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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 7/8
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Friedeberger, Hans: Werke deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts bei Fritz Gurlitt in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0160

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WERKE DEUTSCHER KÜNSTLER DES 19. JAHRH. BEI FRITZ GURUTT IN BERLIN

des Bufchwerks und des Sandhügels
frifche,natürlichereBeobachtung. Alles
in allem ein tgpifches Werk Rottmanns.
Abb. 9. Eug. Jettei, Am Chiem-
fee, 1864, alfo mit 19 Jahren ge-
malt, wefentlich unter dem Einfluß
der Wiener und Pettenkofens ftehend,
aber doch Jehon perjönlich und gut
gemalt.
Abb. 10. P. Wichmann, Im Gar-
ten, Düffeldorf 1874. Der Maler
diefes außergewöhnlichen Bildes war
mir bisher gänzlich unbekannt, und
es ift mir bisher auch nicht gelungen,
Zuverläffiges über ihn und feine Ent-
wicklung zu erfahren. Diefes Bitd
mit feiner lichten Heliigkeit fteht in
der deutfehen Kunft der 70er Jahre
einfam da. Möglich, daß zwifchen
ihm und te Peerdt Beziehungen be-
fanden, der ja auch, wenn auch
einige Jahre fpäter, ohne Manet und
Renoir zu kennen,' fich ihnen näherte.
Auch in Wichmanns Bild ift in der
Helligkeit des Laubes und dem Sonnenglanz auf Laubkronen und Steinbrüftung
manches, was an Manet erinnert. Aber es ift zugleich eine ftärkere Abftraktion darin,
ein forgfältigeres Hantieren mit den Farben zu Kompofitionszwecken, eine ftrengere
architektonifche Bindung der ganzen Gruppe. Würden weitere Arbeiten des Malers
auftauchen, die fich auf gleicher Höhe halten, fo hätte die deutfehe Kunftgefchichte
eine wichtige Bereicherung erfahren.
Abb. 11. Jacob Schlefinger, Herrenbildnis. Das Bildnis eines älteren Herrn
in zimtbraunem Rock und grauer, geftreifter Seidenwefte knüpft an die Traditionen
Joh. Fr. Aug. Tifchbeins an, dem es in der Bürgerlichkeit der Haltung wie in der An-
kündigung eines neuen Gefühls für die Umwelt nahefteht. Freilich hat der in Mann-
heim und München gebildete Schlefinger einen ftärkeren Einfchlag von Pathos, das
fich in der prunkvollen Drapierung des grünen Mantels ausfpricht. Im Aufbau ift das
Bild fchlechter als im Ausdruck und der immerhin leidlichen Malerei. Die ftatifchen
Bedingungen find nicht immer leicht zu erkennen.
Abb. 12. Hans v. Marees, Vor der Staffelei, bez. H. v. M. Das Bildchen, das
ftark mit dem Reiz der fpiegelnden Lichter auf dem Stockknauf, dem Staffeleihebel
und dem Goldrahmen rechnet, ift, foweit ich fehe, nicht bei Meier-Graefe zu finden.
Nach der Signatur gehört es in die Zeit vor 1864. Will man eine genauere Datierung
verfuchen, fo muß man fich erinnern, daß um 1860 Marees viel mit Wilhelm Bufch
verkehrte, an deffen Malereien manches erinnert, vor allem aber an die erfte holländifche
Reife von 1860 denken, auf der Rembrandt großen Einfluß auf den Künftler gewann.
Auf ihn deutet die paftofe Malerei, wie die einheitliche Farbe.


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