Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0063
DOI Heft:
Heft 3/4
DOI Artikel:Halm, Philipp Maria: Neuerwerbungen des bayerischen Nationalmuseums
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NEUERWERBUNGEN DES BAYERISCHEN NATIONALMUSEUMS
Abb. 4. Engelgruppe von Igna§ Günther. Uni 1750.
ftellung mehr gewürdigten Anton Franz von Maulpertfch (1724 — 1796) namentlich her-
vorgehoben zu werden. Zwei mehr biidmäßig ausgeführte Arbeiten, Szenen aus dem
Marienleben darftellend, entftammen dem Kreife der Würzburger Urlaub.
Mehr hiftorifches denn künftlerifches Intereffe nimmt ein Porträt des Herzogs Eugen
von Leuchtenberg, gemalt von Jofef Stieler (1781 —1858), in Anfpruch, das bei feiner
etwas glatten und füßiichen Mache doch nicht einer guten Charakteriftik entbehrt.
Wir wenden uns den Hauseinrichtungsgegenftänden und den kunftgewerblichen Er-
zeugniffen zu. An der Grenze zwifchen diefen und den foeben erwähnten Werken
der Malerei hält fich eine bemalte Tifchplatte, die aus Schloß Zellerreith in der Nähe
von Wafferburg a. I. ftammt (Abb. 6). Die Wappen von vier bayerifchen Gefchlechtern,
Ridier, Leitgeb, Zeller und Pärnpeck verweifen die Arbeit wohl auch hinfichtlich ihrer
Entftehung in diefe Gegend und zwar wird fie durch eine genaue Infchrift auf das
Jahr 1531 datiert, ln der Mitte der Platte befindet fich eine Landkarte von Ober- und
Niederbayern, die im wefentiichen fich an die geographifche Karte des Johannes Aven-
tinus vom Jahre 1523 hält, jedoch nach Norden, Süden und Weften erheblich erweitert
ift. Gerade im Zufammenhang mit Aventins Karte erweift fich deshalb die Tifchplatte
als eine auch für die Geographie außerordentlich wichtige Bereicherung, um fo mehr
als auch die zwei Jahre fpätere Redaktion der aventinifchen Karte eine Reihe von
Einzelheiten nicht enthält, die auf der Tifchplatte gegeben find. Den Rand beleben
tüchtige, dekorativ außerordentlich wirkfame figürliche Darftellungen aus dem täglichen
Leben, wie Gelage, Jagd- und Badefzenen, Vogelfang u. ä., Darftellungen, die in ihren
Einzelheiten auch von hohem kulturgefchichtlichen Werte find. Die Annahme, daß
diefe Szenen auf graphifche Vorbilder zurückgehen, hat fich bis jet^t noch nicht nach-
weifen laffen. Die Tifchplatte bietet ein gutes Gegenftück zu der Tifchplatte aus Schloß
Maxlrain aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts im Mufeum.
Wertvolle Bereicherung erfuhr die Sammlung der Edelmetalle. Zeitlich an der
Spi&e fteht ein filbergetriebener, vergoldeter Schalenboden mit Fifcherei- und Jagd-
fzenen, der mit H. G. 1572 datiert ift (Abb. 7). Das Stück (teilt in feiner Klein- und
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Abb. 4. Engelgruppe von Igna§ Günther. Uni 1750.
ftellung mehr gewürdigten Anton Franz von Maulpertfch (1724 — 1796) namentlich her-
vorgehoben zu werden. Zwei mehr biidmäßig ausgeführte Arbeiten, Szenen aus dem
Marienleben darftellend, entftammen dem Kreife der Würzburger Urlaub.
Mehr hiftorifches denn künftlerifches Intereffe nimmt ein Porträt des Herzogs Eugen
von Leuchtenberg, gemalt von Jofef Stieler (1781 —1858), in Anfpruch, das bei feiner
etwas glatten und füßiichen Mache doch nicht einer guten Charakteriftik entbehrt.
Wir wenden uns den Hauseinrichtungsgegenftänden und den kunftgewerblichen Er-
zeugniffen zu. An der Grenze zwifchen diefen und den foeben erwähnten Werken
der Malerei hält fich eine bemalte Tifchplatte, die aus Schloß Zellerreith in der Nähe
von Wafferburg a. I. ftammt (Abb. 6). Die Wappen von vier bayerifchen Gefchlechtern,
Ridier, Leitgeb, Zeller und Pärnpeck verweifen die Arbeit wohl auch hinfichtlich ihrer
Entftehung in diefe Gegend und zwar wird fie durch eine genaue Infchrift auf das
Jahr 1531 datiert, ln der Mitte der Platte befindet fich eine Landkarte von Ober- und
Niederbayern, die im wefentiichen fich an die geographifche Karte des Johannes Aven-
tinus vom Jahre 1523 hält, jedoch nach Norden, Süden und Weften erheblich erweitert
ift. Gerade im Zufammenhang mit Aventins Karte erweift fich deshalb die Tifchplatte
als eine auch für die Geographie außerordentlich wichtige Bereicherung, um fo mehr
als auch die zwei Jahre fpätere Redaktion der aventinifchen Karte eine Reihe von
Einzelheiten nicht enthält, die auf der Tifchplatte gegeben find. Den Rand beleben
tüchtige, dekorativ außerordentlich wirkfame figürliche Darftellungen aus dem täglichen
Leben, wie Gelage, Jagd- und Badefzenen, Vogelfang u. ä., Darftellungen, die in ihren
Einzelheiten auch von hohem kulturgefchichtlichen Werte find. Die Annahme, daß
diefe Szenen auf graphifche Vorbilder zurückgehen, hat fich bis jet^t noch nicht nach-
weifen laffen. Die Tifchplatte bietet ein gutes Gegenftück zu der Tifchplatte aus Schloß
Maxlrain aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts im Mufeum.
Wertvolle Bereicherung erfuhr die Sammlung der Edelmetalle. Zeitlich an der
Spi&e fteht ein filbergetriebener, vergoldeter Schalenboden mit Fifcherei- und Jagd-
fzenen, der mit H. G. 1572 datiert ift (Abb. 7). Das Stück (teilt in feiner Klein- und
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