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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 3/4
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Gold, Alfred: Über Handzeichungen von Max Liebermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0079

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ÜBER HANDZEICHNUNGEN VON MAX LIEBERMANN


Abb. 6. Spaziergänger am Strande (1910). Malerifch-graphifches Biatt.

Zeichnung für einen beftimmten Zweck, eine Reproduktion. Die Tufcbzeichnung ift
überrafchend delikat und wirkungsvoll, aber [ehr feiten; fie ift vertreten vor allem in
der fchönen Liebermann-KoIIektion im Dresdner Kabinett. Aquarell und Paftell wurden
als Beifpiele einer voilftändig anderen Ausdrucksform, obwohl fie in der Ausftellung
gleichfalls gezeigt werden, hier mit Abficht außer acht gelaffen.
VERHÄLTNIS ZUR AKADEMIE.
Es bleibt, bei einem umfaffenden Blick über Liebermanns zeichnerifche Produktion,
noch ein Leßtes, was fich zu fagen aufdrängt, außer den kleinen und großen Be-
reicherungen, die man zunädift hinnimmt. Eine Bereicherung ift es, zu erkennen, daß
die Kunft Liebermanns, die man Jahrzehnte lang fo gern fpezialifierte, nicht auf eine
einzige Seite feftgelegt werden kann, nicht auf das Zeichnerifche allein, nicht auf das
Malerifche allein, nicht auf das Artiftifche und im Darfteltungsinhalt Wefenlofe, nicht
auf Impreffionismus, nicht auf Luminismus. Liebermann ift pfychologifch ein größerer
Komplex. Man wird ihm erft gerecht, wenn man in ihm denjenigen fieht, der bei
jeder großen Aufgabe um das ganz Große ringt und aus dem Kampfe um die Be-
herrfchung aller Mittel fowohl das Werk wie die zeichnerifche Studie, fozufagen
deduktiv, hervorgehen läßt.
Daneben bleibt aber noch etwas, und das gibt diefem Künftler, mit dem fich die
Kunftwiffenfchaft noch lange nicht genug auseinandergefeßt hat, erft den Umriß. Es
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