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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 7/8
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Lemberger, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Miniaturmalerei, 5, Die fünf Pinhas
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0146

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BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DER MINIATURMALEREI

zeichnen. Jede in Königs Manier aus-
geführte, unbezeichnete Miniatur wurde
bisher ausnahmslos als Arbeit des Ber-
liner „Hofminiaturbildnismalers" ange-
fehen. Was auch ganz erklärlich ift, da
man keinen Künftler kannte, dem man
fonft die Arbeit hätte zuweifen können.
Wie wir hörten, hielt fich Pinhas in
feiner Jugend in Norddeutfchland auf,
um fich zum Porträtmaler auszubilden.
Er foh fich angeblich in Mecklenburg
aufgehalten haben. Ich halte es aber
für viel wahrfcheinlicher, daß er fich ge-
legentlich diefer mehrjährigen Studienreife
in Berlin aufgehalten hat. Um 1743
zählte Pinhas etwa fechzehn Jahre, König
war aber damals bereits einundzwanzig
Jahre alt und hatte gewiß fchon eine
größere Anzahl Arbeiten angefertigt.
Durch die fehr regen Beziehungen zwi-
fchen dem Berliner und dem Bagreuther
Abb. 3. SALOMON PINHAS Gematt )7S9 Hofe wird gewiß auch manches Werk
Frau Sup. Klingender, geb.Tilchbein Sammt.Fiorino des Berliner Hofmalers König nach Bag-
reuth gekommen fein, wodurch Pinhas
gleichfalls Gelegenheit gefunden haben wird, die Manier Königs eingehend zu ftudieren.
Daß Pinhas in einer an König erinnernden Manier gemalt hat, erfahren wir aus dem
bei Meufel erfchienenen Auffat;, wo es heißt: „Herr Pinchas.punctirt feine
Portraite.mit außerordentlichem Fleiße." Kann man das nicht auch Wort
für Wort von König fagen? Malte nicht König in einer kleinlichen, äußerft fauber
gepünktelten Manier? Und hielt man nicht gerade diefe mit außerordentlichem Fleiße
punktierten Porträte als für feine Art befonders charakteriftifch? Judas Sohn, Salomon,
wurde von feinem Vater in der Miniaturmalerei unterwiefen. Ich kenne viele Arbeiten
von Salomon Pinhas, die alle in kleinlicher, fehr fauber gepünktelter Manier ausgeführt
find und die ganz gut Arbeiten eines Schülers von Anton Friedrich König darftelien
könnten. Wir werden demnach in Zukunft einen Teil des Lebenswerkes von Juda
Pinhas unter jenen unbezeichneten Miniaturbildniffen zu Juchen haben, die bisher aus-
nahmslos Anton Friedrich König zugefchrieben wurden. Als Arbeit von Juda Pinhas
könnte z. B. eine Miniatur angefehen werden, die das Keftner-Mufeum in Hannover
befi^t. Diefe an König erinnernde Arbeit — namentlich der gepünktelte Hintergrund
ift ganz in der Manier Königs ausgeführt — trägt den Vermerk der Mufeums-
Verwaltung:
Prinz Heinrich von Preußen
Vielleicht der Berliner Hofminiaturmaler König


Niemand hätte bis jet)t auch die Arbeit anders bezeichnen können! Ich glaube
aber, das Bild ift Juda Pinhas zuzuweifen. Das Geficht ift nicht fo ängftlich gepünk-
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