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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 7/8
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Lemberger, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Miniaturmalerei, 5, Die fünf Pinhas
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0147

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BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DER MINIATURMALEREI

telt, wie es bei den meiften Arbeiten Königs der Fall ift. Die
Auffaffung aber [onft vollkommen in [einer Art. I[t die[e Arbeit
wirklich von Pinhas, dann bewie[e das, daß er ganz unter dem
Ein[Iu[[e des Berliner Mei[ters gemalt hat. Konnte ich von Juda
Pinhas eine ziemlich zujamrnenhängende Lebensbejchreibung
geben, [o vermag ich von seinem Sohne, dem Miniaturmaler
Salomon Pinhas, nur einen [ragmentarijchen Lebensabriß* * zu
bieten.
Er wurde im Februar 1759 in Bagreuth geboren. Die bio-
graphifche Skizze über [einen Vater enthält auch einige kurze
Mitteilungen über ihn. Dort heißt es: „Das hohe Zutrauen, de[[en
mein Vater von mehreren hohen Häuptern gewürdigt wurde, kam
auch mir [ehr zu Statten; denn da ich die Malerkun[t von ihm erlernte,
[o ent[ch!oß ich mich in meinem [echzehnten Jahre auf Rei[en zu gehen, um mich in meiner
Kun[t zu vervollkommnen. Der Name meines Vaters war das be[te Creditiv für mich,
das mir den Weg in die Häu[er der Großen bahnte, mir die Mittel zu meinem Lebens-
unterhalt erleichterte und mich in den Stand [et;te, mich [elb[t als Künjtler zu bilden.
Nach Verlauf einiger Jahre, die ich theils in Erlangen, theils in verfchiedenen Haupt-
[tädten Deutfchlands zubrachte, gelang es mir, endlich allhier in Kaffei eine bleibende
Stätte zu finden, indem ich nicht nur vom damals regierenden Landgrafen Friedrich
einen fehr gnädigen Schu^brief erhielt, [ondern auch vom jeßt regierenden Durch-
iauchtigften Churfürften Wilhelm, königliche Hoheit, zum Hofmaler ernannt wurde,
welche Würde ich noch heutigen Tages genieße (1818). Einen [olchen [egenreichen
Einfluß hatte für mich das hohe Anfehen, in welchem mein Vater bei den Großen der
Welt ftand."
Nach Hoffmeifter foH er [eit 1789 den Titel eines Hofminiaturmalers geführt haben.
Die äußern Vorteile, die ihm diefe Würde brachte, waren aber nur gering. Sie be-
fanden in der Hauptfache in dem Recht des Indigenats und der Anwartfchaft auf die
bei Hofe zur Ausführung kommenden Arbeiten. Der Künftler wohnte in Kaffel im
Haufe Nr. 760. Er nannte [ich nach der am 25. März 1808 abgegebenen Zwangs-
erklärung — die Juden mußten [ich damals laut gefetficher Vorfchrift bürgerliche
Namen beilegen — Leo*. Seine Gattin Bräuna war eine geborene Weil. Salomon
Pinhas [tarb in Kaffel am 19. Februar 1837. Am 20. Februar [tand in der „Kaffelfchen
Allgemeinen Zeitung" folgende
Todes-Anzeige.
Unfer guter Vater und Pflegevater, der Hofminiaturmaler Salomon Pinhas, ift am 19. ds. in-
foige mehrwödientiicher rheumatifdier Übei und hinzugetretener [chneiier Entkräftung, nach eben
zurückgeiegtem 78. Lebensjahre, in die Ewigkeit eingegangen. Sanft und ergeben in den Wiiien
Gottes, wie fein Leben, war auch [ein Ende. Seinen Freunden bringen diefe traurige Kunde, über-
zeugt, daß, wer ihn kannte, das herbe TrObfai, worin das Scheiden des iiebevolien Vaters uns
zurückiäßt, ermeffen, und uns ein ftiiles Beiieid nicht verfagen wird!
Dr. J. Pinhas, zugieich für meinen abwefenden Bruder H. Pinhas.
Hanna Weil.
* Einzeine Mitteiiungen über Saiomon Pinhas verdanke ich dem Kaffeier Kantor und Lehrer
Herrn Ludwig Horwiß.
* Er fcheint diefen Zwangsnamen nicht lange geführt zu haben. Wie mir Herr Direktor
Lazarus in Kaffe! fdmeb, gab 1810 ein „Mahier Pinhas Leo" Zeichenunterricht an der Kaffeier
ifraeiitifchen Schule. Diefer Pinhas Leo ift identifch mit unferem Salomon Pinhas. In fpäteren
Jahren ließ Pinhas den Namen Leo ganz faiien und nannte fidiwie früher einfach: Saiomon Pinhas.


Abb.4. SAL.PiNHAS
Bildnis eines Unbe-
kannten
Sammtung Bchre

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