Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0111
DOI issue:
Heft 5/6
DOI article:Scherer, Christian: Neuerwerbungen des Herzoglichen Museums zu Braunschweig
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0111
NEUERWERBUNGEN DES HERZOGLICHEN MUSEUMS ZU BRAUNSCHWEIG
Abb. 8. Teile eines Fürftenberger Empiregefchirres, bemait von Brüning.
Mädchens mit Trauben in der Schürze und eines hinter beiden am Boden hockenden
und Trauben in [einen Hut fammelnden Knaben zu einer Rundgruppe zwanglos
vereinigt find, eine gewiffe kompofitionelle Gefchicklichkeit nicht abgefprochen
werden foll.
Von weiteren plaftifchen Arbeiten mögen nur noch einige Einzelfiguren genannt
fein. Zunächft eine Haufiererin mit Brille in der erhobenen Linken und umgehängtem
Kaften, der allerlei nützliche Gegenftände, wie Dofen, Schachteln, Etuis, Brillen, Sche-
ren ufw. birgt (Abb. 11), eine fein modellierte und in allen Einzelheiten forgfältig
durchgeführte Statuette, die Rombridh 1774/5 einem Meißener Modell nachbildete; so-
dann das feltene MiniaturfigOrchen des Herbftes (Abb. 12) aus einer von Desochesl770
modellierten Folge der „vier Jahreszeiten als Chinefen", aus der das Mufeum die
Figürchen des Frühlings und Sommers bereits befit^t, und ferner die kleine Figur eines
Bauernmädchens, das aus einem Korbe Futter ftreut und vermutlich mit einem Modell
identifch ift, das Schubert 1774 (?) als Gegenftück zu der Figur eines „franzöfifchen"
Kutfchers fertigte. Zu diefen durch Kauf in die Sammlung gelangten drei Stücken
kommt dann fchließlich noch ein weiteres, das uns erft vor kurzem durch ein Ver-
mächtnis zugefallen ift. Es ift das fchöne und feltene Modell eines Paris mit dem
goldenen Apfel in der ausgeftreckten Rechten, das Luplau, wie uns die Formen-
verzeichniffe lehren, 1775/6 nach einem „elf-Modell" gearbeitet hat. Wie fchon bei
der, derfelben Folge angehörenden, Figur der Kleopatra*, fo ift auch bei diefer Paris-
figur das vom Modelleur benutzte Vorbild erfreulicherweife noch heute in der Elfen-
beinfammlung des Mufeums vorhanden, und wie ein Vergleich beider Figuren zeigt
(Abb. 13, 14), hat Luplau fein Vorbild bis auf alle Einzelheiten des wundervoll durch-
gearbeiteten, fehnigen und muskulöfen Körpers mit Gefchick und Sorgfalt nachgeformt.
Wir haben hier alfo ein neues Beifpiel für die fchon mehrfach nachgewiefene Be-
Abgebild. Kunftgewerbeblatt, N. F. 1, S. 110.
95
Abb. 8. Teile eines Fürftenberger Empiregefchirres, bemait von Brüning.
Mädchens mit Trauben in der Schürze und eines hinter beiden am Boden hockenden
und Trauben in [einen Hut fammelnden Knaben zu einer Rundgruppe zwanglos
vereinigt find, eine gewiffe kompofitionelle Gefchicklichkeit nicht abgefprochen
werden foll.
Von weiteren plaftifchen Arbeiten mögen nur noch einige Einzelfiguren genannt
fein. Zunächft eine Haufiererin mit Brille in der erhobenen Linken und umgehängtem
Kaften, der allerlei nützliche Gegenftände, wie Dofen, Schachteln, Etuis, Brillen, Sche-
ren ufw. birgt (Abb. 11), eine fein modellierte und in allen Einzelheiten forgfältig
durchgeführte Statuette, die Rombridh 1774/5 einem Meißener Modell nachbildete; so-
dann das feltene MiniaturfigOrchen des Herbftes (Abb. 12) aus einer von Desochesl770
modellierten Folge der „vier Jahreszeiten als Chinefen", aus der das Mufeum die
Figürchen des Frühlings und Sommers bereits befit^t, und ferner die kleine Figur eines
Bauernmädchens, das aus einem Korbe Futter ftreut und vermutlich mit einem Modell
identifch ift, das Schubert 1774 (?) als Gegenftück zu der Figur eines „franzöfifchen"
Kutfchers fertigte. Zu diefen durch Kauf in die Sammlung gelangten drei Stücken
kommt dann fchließlich noch ein weiteres, das uns erft vor kurzem durch ein Ver-
mächtnis zugefallen ift. Es ift das fchöne und feltene Modell eines Paris mit dem
goldenen Apfel in der ausgeftreckten Rechten, das Luplau, wie uns die Formen-
verzeichniffe lehren, 1775/6 nach einem „elf-Modell" gearbeitet hat. Wie fchon bei
der, derfelben Folge angehörenden, Figur der Kleopatra*, fo ift auch bei diefer Paris-
figur das vom Modelleur benutzte Vorbild erfreulicherweife noch heute in der Elfen-
beinfammlung des Mufeums vorhanden, und wie ein Vergleich beider Figuren zeigt
(Abb. 13, 14), hat Luplau fein Vorbild bis auf alle Einzelheiten des wundervoll durch-
gearbeiteten, fehnigen und muskulöfen Körpers mit Gefchick und Sorgfalt nachgeformt.
Wir haben hier alfo ein neues Beifpiel für die fchon mehrfach nachgewiefene Be-
Abgebild. Kunftgewerbeblatt, N. F. 1, S. 110.
95