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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 3/4
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Halm, Philipp Maria: Neuerwerbungen des bayerischen Nationalmuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0069

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NEUERWERBUNGEN DES BAYERISCHEN NATIONALMUSEUMS
als geometrischer Inftrumentenmacher dem be-
kannten Aftronomen Tycho Brahe Seine Dienfte
lieh; er war jedoch Süddeutscher HerkunSt.
Das zweite neuerworbene Scheibeninstrument
diente aStroIogiSch-mediziniSchen Zwecken und
entstammt, wie erwähnt, gleichfalls der Werk-
Stätte Habermeis. Die Vorderfeite des kreis-
runden Stückes dient zur Beobachtung des
Krankheitsverlaufes mit feinen Krifen und Be-
einfluffungen. Die Scheibe gibt 16 „Dies Medi-
zinales" an, die Regula befindet fich bei dem
„Prinzipium Morbi" und ift auf einer mit den
zweimal zwölf Stunden der ganzen Uhr geteil-
ten größeren Scheibe beweglich. Über die An-
wendung diefes feltenen Stückes gibt das „Astro-
nomicum Caesareum" des Apian Auffchluß und
es erfcheint nicht unwahrfcheinlich, daß die in
dem eben erwähnten Werke befindliche Tafel
in Holzfchnitt unferem Inftrument als Vorbild
gedient hat. Mit Hilfe der Rückfeite konnte
das Verhältnis zwifchen Mond und Planeten-
örtern und der Einfluß diefer Konstellationen
auf den Menfchen beftimmt werden. Für das
Bayerifche Nationalmufeum hat das Inftrument
noch befondere Bedeutung als wertvolle Parallele
zu der etwa gleichzeitigen iatro-mathematifchen
Uhr, die das Nationalmufeum unter feinen alten
Beftänden aufbewahrt. (Vgl. hierzu Baffermann-
jordan, „Die Gefchichte der Räderuhr", Nr. 33.)
Der keramifchen Abteilung wurde als früheftes Rbb. 10. Bronze-Statuette. Italienifche
Stück ein frühislamifcher Topf in kobaltblau Arbeit. Ende des 16. Jahrhunderts,
irifierender Glafur mit dunklerem Palmetten-
ornament (8.-—10. Jahrhundert) zugeführt. Das leider fragmentierte Stück ftammt
aus Raqqa, woher es Dr. Berliner, dem es zu verdanken ift, von einer Studienreife
mitbrachte.
Ein fehr Seltenes, wohl noch dem 14. Jahrhundert angehöriges Erzeugnis, ift eine
aus Augsburg Stammende, tadellos erhaltene Gefichtsurne, deren Henkel als Ohren mit
Ohrringen gebildet find (Abb. 11). Ein verwandtes Stück befit^t das Mährifche Landes-
mufeum in Brünn. Der Zweck diefes Gefäßes mit feiner für Trinkzwecke ungeeigneten,
in Fünfpaß gebildeten Öffnung läßt fich vorerft nicht nachweifen.
Das Beftreben, vor allem die bayerifchen Porzellanfabriken möglichft auszugeftalten,
führte zu der Erwerbung einiger fehr reizvoller Nymphenburger Arbeiten, unter denen
als köftlichftes Erzeugnis von Franz Anton Buftelli die Dame mit dem Fiafchetto in
einer vorzüglichen Ausformung hervorzuheben ift (Abb. 12). Von gleicher Qualität er-
fcheint, von dem gleichen Künftler herrührend, ein Chinefenknabe mit dem Serpent.
Außerdem konnte eine Reihe von Nymphenburger Gefäßen der Sammlung zugeführt
werden.


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