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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 7/8
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0169

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AUSSTELLUNGEN

hergefteiit werden können. Auch bei den ein-
zeinen Grabzeichen ift Befchränkung geübt wor-
den, und gerade die Verfuche, das aite schmiede-
eiferne Kreuz oder gar die bemaite Hoiztafei,
das farbige Hoizkreuz wieder vorzufuchen, find
am meiften zu begrüßen. Sehr fchön ift auch
die Zurückhaltung derAusfteiiung von umfang-
reichen Denkmaisentwürfen. Für Meine Gemein-
wefen find Schrifttafein gefchaffen, in Perga-
ment, auf Hoiz und Stein, und für größere weift
man auf Giasfenfter und Mofaiken hin. Eine
befondere Abteiiung hat die Gruppe der öfter-
reichifchen Künftier gefchickt, größenteiis Ar-
beiten, die mit denen der wertvoiien Veröffent-
iichung des Wiener Gewerbeförderungsamtes
„Soidatengräber und Kriegsdenkmaie" überein-
ftimmen oder doch nahe verwandt find. Was
unfere Bundesgenoffen bereits im Kriegsgebiete
ieiften, zeigt eine Sonderausfteiiung des Ab-
fchnittes Krakau. Bei der ungeheuren Wichtig-
keit diefer Dinge, bei dem gewaitigen Einfiuffe,
die diefe Aniagen auf die Kunftgeßnnung der
künftigen Generationen ausüben werden, ift der
Nußen derartiger Darfteiiungen, wenn fie wirk-
fam werden können, gar nicht zu hoch zu ver-
anfchiagen.
Das GRAPHISCHE KABiNETT (J. B. Neu-
mann) zeigt in feinen neuen Ausfteiiungsräumen
eineSonderfchau von graphifchen Arbeiten Emii
Noides, in der die Pinfeizeichnung und das
Aquareii die eigentiichen Graphiken weit über-
wiegen. Aber die ganze Ausfteiiung bietet doch
eine .treffliche Überfchau der Entwickiung diefes
eigenartigen und kräftigen Taientes. Während
die frühen Hoizfchnitte noch in manchem an
Peter Behrens erinnern, find die frühen Radie-
rungen fchon fehr eigen und teiiweife von zar-
teftem Reiz. Technifches fpieit hier eine große
Roiie, manchmai geht das Biatt ganz im geist-
reichen Verfuch auf. Von aiiem Anfänge an
find farbige Reize beftimmend, und in den aqüa-
reiiierten Akten ift der Körper nur noch ais
Träger farbiger Wunder gefaßt, in den Biät-
tern, die ein paar Jahre zurückiiegen, ift auch
infofern ein Widerfpruch, ais fie gleichzeitig dem
Inhaitiichen viei Raum zuweifen, aber diefen In-
hait (z. B. in den Grotesken und dem Biatte der
Hig. drei Könige) vöiiig und bis zur Unkennt-
lichkeit vom Spiei der Fiecken überwuchern
iaffen. In den ießten Jahren ift das wieder
anders geworden. Die Biätter aus China und
die Negerköpfe aus Neu-Guinea zeigen immer
noch ftarke Farbigkeit und eine fehr perföniich-
handfchriftiiche Strichführung, aber fie ift nicht
mehr ornamentai, und die körperliche Form wirkt
wieder ftark ais Funktionsträger und nicht mehr
ais Liniengeriefei.

Der SALON CASSiER zeigt neben einerSamm-
iung Kriegskarikaturen von Zeichnern des Sim-
piiziffimus, von denen die Th. Th. Heines in
ihrer ftreng graphifchen Haitung und Schiagkraft
bei feinftem künftierifchen Reiz ais die beften
erfcheinen, eine Sammiung von Werken Re-
noirs, unter denen einige Stiiieben, eine Land-
fchaft bei Avignon und das Kinderdoppeibiidnis
auseriefene Stücke find, ferner einige Werke
Brockhufens und Arbeiten WernerHeufers,
die namentlich ais Kompofitionen fehr geglückt
find. Farbigkeit und Maffenanordnung find fein
abgewogen, und die ganze Sammiung wirkt ais
ein erfreuiiches Zeichen, daß fich die Künftier
wieder finden, die auch Gefchichten monumental
erzähien können. H. Fr.
HAAG In der Kunfthandiung d'Audretfch
hat der .STURM" aus Beriin eine Ausfteiiung
von Werken feiner Anhänger veranftaitet. Auf
dem in künftierifchen Dingen gefund-konferva-
tiven Boden Hoiiands dürfte es aber diefen
charakteriftifchen BeriinerTreibhausbiüten fchwer
faßen, Wurzein zu fchiagen. 0. H.
LEIDEN In der LAKENHAL find vom 8. März
bis 7. Aprii aus der Sammiung Dr. Hofftede
de Groots im Haag Handzeichnungen aiter
hoüändifcher Meifter, die vor Rembrandt ge-
boren ßnd und foichen, die nicht unter deffen
Einfluß ftanden, ausgefteiit. Unter den über
100 Blättern find einzeine Künftier mit ganzen
Serien vertreten, fo H. Averkamp, A. Brouwer,
A. Cuyp, J. deGheyn, J. vanGoyen, R. Roghman
— diefer mit fchönen Kreidezeichnungen nach
Schiöffern und Landfißen aus der Umgebung
Leidens —, C. Saftieven, Es. van de Veide und
A. van de Venne. Außerdem findet man cha-
rakteriftifche Biätter von vor aiiem kunfthiftorifch
intereffanten, meift feitenen Meiftern, wie David
Baiiiy, Nie. Berefteyn, Andries Both, W. Buyte-
wech, L. van der Cooghen, Jacques Savery dem
Aiteren, C. Vroom und noch anderen mehr.
0. H.
WIEN GALERIE ARNOT. Die Meine Koiiektiv-
ausfteiiung L. H. Jungnickeis, die unter un-
günftigen Verhäitniffen (während der Abwefen-
heit des eingerückten Künftiers) zufammengefteiit
wurde, wird feiner immer reicher und freier fich
entfaitenden Begabung nicht voiiends gerecht.
Die Auswahi der Farbhoizfchnitte, die den wohl-
erworbenen Ruhm des jungen Künftiers begründet
haben, bleibt dankenswert, indem fie ihn aufs
neue beftätigt. (Die fpäriiehen Zeichnungen, die
hier — meift aus feinen frühen Studienmappen —
zum erftenmai ans Licht gezogen wurden, können

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