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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 3/4
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Halm, Philipp Maria: Neuerwerbungen des bayerischen Nationalmuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0068

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NEUERWERBUNGEN DES BAYERISCHEN NATIONALMUSEUMS

riftifAen Brunnenausguß in Form eines
Delphinkopfes aus dem frühen 18. Jahr-
hundert vermehrt werden.
Aus den neuerworbenen Plaketten heben
wir hervor: einige Bieiabgüffe von Flötner:
die Taufe Chrifti, die Schande Noahs und
die Temperantia, ferner eine Juftitia von
Hans Peißer und einen Chriftus als
Schmerzensmann vom Ende des 16. Jahr-
hunderts.
Der Uhrenfammlung wurde zugeführt
eine Marienuhr, wohl Straßburger Arbeit
des 17. Jahrhunderts, eine Standuhr mit
Schildpattauftagen und einem fiibernen
Kruzifix von dem Münchner Meifter Dor-
burg und eine Reifeuhr mit reichem filber-
getriebenen Gehäufe mit der Darftellung
des Opfers der Iphigenie, das als Arbeit
des Friedberger Meifters Heinrich Eckhert
aus der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts bezeugt ift. Die Wende des 18.
zum 19. Jahrhundert vertritt endlich eine
zwar einfache, abpr gefchmaAvoIIe Wand-
uhr des MünAner Meifters Johann Mar-
tin Arzt.
Hier gliedern fiA am geeigneten zwei
Abb. 9. Leuchter, Kupfer emailliert. Limoufiner Inftrumente an, die ihrer Seltenheit halber
Arbeit des 13. Jahrhunderts. eine etwas ausführliAere BefpreAung ver-
dienen. Die äußere ErfAeinung der beiden
feuervergoldeien StüAe legt es nahe, daß die BezeiAnung des einen „Erasmus
Habermel Fecit 1580" auf beide anzuwenden ift. Das erfte der beiden Inftrumente
ftellt ein ZeitbereAnungsdiagramm dar; dasfelbe trägt auf der Vorderfeite eine naA
entgegengefeßten Zeiten als Zeiger ausgeftaltete drehbare SAeibe, auf der die Bilder
von Sonne und Mond und die planifphäre Darftellung der nördliAen Erdhälfte ein-
graviert ift. Der Erdumfang ift mit 5400 deutfAen Meilen angegeben. DurA die
Drehung der SAeibe konnte der Sonnenftand und das Verhältnis der Tag- und
NaAtftunden der welfAen oder böhmifAen Uhr beftimmt werden. Auf der RüA-
feite findet fiA reAts eine UmreAnungstabelle der Längengrade der Erde in
deutfAe Meilen, links ein RahmenfAieber zur Reduzierung der Geftirnhöhen und
des Sonnenftandes. Außer der Datierung und der MeifterbezeiAnung ift hier auA
das Wappen und der Befißernamen „Francisci Padoanis Forolivienfis" angebraAt.
Offenbar qehörte diefer Dr. Franciscus aus Forli zu dem Gelehrtenkreife am Hofe
Rudolfs II.
Ein faft gleiAes wie das vorliegende StüA, gleiAfalls von Habermel herrührend,
befindet fiA in dem MathematifA-phyfikalifAen Salon in Dresden. Erasmus Habermel,
dem noA weitere außerordentliA exakt gearbeitete Inftrumente ihre Entftehung ver-
danken, war von etwa 1585—1600 in Prag anfäffig, wo er eine Werkftätte befaß und


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