ab-
kühlen der an der Sonne getrockneten Trauben ^uxT>)g> nennen)
sagt nun der Dichter, er sei Asugiu M pjcGptft auf ebenem Bo-
den, gewesen. Nothwendig setzt diefs also Unebenheit, Hage] im
Uebrigen voraus.
 
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