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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 5/6
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Scherer, Christian: Neuerwerbungen des Herzoglichen Museums zu Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0117

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NEUERWERBUNGEN DES HERZOGLICHEN MUSEUMS ZU BRAUNSCHWEIG


Abb. 23. Silberne Schale. Braunfdiweig, Ende des 17. )ahrh.

der Carracci znrückzugehen, während die Malerei feibft den Arbeiten der Grue nahe-
fteht, wenn auch die in der rechten untern Ecke fiüchtig eingekra^te Signatur des
Cario Antonio Grue, eines der beften Maier diefer Famiiie, ficher nicht urfprüngiich,
fondern erft fpäter hinzugefügt worden ift. Der Teiier, der aus der Verweigerung der
Sammiung von Schacky ftammt, zeigt am Rande drei Putten zwifchen Akanthusranken,
in der Mitte einen Frauenkopf im Rubensfchen Stii, in der Hohlkehie zwei Füiihörner
und zwei mit Früchten gefülite Schaien. Beide Stücke, von denen freiiich das iet$tere
nur ais ein typifches Beifpiei der Durchfchnittskunft Cafteiiis gelten kann, bezeichnen
fchon um deswiiien einen fehr wiiikommenen Zuwachs, weit durch fie die Gattung
der Cafteliimajoiiken, die im aiten Beftand der hiefigen Sammiung auffäiiigerweife
gänziich fehit, nunmehr wenigftens eine einigermaßen angemeffene Vertretung ge-
funden hat.
Hinter den keramifchen Erwerbungen treten die der übrigen kunftgewerbiichen
Sammlungen fehr zurück. Für fie konnten nur einige wenige Stücke gekauft werden.
Unter ihnen verdienen zunächft eine befondere Hervorhebung eine eiferne Kaffette in
Form einer füddeutfchen, fpätgotifchen Truhe mit geäßten Mauresken im Stil der
Ornamentftiche desBaithafarSyivius, eine treffiiche Arbeit des 16. Jahrhunderts (Abb. 20),
fodann eine kieine Emaiidofe mit farbigen Biumen und einer hübfchen Watteaufzene
auf dem Deckei und weiterhin ein intereffantes Trinkgias von konifclier Form auf
niedrigem Fuß, iängsfacettiert gefchiiffen und reich in Tieffchnitt verziert: vorn mit
einer Kartufche in Laub- und Bandelwerkftii, in der fich ein von zwei Löwen gehai-
tenes Rundfchiid befindet, das die Initiaien J. G. S. enthäit und von einem bekrönten
Zirkel nebft Winkelmaß überragt wird; hinten mit dem Vers: „Diefes Gias führt unfer
Waffen, Wers zerfchiägt, den wohn wir ftraffen". Das Gias (Abb. 2i) fcheint hier-
nach dem Mitglied einer Maurer- oder Zimmermannsinnung gehört zu haben und
dürfte, worauf der Stii der Ornamentik und gewiffe Merkmale der Technik hinweifen,
dem zweiten Viertei des 18. Jahrhunderts zuzuweifen fein, ohne daß fich jedoch
Sicheres über feine örtliche Herkunft fagen iieße.

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