Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0025
DOI Heft:
Heft 1/2
DOI Artikel:Mayer, August Liebmann: Die Sammlung Sir William van Horne in Montreal
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DIE SAMMLUNG S]R WILL!AM VAN HORNE IN MONTREAL
Abb. 9. DAUMIER, Die Flüchtiinge
Goya kann als Porträtmaler nicht glänzender vertreten [ein ais mit dem ra[figen
Stück aus [einer mittleren Zeit, das wahr[cheinlich die Schau[pielerin Rita Molinas
wiedergibt (Abb. 7) und mit den beiden, [chon den ganzen Manet vorwegnehmenden
Bildni[[en des Marques de Ca[tro[uerte und [einer Gattin, die im zweiten Jahrzehnt des
19. Jahrhunderts ent[tanden [ein dür[ten. Die „Szene aus dem Unabhängigkeitskrieg"
dagegen vermag ich nicht mit Loga [ür Goya zu halten, glaube vielmehr, daß das
Bild ein eben[o charakteri[ti[ches Werk des älteren Lucas i[t, wie die gleich[alls Goya
zugewie[ene Mönchs[zene eine typi[che Arbeit des jüngeren Lucas.
Unter den modernen Franzo[en verdient neben Arbeiten von G er i ca ult, Delacroix
(„Sam[on", „Schi[[ im Sturm" und „zwei Löwen") und Millet („P[erde im Stall") vor
allem eine große Eichenland[cha[t von Rouj'jeau, [owie ein [rühes Land[cha[tsbild des
gleichen Mei[ters be[ondere Beachtung. Corot wird durch zwei [ehr delikate, [igurale Stücke
aus [einer [päteren Zeit trefflich repräfentiert, befonders gelungen ift die „Mutter mit dem
Kind an der Bruft". Ausgezeichnet ift Daumier vertreten: Voran das blumige, von köft-
lichem Humor erfüllte Bild „Nymphen, von Satyrn verfolgt" (Abb. 8), das anfcheinend dem
Daumierbiographen Kloffowski unbekannt war, [chon rein äußerlich betrachtet ein Haupt-
werk des Malers Daumier (1.25 zu 0.98 m); das Gemälde dürfte um 1849—50 entftanden
[ein, da es die größte Verwandtfchaft aufweift mit der Skizze zu dem 1849 im Salon aus-
geftellten Bilde „Der Müller, [ein Sohn und der Efel". Nicht minder großartig ift das,
namentlich wegen der packenden künftlerifchen Geftaltung des Vorwurfs heute doppelt
intereffierende Gemälde aus der fpäteren Zeit des Künftlers „Die Flüchtlinge" („Le coup
de vent", früher in der Sammlung Mme. Esnault-Pelteree in Paris, Abb. 9). Daneben find
das Bild „Der Vater, fein Kind badend" und die Deckfarbenmalereien „Hauskonzert"
und „Frauen vor dem Modegefchäft" nicht zu vergeffen. Von Courbet [ieht man ein
[pätes, [aftiges Stilleben, in St. Pelagie gemalt; endlich [eien neben [ehr guten Arbeiten
von Renoir und Touloufe-Lautrec zwei Werke aus der Spätzeit Cezannes ge-
nannt, eine abgeklärte Landfchaft und ein Porträt der Gattin des Künftlers.
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Abb. 9. DAUMIER, Die Flüchtiinge
Goya kann als Porträtmaler nicht glänzender vertreten [ein ais mit dem ra[figen
Stück aus [einer mittleren Zeit, das wahr[cheinlich die Schau[pielerin Rita Molinas
wiedergibt (Abb. 7) und mit den beiden, [chon den ganzen Manet vorwegnehmenden
Bildni[[en des Marques de Ca[tro[uerte und [einer Gattin, die im zweiten Jahrzehnt des
19. Jahrhunderts ent[tanden [ein dür[ten. Die „Szene aus dem Unabhängigkeitskrieg"
dagegen vermag ich nicht mit Loga [ür Goya zu halten, glaube vielmehr, daß das
Bild ein eben[o charakteri[ti[ches Werk des älteren Lucas i[t, wie die gleich[alls Goya
zugewie[ene Mönchs[zene eine typi[che Arbeit des jüngeren Lucas.
Unter den modernen Franzo[en verdient neben Arbeiten von G er i ca ult, Delacroix
(„Sam[on", „Schi[[ im Sturm" und „zwei Löwen") und Millet („P[erde im Stall") vor
allem eine große Eichenland[cha[t von Rouj'jeau, [owie ein [rühes Land[cha[tsbild des
gleichen Mei[ters be[ondere Beachtung. Corot wird durch zwei [ehr delikate, [igurale Stücke
aus [einer [päteren Zeit trefflich repräfentiert, befonders gelungen ift die „Mutter mit dem
Kind an der Bruft". Ausgezeichnet ift Daumier vertreten: Voran das blumige, von köft-
lichem Humor erfüllte Bild „Nymphen, von Satyrn verfolgt" (Abb. 8), das anfcheinend dem
Daumierbiographen Kloffowski unbekannt war, [chon rein äußerlich betrachtet ein Haupt-
werk des Malers Daumier (1.25 zu 0.98 m); das Gemälde dürfte um 1849—50 entftanden
[ein, da es die größte Verwandtfchaft aufweift mit der Skizze zu dem 1849 im Salon aus-
geftellten Bilde „Der Müller, [ein Sohn und der Efel". Nicht minder großartig ift das,
namentlich wegen der packenden künftlerifchen Geftaltung des Vorwurfs heute doppelt
intereffierende Gemälde aus der fpäteren Zeit des Künftlers „Die Flüchtlinge" („Le coup
de vent", früher in der Sammlung Mme. Esnault-Pelteree in Paris, Abb. 9). Daneben find
das Bild „Der Vater, fein Kind badend" und die Deckfarbenmalereien „Hauskonzert"
und „Frauen vor dem Modegefchäft" nicht zu vergeffen. Von Courbet [ieht man ein
[pätes, [aftiges Stilleben, in St. Pelagie gemalt; endlich [eien neben [ehr guten Arbeiten
von Renoir und Touloufe-Lautrec zwei Werke aus der Spätzeit Cezannes ge-
nannt, eine abgeklärte Landfchaft und ein Porträt der Gattin des Künftlers.
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