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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0175

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dafs es Aepfel-, Birn- und Fcigenarten gibt, die zweimal im Jalire
(ragen (biferae) *), und denkt man sieh den Fall, dafs diese vom
Klima aufserordentlich begünstigte Pflanzung- mehr dergleichen zwei-
maltragende Bäume gehabt habe, so begreift man leicht, wie die
Sage des Alterthums, die jedes Ungewöhnliche und Neiierfiindeue
zum Wunder umschiif **), auch in diese für damalige Zeit allerdings
ganz neue und unbegreifliche Baumcultur ein Wunder legen ***),

*) Zweimal tragende Aepfelbäume, tfyheu t&v hiCplgwv, hat Theo-
phrast, Hist. Plant. I, 22, p. 67, nach Scaliger's unstreitig rich-
tiger Verbesserung. In Samos gab es auch nach einem Schrift-
steller aus dieser Insel, den Eustathius anfuhrt, p. 1573 , 21.,
Feigen, Aepfel und Trauben, die zweimal trugen. Varro, de R. K.
p. 148, ed. Schneid.: Mülta sunt bifera, ut vites apud Matroum.
(so mufs nach Plinius, s. Hardouin T. II. p. 44, unstreitig gelesen
werden} Smyrnae, malus bifera, ut in agro Consentino. Die bi-
fera iicus ist sehr bekannt. Siehe die Stellen bei Wernsdorf
ad Poet. Minor. T. VI, P. I. p. 125, Doch am merkwürdigsten
ist die Stelle bei'm Plinius XVI, 27. s.'50,: Biferae et in nialis
et piris quaedam — Malus silvestris bifera — Vites quidem et
triferae sunt, quas oh id insanas vocant, quoniam in iis alia
niaturescunt, alia turgescunt, alia fIorent. Wer
sieht Iiier nicht die Nachahmung der Homerischen Trauben im
Garten des Alcinous ? Noch setzt er hinzu: Hoc autem crevit
. perpetuo in agro Africae Tacapensi. Vergl. XVIII, s. 51. Wie
leicht konnte also eine Sage von dieser Fruchtbarkeit des Wein-
stocks im goldenen Hesperien auch unserer Dichtung zum Grunde
liegen ?

**) So erklärte ich mir, um nur noch ein Beispiel aus dieser Wunder-
weit der Phäaken anzuführen, die seltsame Fabel von den ver-
ständigen Schüfen dieser berühmten Seefahrer, Odyss. VIII, 556 ff,,
die keines Steuermanns bedurften und, selbst vom Nebel eingehüllt,
ihrer Direction gewifs immer fortsegelten, von einer damals noch
nicht allgemeinen Geschicklichkeit des Lavirens oder des Gebrauchs
des Seitenwindes (s. Berghaus, Geschichte der Schifffahrt Th. II.
S. 379.5 und von der Fertigkeit, selbst bei Nacht die See zu hal-
ten (vuxTixXoia).

***) Böttiger scheint die noctes solitariae des Johann Baptista
Persona, Vened. 1613. 4,, nicht gekannt zu haben. Dieser gelehrte
Arzt benutzte die von neueren Reisenden gemachten Bemerkun-
gen über die Insel Corfu und bemühte sich, darauf fufsend, die
Wunder des Gartens des Alcinous zu erklären. Er hat noch an-
dere Gründe für das Zusammenfallen von Blüthe und Frucht in
diesem Garten zu linden geglaubt. . S. das 28ste Gespräch mit
der Ueberschrift: Quaenam sit Phaeacum insula et po-
teritne Alcinous rex arte ulla parare sibi hör tum,

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