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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0176

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164

und wie nun der Säuger der Odyssee diesem alten Stamm hespc-
rischer Wundersage sein verschönerndes Mährchen einimpfen und
selbst den späteren Ueberarbeiteru noch Raum zu einem neuen
Zusatz übrig lassen konnte *).

Aber, könnte man fragen, wie stimmt diese gepriesene An-
lage gegen die zeitigenden Sonnenstrahlen mit der ausdrücklichen
Versicherung des Dichteis überein, dafs der Westwind der alleinige
Schöpfer dieser üppigen Befruchtung gewesen sei*?

Diese tragen beständig im Jahr, nie mangelnd des Obstes,
Nicht im Sommer noch Winter, vom at hm enden Weste

gefächelt.

Hat man doch sogar daraus geschlossen, dafs dieser Garten
nur die Abendsonne gehabt haben könne, weil er nur dann dem
Zepliyr ganz zugekehrt gewesen sei. Diefs wäre allerdings eben
nicht die glänzendste Probe einer verständigen Gartenanlage und
möchte die günstige Meinung vom Hofgärtner des Königs der
Phäaken ziemlich herabstimmen. Allein so etwas wollte auch Ho-
mer dadurch gewifs nicht angedeutet wissen. Ans den phöni-
cischen Schiffersagen hatte sich unter den Griechen eine Menge
wunderbarer Erzählungen von der unglaublichen Fruchtbarkeit al-

qui perpetuo fruetns ederet, an autem id sit peni-
tus fabulosum? Bast.
*) Der I20ste Vers: avrag ixi ertxCpvXy era^vX^ avy.ov h' ex! cruxio,
Traub* auf Traut' erdunkelt, es schrumpfen auch
Feigen auf Feigen, nach Vofsens Uebersetzung ist wahr-
scheinlich nur nacli seiner zweiten Hälfte alt. Es ist merkwürdig,
dafs Aelian, Diogenes von Laerte und Philoponus im Leben des
Aristoteles, wo die ganze witzige Anwendung erzählt wird, die
der aus Athen auswandernde Aristoteles von dieser zweiten Hälfte
auf die Athenischen Sycophanten machte, ([man seile die Stellen
bei Menage zum Diog. V, 9. und Alberti zu Hesych. T. II,
c. 830, 22.) den ganzen Vers alle so citirten: oyyyj) Ix' SyxvV
yqgäoy.st, cZv.ov 5' $#} am™. Gewifs sind die Aepfel und Trau-
ben ein späterer Zusatz, den indefs Diodor von Sicilien II, 56. p,
169, Wessel, schon gekannt haben miifste, wenn aus solchen Ci-
taten mit Sicherheit etwas geschlossen werden könnte, Der Haupt-
grund, warum ich aber die erste Hälfte des 120sten Verses und
also auch die letzte des vorhergellenden für untergeschoben er-
kläre, liegt deutlich im ganzen Zusammenhange der Erzählung,
Erst im folgenden I23sten Verse beginnt der Dichter seine Schilder-
ung des Weingartens. Nocli ist im Vorhergehenden keine Sjlbe
von den Weintrauben gesagt worden, und doch reift schon eine
über die andere. Wie konnte man diese Ungereimtheit bis jetzt
noch in allen Ausgaben des ehrwürdigen Dichters dulden?
 
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