Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

DOI issue:
Heft 7/8
DOI article:
Lemberger, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Miniaturmalerei, 5, Die fünf Pinhas
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0145

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DER MINIATURMALEREI

Im nächsten Jahre lud ihn Prinz Hein-
rich von Preußen ein, nach Karlsbad zu
kommen. Pinhas blieb einige Monate in
dem Bade und malte dort mehrere Bilder.
In Bagreuth lebte der Künftler 18 Jahre.
Als der Markgraf ftarb, fchenkte ihm
deffen Nachfolger, Prinz Chriftian von
Dänemark, das gleiche Wohlwollen. Er
bekleidete das Amt eines Hofmalers auch
unter der Regierung des Statthalters (als
die Markgraffchaften vereinigt wurden)
und zog, da nunmehr Ansbach Refidenz
geworden war, mit feiner Familie dort-
hin. Der neue Markgraf, den der Künft-
ler fchon feit Jahren kannte und fchät^te,
ließ ihm außer feinem Jahrgeld auch den
vollftändigen Unterhalt zukommen. Die
Lebensmittel, die er benötigte, wurden
ihm täglich vom Hofamt geliefert. Juda
Pinhas wurde auch noch in fpätern Jahren
von verfchiedenen deutfchen Fürften ein-
geladen, für fie zu arbeiten. So forderte
ihn der Fürft von Wallerftein wiederholt
auf, Bilder für ihn zu malen und der
Fürft von Thum und Taxis lud ihn oft
ein, nach Regensburg zu kommen. Er pflegte feine ganze Familie mitzunehmen und
fich ein Vierteljahr und manchmal auch länger dort aufzuhalten.
Als die Markgraffchaften Ansbach und Bagreuth an König Friedrich Wilhelm von
Preußen fielen, fchenkte ihm auch diefer Fürft feine Gunft. In feinem 67. Lebensjahre
befiel Juda Pinhas eine fchwere Krankheit, der er am 23. November 1793 erlag.
In mehr als fünfzigjähriger künftlerifcher Tätigkeit dürfte Pinhas ein Lebenswerk
hinterlaffen haben, das fünfzehnhundert bis zweitaufend Miniaturbildniffe umfaßt. Wo
find fie? Wer kennt eine Arbeit von ihm? Ich vermute, der Künftler bezeichnete
aus übergroßer Befcheidenheit feine Werke niemals. Daß er aber ein fehr gefchickter
Künftler gewefen fein muß, erfahren wir nicht nur durch feinen Zeitgenoffen Johann
Bernhard Fifcher, der in feiner Gefchichte von Ansbach von ihm fagt: „Herr Hofmahler
Pinehas fertigt außerordentlich feine Miniaturgemählde und Portraite an," fondern auch
aus der Tatfache, daß er für verfchiedene fürftliche Höfe gearbeitet hat, die felbft aus-
gezeichnete Miniaturmaler befoldeten. Unter den zahlreichen, heute noch erhaltenen
Miniaturbildniffen deutfcher Herkunft, die zwifchen 1743 und 1793 entftanden find,
dürften fich ganz gewiß manche Arbeiten befinden, die von feiner Hand herftammen.
Wie können wir fie aber feftftellen?
Einer der fruchtbarften norddeutfchen Meifter in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts war der „Hofminiaturbildnismaler" Friedrichs des Großen, Anton Friedrich
König. König, der 1722 in Berlin zur Welt kam, ftarb 1787, wurde alfo 65 Jahre alt.
Seine künftlerifche Tätigkeit fällt zeitlich ziemlich zufammen mit der künftlerifdienWirk-
famkeit von Juda Pinhas. König pflegte feine Arbeiten oft, aber nicht immer zu be-
129


Abb. 2. SALOMON PINHAS Gemalt 1799
Superintendent Klingender Sammlung Fiorino
 
Annotationen