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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 5/6
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Scherer, Christian: Neuerwerbungen des Herzoglichen Museums zu Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0108

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NEUERWERBUNGEN DES HERZOGLICHEN MUSEUMS ZU BRAUNSCHWEIG


Abb. 4. Fürftenberger fog. Tableau, gemalt von Holtmann.

den konnte (Abb. 4). Dargeftellt ift ein junges Hirtenpaar in einer Landfchaft rötni-
fchen Charakters, eine Szene, wie fie uns bisweilen auf Stichen Berchems begegnet,
durch die vielleicht der Maler angeregt worden ift. Die miniaturartig feine Ausführung
des Bildchens erinnert in Zeichnung, Zufammenftellung der Farben fowie in der Be-
handlung von Baumfchlag und Tieren fo lebhaft an die Arbeiten des tüchtigen Figuren-
malers G. A. Hoit$mann, daß kein Zweifel an deffen Urheberfchaft beftehen kann.
Jedenfalls darf das Bildchen, das von einem, tro(5 der fchweren Vergoldung, ungewöhn-
lich fcharf modellierten und faft wie aus fein zifelierter Goldbronze gearbeiteten
Rähmchen umfchloffen ift, den beften Figurenmalereien zugezähit werden, die uns aus
der erften Periode der Fürftenberger Fabrik erhalten geblieben find.
Diefen Arbeiten der Frühzeit, denen das Mufeum von jeher fein ganz befonderes
Intereffe zugewandt hat, reihen fich einige Stücke aus der eigentlichen Blütezeit der
Fürftenberger Manufaktur an; darunter zunächft eine, einem Meißener Modell nach-
gebildete Teemafchine in flachkugeliger Form mit Bügelhenkei in fein gearbeiteter
Tombakfaffung nebft durchbrochenem Unterfa^, der mit aufgeformten Rocaiilen, Masken
und fein modellierten Blümchen aufs reichfte gefchmückt und, ebenfo wie die Kanne,
mit farbigen Blumen in der bekannten lockeren Meißener Art der 60er und 70er Jahre
bemalt ift (Abb. 5). Mit der gleichen Blumenmalerei ift ferner auch eine große, weit-
bauchige Terrine gefchmückt, die an Deckel und Körper ein beliebtes Fürftenberger
Mufter, das fog. gravierte Deffin, zeigt und aus hiefigem Privatbefi^ angekauft werden
konnte.
Einer etwas fpäteren Zeit als diefe beiden, noch den 70er Jahren angehörigen
Stücke entftammt fodann ein Kaffeegefchirr (fog. Solitaire) mit Platte, deffen Formen
meift unmittelbare Nachbildungen griechifcher Tongefäße find, während die in Gelb
mit dünner bräunlicher Innenzeichnung auf fchokoladefarbigem Grunde ausgefparten
Figurenmalereien nach Vafengemälden des Museo Farnesiano kopiert wurden. Da das
Gefchirr dasfelbe ift, das, damals noch im Privatbefi^, fchon in meinem Buche über

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