NEUERWERBUNGEN DES HERZOGLICHEN MUSEUMS ZU BRAUNSCHWEIG
Verhältnismäßig reich ift dagegen der
Zuwachs an Werken der Edelfdhmiede-
kunft, doch find diefe, entfprechend
unferm fchon feit Jahren verfolgten
Sammlungsplan, ausfchließlich Braun-
fchweigifcher Herkunft. An der Spitze
fteht ein filbervergoldeter Deckelhumpen
(Abb. 22), der in getriebener Arbeit mit
dreileichtbekleideten, mufizierenden Flügel-
geftaiten in ornamental umrahmten Fel-
dern, deren Zwifchenräume durch Pal-
metten und geflügelte Engelsköpfe aus-
gefüllt werden, verziert ift; Ornamente,
die fich fchon ftark dem Knorpel- und
Ohrmufchel-Sti) der frühen Barockzeit
nähern, umziehen den Wulft des Fußes,
während der des Deckels mit Hunden,
die Hafen verfolgen, gefchmückt, der
zierliche Henkel aber mit Knöpfen und
einem Engelsköpfchen befeßt ift. Auf
Grund der Meiftermarke konnte der
Humpen als eine Arbeit des zu Anfang
des 17. Jahrhunderts in Braunfchweig
nachweisbaren Goidfchmiedes Melchior
Schorkopf feftgefteilt werden, doch fcheint
der Charakter der ornamentalen Ver-
zierungen, die eine nahe Verwandtfchaft
mit gewiffen Ornamentftichen des R. Cuftos nach Erfindungen L. Kilians bekun-
den, die Entftehung des Stückes genauer in die Zeit um 1620 zu verweifen. Um
mehrere Jahrzehnte fpäter, d. h. gegen Ende des 17. Jahrhunderts, dürfte fodann
eine flache Schale (Abb. 23) anzufeßen fein, die korbflechtartig gemuftert und in
der Mitte in einem, von einer Perlfchnur eingefaßten Oval mit einem für jene
Zeit charakteriftifchen hochgetriebenen Fruchtftück gefchmückt ift, während die ge-
rade abftehenden Handhaben vergoldet und mit fymmetrifchen Akanthusranken in
flacher Treibtechnik bedeckt find. Leider ift bei diefem Stück die Meiftermarke fo
nachläffig und unfeharf eingeprägt, daß der Name des Goidfchmiedes nicht ermittelt
werden konnte.
Eine weitere ftattliche Probe Braunfchweigifcher Goldfchmiedekunft ift eine Kaffee-
kanne in Birnenform, die an Leibung, Ausguß und Deckel aufs reichfte mit Rokoko-
kartufchen und Blütenranken in getriebener Arbeit verziert ift, während ein naturali-
ftifcher Blütenzweig in gegoffener Arbeit die Stelle des Deckelknaufes vertritt
(Abb. 24). Auch hier mußte von einer fichern Zuweifung an einen beftimmten
Meifter, vorläufig wenigftens, abgefehen werden, da die drei Initialen der Marke
fich in gleicher Weife auf Joh. Cafper Klipp, wie auf Joh. Chrift. Knorre, die 1766
bzw. 1767 in Braunfchweig tätig, bislang aber in ihrem Schaffen noch unbekannt
waren, beziehen laffen. Doch beweift auch diefe Arbeit wieder, daß Braunfchweig
gerade in der Blütezeit des Rokoko, aus der ja noch verhältnismäßig zahlreiche
Abb. 24. Siiberne Kaffeekanne. Braunfchweig
um 1765.
102
Verhältnismäßig reich ift dagegen der
Zuwachs an Werken der Edelfdhmiede-
kunft, doch find diefe, entfprechend
unferm fchon feit Jahren verfolgten
Sammlungsplan, ausfchließlich Braun-
fchweigifcher Herkunft. An der Spitze
fteht ein filbervergoldeter Deckelhumpen
(Abb. 22), der in getriebener Arbeit mit
dreileichtbekleideten, mufizierenden Flügel-
geftaiten in ornamental umrahmten Fel-
dern, deren Zwifchenräume durch Pal-
metten und geflügelte Engelsköpfe aus-
gefüllt werden, verziert ift; Ornamente,
die fich fchon ftark dem Knorpel- und
Ohrmufchel-Sti) der frühen Barockzeit
nähern, umziehen den Wulft des Fußes,
während der des Deckels mit Hunden,
die Hafen verfolgen, gefchmückt, der
zierliche Henkel aber mit Knöpfen und
einem Engelsköpfchen befeßt ift. Auf
Grund der Meiftermarke konnte der
Humpen als eine Arbeit des zu Anfang
des 17. Jahrhunderts in Braunfchweig
nachweisbaren Goidfchmiedes Melchior
Schorkopf feftgefteilt werden, doch fcheint
der Charakter der ornamentalen Ver-
zierungen, die eine nahe Verwandtfchaft
mit gewiffen Ornamentftichen des R. Cuftos nach Erfindungen L. Kilians bekun-
den, die Entftehung des Stückes genauer in die Zeit um 1620 zu verweifen. Um
mehrere Jahrzehnte fpäter, d. h. gegen Ende des 17. Jahrhunderts, dürfte fodann
eine flache Schale (Abb. 23) anzufeßen fein, die korbflechtartig gemuftert und in
der Mitte in einem, von einer Perlfchnur eingefaßten Oval mit einem für jene
Zeit charakteriftifchen hochgetriebenen Fruchtftück gefchmückt ift, während die ge-
rade abftehenden Handhaben vergoldet und mit fymmetrifchen Akanthusranken in
flacher Treibtechnik bedeckt find. Leider ift bei diefem Stück die Meiftermarke fo
nachläffig und unfeharf eingeprägt, daß der Name des Goidfchmiedes nicht ermittelt
werden konnte.
Eine weitere ftattliche Probe Braunfchweigifcher Goldfchmiedekunft ift eine Kaffee-
kanne in Birnenform, die an Leibung, Ausguß und Deckel aufs reichfte mit Rokoko-
kartufchen und Blütenranken in getriebener Arbeit verziert ift, während ein naturali-
ftifcher Blütenzweig in gegoffener Arbeit die Stelle des Deckelknaufes vertritt
(Abb. 24). Auch hier mußte von einer fichern Zuweifung an einen beftimmten
Meifter, vorläufig wenigftens, abgefehen werden, da die drei Initialen der Marke
fich in gleicher Weife auf Joh. Cafper Klipp, wie auf Joh. Chrift. Knorre, die 1766
bzw. 1767 in Braunfchweig tätig, bislang aber in ihrem Schaffen noch unbekannt
waren, beziehen laffen. Doch beweift auch diefe Arbeit wieder, daß Braunfchweig
gerade in der Blütezeit des Rokoko, aus der ja noch verhältnismäßig zahlreiche
Abb. 24. Siiberne Kaffeekanne. Braunfchweig
um 1765.
102