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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0326

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das geruchlose Selbstverlßsehen des ausgebrannten Dochtes be-
wirkte *), wozu sich ans den Herculatiischen Lampen allerlei Er-
läuterungen linden lassen, noch mancherlei seihst für unsere heuti-
gen Studiilampen ablernen.

Alle diese Lampen, sobald 6ie nicht aufgehangen wurden, be-
durften der Lampentischchen und Gestelle. Auch diese findet man
in gröfsler Mannichfalligkeit und Zierlichkeit. Die Lanipentisch-
chen (lanipadaria) waren nichts Anderes als Dreifüfse in ieinge-
wundenen Ausbeugungen, gewöhnlich mit Löwentatzen und einer
runden Platte (discus) oben darauf (s. die Herculaniscben
Lam pentafeln LVJII — LX.). Mau ging weiter und stellte
auf diesen Dreifufs einen Sänlenschaft und betrachtete nun die oben
aufzusetzende Platte, worauf die Lampe gestellt werden konnte, als
das Kapital der Säule. Zum gewöhnlichen Gebranch erfand man
eine sehr zierliche und noch jetzt bei unseren neumodischen Tisch-
chen anwendbare Vorrichtung zur Verkürzung oder Verlängerung
des Schaftes (s. die Hercu laui sc h e n Lampen Taf. LXX.
LXXL). Die gewöhnlichste Form blieb indessen immer diejenige,
wo ein unbeweglicher Schaft die obere Selieibe trug, und diese
heifst man eigentlich Candelaber. Unendlich ist auch liier die Ab-
stufung von dem einlachen, in Bronze nachgemachten Rohrstab
oder dem knotigen Stecken bis zu den prächtig aufgesclimückten,
mit Sculptur und Reliefs reichlich versehenen Marmorcandelahern im
Museum Pio-Clementinum zu Rom. Fast alle Säulenordnungeu
der alten Baukunst erscheinen hier in verjüngtem Mafsstabe. Da
gibt es glatte und kanellirte Schäfte, da gibt es Säulen und Pi-
laster mit korinthischen Akanthuskapitälern, und diese schliefseu
sich in zierliche Vasen und Glockenblumen zusammen. Auch un-
ten oberhalb des Dreifufsgestelies wurden künstlich ausgetriebene
Scheiben befestigt, die den oberen entgegenstehen. Das Metall
ist entweder einfach oder in Damascenerarbeit eingelegt und viel-
farbig. Kurz, man erstaunt und findet immer neuen SlolF zur Be-

*) Die Alten kannten natürlich den widrigen Geruch einer ausge-
löschten Lampe so gut wie wir (s. Lucrez VI, 701.}, da er so-
gar nach des Aristoteles's Meinung bei Schwangeren eine Fehlge-
burt bewirken konnte. Plinius VII, 7, Sie wnfsten aber den
Docht, der überhaupt sehr dick war (s. den Commentar zu
ilen Lucerne d'Ercolano p. 212.), mit dein Mafse des Oels so zu
berechnen, dafs, wenn er ausgebrannt war, (wonach man selbst die
Nachtzeit abmessen konnte, s. Paulus Silent., Anthol, T. III. p.
79. XXVIII.) das Flümmchen leise verglomm, was die Grie-
chen einschläfern (Phrynichus bei'm Pollux VII, 1780 nennen.
Daraus erklärt sich die dormitans lucerna Ovid's in den Heroi-
den XIX., die Burmann fälschlich in duticiens verändern wollte,
S. Lucerne d'Ercolano tav. XV. mit dem Commentar p. 94.
 
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