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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 1/2
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Bombe, Walter: Florentiner Miniaturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0039

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FLORENTINER MINIATUREN


Abb. 8. ATTAVANTE DEGLI ATTAVANTI, Miniatur aus dem Meßbuch für den Bifchof
James von Doi in der Bretagne (jet}t im Domfdha§ zu Lyon): Das JüngJte Gericht
anderen (Abb. 2) die Markthalle von Or San Michele mit der älteften Wiedergabe des
Madonnentabernakels von Orcagna, als Schauplatz einer Handlung der göttlichen Ge-
rechtigkeit. Neben den Sündern find wie auf einer Darftellung des Jüngften Gerichtes
die Guten dargeftellt; neben den fatten Bürgern, die froh ob des gemachten Kaufes
und unbekümmert um die Not der Armen nach Haufe zurückkehren, fehen wir andere
von Hunger gequält fich an der Erde winden und vergebens die Hand nach einem
Aimofen ausftrecken. Oben im Himmel aber bereitet fich die göttliche Rache vor. Der
Teufel empfängt aus den Händen Gottes Schwert und Geißel, während der Engel des
Herrn die himmlifchen Pofaunen zerbricht und in fein geftirntes Reich zurückkehrt. Das
atles wird in ungelenken Formen naiv moralifierend mit derben und draftifchen Mitteln
vor Augen geführt.
Im 15. Jahrhundert wird der von D'Ancona eigentlich erft entdeckte Zanobi Strozzi
(1412 bis nach 1471), ein Schüler Fra Angelicos, der führende Meifter. Fra Benedetto
dei Mugello, der Bruder des fchon auf Erden dem Himmel vermählten Frate, war nach
D'Anconas Feftftellungen ein fchlichter Kalligraph, kein Miniaturift, und die ihm zu-
gefchriebenen Bildminiaturen in den Chorbüchern von S. Marco hat in der Regel Zanobi
Strozzi, die Ornamente Filippo diMatteo Torelli, tätig von 1448 bis 1468, gemalt. Ein
Schüler Fra Angelicos, wie Strozzi und Torelli, war auch Francesco d'Antonio del

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