Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Stolberg, Friedrich: Vogesenburgen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0059
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
So

stein und Alrichsburg über Rappoltsweiler, hat der Sand-
stein als das Hauptmaterial gedient. Zn der Alrichsburg
treffen wir bereits die Vogesenburg in ihrer vollkommen-
sten Entwicklung. Ausgedehnte Zwingeranlagen, Palas-
und Wohnbauten bauen sich in Terrassen über- und vor-
einander aus, überhöht von dem viereckigen Bergfried,
der hinüberblickt nach der kecken, aus schwindelndem
Felsgrate reitenden Ruine Giersberg. Benachbart schaut
die Hohkönigsburg von ihrem 755 Meter hohen Sand-
steinkegel in die Ebene hinab. Mit ihren ausgedehnten
Palasbauten, ihren Zwingeranlagen und mächtigen Boll-
werken ist sie die größte und sortisikatorisch ausgebildetste
aller Vogesenburgen. Da ja über die Hohkönigsburg
eine zahlreiche und vortreffliche Literatur existiert (Mono-
graphie von Ebhardt), erübrigt sich ein näheres Eingehen
an dieser Stelle. Wie einen König sein Gefolge um-
steht ein ganzer Kranz von kleineren, aber recht stattlichen
Burgen die Hohkönigsburg. Anmittelbar benachbart
liegen die Reste der Ödenburg, am Fuße des Schloßberges
erhebt sich die schöne/Ruine Kinzheim mit ihrem gut er-
haltenen Palas und dem runden Bergfried, gegenüber der
Hohkönigsburg aus einsamer Tannenhöhe lagert breit und
massig die Frankenburg, deren runde Grundrihdisposition
und klobige Unterbauten den Ursprung aus der alten
keltischen Wallburg erkennen lassen.
Mit derFrankenburg haben wir dasWeilertal erreicht,
das einen markanten Einschnitt im Baue der Vogesen
darstellt und das Gebirge in eine südliche'und eine nördliche
Hälfte scheidet. Die bisher namhaft gemachten Burgen
liegen in dem südlichen Abschnitte (von der Burgundischen Pforte bis zum Weilertale). Zn dem nun folgenden
nördlichen Gebiete (vom Weilertale bis zum Passe von Zabern) wird zunächst das typischeMaterial der Vogescn-
burg, der Sandstein, noch einmal verdrängt vom Granit,
welcher hier Werke von besonderer Schönheit hervor-
gebracht hat. Geradezu imponierend in ihrem ge-
schlossenen kecken Ausbau wirken die beiden granitenen
Torwächter des Weilertales: Ortenberg und Ramstein.
Ortenberg mit seinem ZO Meter hohen schlanken Bergfried
und der glatten Mantelmauer, die den Turm bis zu zwei
Drittel der Höhe wie ein Panzer umschließt, ist ein Bau-
werk von ganz außerordentlicher Schönheit, das wie ein
Monument von den Granitklippen aufragt. Die starke
Betonung der Vertikale kennzeichnet die Burg schon von
weitem als Werk der Gotik, im Gegensatz zu den schweren,
breit gelagerten Massen romanischer Anlagen, wie wir
deren eine in der Frankenburg jenseits des Tales trafen.
Der Bergfried von Ortenberg ist im Grundriß fünfeckig
und mit der scharfen Kante gegen die Angrisfseite ge-
stellt, eine bei den Burgen der Vogesen häufige Bau-
weise (Schrankenfels, Neichenstein, Bernstein, Birkcnsels,
Kagensels, Alt-Windstein). Daß auch ein unbequemes
Material wie Granit sehr sauber verarbeitet werden kann,
zeigt Burg Bernstein. Hier ist das Mauerwcrk aus tadel-
losen Bossenquadern errichtet, und sogar die Fenster-
psosten am Palas sind aus Granit hergestellt im Gegensatz
zu den Nachbarschlössern, wo für die feineren Haustein-
glieder der Sandstein herangezogen wurde. Zn der
Reihe der Granitburgen verdient noch Burg Andlau über
Barr besonderer Erwähnung. Sie bietet das in den
Vogesen einzig dastehende Beispiel einer zwcitürmigen,
völlig symmetrischen Anlage. Der schloßartige, von regel-
mäßigen Fensterreihen durchbrochene Palas wird rechts
und links von je einem runden Bergfried eingefaßt. Die
beiden genau gleichen Türme mit der dazwischen stehen- Abb. SS. Dahner Schlösser, Rheinpfalz.



Abb. S4. Ruine Schöneck bei Niederbronn.
 
Annotationen