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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 5/6
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Scherer, Christian: Neuerwerbungen des Herzoglichen Museums zu Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0110

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NEUERWERBUNGEN DES HERZOGLICHEN MUSEUMS ZU BRAUNSCHWEIG


Abb. 7. Fürftenberg-Empirevafe, bem. von Brüning.


Abb. 9. Laterna magika-Gruppe, moderiert
von Hendter 1781.

Rahmen einer Spezialfammlung wie der des Herzogi. Mufeums richlig gewürdigt
werden können. Wir befchränken uns daher auf die genannten hervorragenderen
Stücke, müffen ihnen aber hier noch einige Werke aus dem Gebiet der Fürftenberger
Plaftik anfchließen, die unfere Kenntnis von dem Wefen diefer reizvollen Kunft z. T.
nicht unerheblich erweitern. Voran fteht eine Gruppe, die im Formenverzeichnis der
Fabrik als „Ein Raritätenkerl mit Laterna magica oder Guckkäften" bezeichnet wird und
eine hübfche Straßenfzene darftellt, an der zwei Perfonen, der Beßrer des Guckkaftens
und ein Befchauer, beide in der modischen Zeittracht, beteiligt find (Abb. 9). Solche
Guckkaftengruppen waren ja in der Porzellanplaftik des 18. Jahrhunderts ein beliebter
Gegenftand. Während fie aber meift ganz realiftifch aufgefaßt find, wie z. B. in Wien,
Frankenthal ufw., ift hier die Szene in eine höhere Gefellfchaftsfphäre verlegt, fo daß
es den Anfchein hat, als ob der Modelleur Hendler einen Vorgang aus irgendeiner
der damals in den vornehmen Kreifen fo fehr beliebten „Divertissements", fei es nun
eine Maskerade oder eine Wirtfchaft, venezianifche Meffe u. dergl., habe darftellen
wollen. Jedenfalls hat er mit diefer Gruppe ein Werkchen von außerordentlichem Reiz
gefchaffen, das in Verbindung mit der lebhaften, ja kecken Staffierung als eine der
beachtenswerteren Leiftungen der Spätzeit der Fürftenberger Plaftik — die Gruppe ift
erft 1781 modelliert bezeichnet werden muß. So reicht auch eine zweite, 1780
entftandene Gruppe desfelben Künftlers, nämlich eine den „Herbft" vorftellende Winzer-
gruppe (Abb. 10), nicht an jene heran, wenn ihr auch in der Art, wie hier die drei
Figuren des fißenden Winzers mit Meffer und Traube, eines neben ihm ftehenden

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