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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0337
XXIV.
Stierkämpfe.
Ein Sieg des Alterthums über die Modernen.
Ais vor einigen Jahren im britischen Unterhanse das Stierheizen,
woran sich der englische Pöbel in mehreren Provinzialstädlen noch
immer zu ergötzen pflegt, als eioe brutale Unsitte laut gescholten
und eine Bill dagegen in Anregung gebracht wurde, nahm sich
der damalige Kriegsininister Windham dieses bluttriefenden Scher-
zes mit grofser Beredsamkeit au und zeigte, dafs nur durch solche
Krafläufseniugeu und Reizungen das Volk vor völliger Erschlaff-
ung und französischer Verweichlichung gesichert werden könne.
Mau fand diefs für einen Kriegsminister sehr conseuuent. Aber
die Menschheit trauerte.
Der stärkste Einwurf dagegen wurde stets ans der feigen
Grausamkeit abgeleitet, womit bei solcher Gelegenheit ein schuld-
loses Thier gequält und der Zuschauer durch den Aublick dieser
Martern selbst zur wildesten Gefühllosigkeit verhärtet 'wird. Die-
ser gegründete Tadel würde gröfstentheils wegfallen, wenn die
Gegner und Bekämpfet' des edlen Thieres blos durch Gewandtheit
und aufserordentliche Muskelkraft ihre Ueherlegenheit bewiesen.
Dergleichen Kraflanstrengungen und Force haben iu älteren und
neueren Zeiten das Ihrige selbst bei verständigen Menschen darum
gegolten, weil sie als gymnastische Probestücke die höchste Aus-
bildung gewisser Kräfte voraussetzen, durch welche der Mensch
von jeher sein Anrecht auf die Herrschaft über die thierische
Schöpfung geltend zu macheu wufste. Aber selbst da, wo der
Stierkampf noch allein als öffentliche, vom königlichen Statthalter
selbst autorisirte Volksbelustigung gilt, in Portugal und Spauieu,
ist die hochgepriesene Conida oder fiesta de toros nichts als eine
aus drei Auftritten zusammengesetzte Ochseuhcfze, wo an dem
einen hundertfach geprickelten und geslachelten Thiere oft zwanzig
und mehrere Toreadoreu nach ihren verschiedenen Rangordnungen
zum Ritter werden. Ihr gröfsfes Verdienst beruht in der Schnellig-
keit des Ausreifsens und, wenn es bei den sogenaunlen Picadoren
Stierkämpfe.
Ein Sieg des Alterthums über die Modernen.
Ais vor einigen Jahren im britischen Unterhanse das Stierheizen,
woran sich der englische Pöbel in mehreren Provinzialstädlen noch
immer zu ergötzen pflegt, als eioe brutale Unsitte laut gescholten
und eine Bill dagegen in Anregung gebracht wurde, nahm sich
der damalige Kriegsininister Windham dieses bluttriefenden Scher-
zes mit grofser Beredsamkeit au und zeigte, dafs nur durch solche
Krafläufseniugeu und Reizungen das Volk vor völliger Erschlaff-
ung und französischer Verweichlichung gesichert werden könne.
Mau fand diefs für einen Kriegsminister sehr conseuuent. Aber
die Menschheit trauerte.
Der stärkste Einwurf dagegen wurde stets ans der feigen
Grausamkeit abgeleitet, womit bei solcher Gelegenheit ein schuld-
loses Thier gequält und der Zuschauer durch den Aublick dieser
Martern selbst zur wildesten Gefühllosigkeit verhärtet 'wird. Die-
ser gegründete Tadel würde gröfstentheils wegfallen, wenn die
Gegner und Bekämpfet' des edlen Thieres blos durch Gewandtheit
und aufserordentliche Muskelkraft ihre Ueherlegenheit bewiesen.
Dergleichen Kraflanstrengungen und Force haben iu älteren und
neueren Zeiten das Ihrige selbst bei verständigen Menschen darum
gegolten, weil sie als gymnastische Probestücke die höchste Aus-
bildung gewisser Kräfte voraussetzen, durch welche der Mensch
von jeher sein Anrecht auf die Herrschaft über die thierische
Schöpfung geltend zu macheu wufste. Aber selbst da, wo der
Stierkampf noch allein als öffentliche, vom königlichen Statthalter
selbst autorisirte Volksbelustigung gilt, in Portugal und Spauieu,
ist die hochgepriesene Conida oder fiesta de toros nichts als eine
aus drei Auftritten zusammengesetzte Ochseuhcfze, wo an dem
einen hundertfach geprickelten und geslachelten Thiere oft zwanzig
und mehrere Toreadoreu nach ihren verschiedenen Rangordnungen
zum Ritter werden. Ihr gröfsfes Verdienst beruht in der Schnellig-
keit des Ausreifsens und, wenn es bei den sogenaunlen Picadoren