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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 9/10
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Bombe, Walter: Die Sammlung Adolph v. Beckerath
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0187

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DIE SAMMLUNG ADOLPH v. BECKERATH

kommiffion deswegen einen Prozeß gegen Conftantini
an. Eine Originaiarbeit der Werkftätte Donatellos ift
der aus der Fiorentiner Domkrgpta [tammende Mar-
morkopf eines bartiofen jüngeren Mannes mit Tonfur,
ein ausdrucksvoiies, lebenfprühendes Werk, allor-
dings ftark ergänzt.
Auch von Luca deiia Robbia befit$t die Samm-
lung mehrere Werke. Zu feinen früheften, noch
unter dem Einftuffe Ghibertis gefchaffenen Arbeiten
zähit ein Tabernakel aus unglafiertem Ton, eine
ftehende Madonna mit dem Kinde, einft der Schmuck
einer Loggia im Klofter Santa Verdiana zu Florenz.
Als eine fpätere Arbeit diefes größten aller Bildner
in Ton ift eine von feierlich-ernfter Empfindung be-
feelte Gruppe des Chriftus mit Thomas anzufehen,
die in einem nicht zugehörigen, aber gleichzeitigen
Tabernakel mitNifche fteht. Beckerath hielt die Gruppe
für ein Modell aus dem Wettbewerb um das Taber-
nakel der Kaufmannszunft an Or San Michele, jenem
Wettbewerb, aus dem 1464 Verrocchio als Sieger
hervorging. Unter den glafierten Tonreliefs der Samm-
lung ift wohl das fchönfte Stück das unzweifelhaft
von Luca herrührendc Fragment einer Lünette, zwei
holdfelige, geflügelte Engel, die wir ähnlich auf dem
wundervollen Kreuzigungstabernakel der Impruneta
wiederfinden. Von Andrea della Robbia find mehrere
für feine Art charakteriftifche Stücke vorhanden,
darunter eines von erftem Range, ein bemaltes großes
Tonrelief der Madonna, das durch den reizvoll-
fchelmifchen Ausdruck des Kindes und durch fchöne Gruppierung feffelt. Der hierzu
gehörige alt vergoldete und mit toskanifchen Säulen verzierte Rahmen trägt in den
fünf Feldern eines Triglgphenfriefes die Florentiner Lilie und ift ein Prachtftück der Zeit
um 1500. Von Giovanni, dem Hauptvertreter der dritten Generation der Familie,
finden wir drei Medaillons mit Heiligenköpfen, von einem zerftörten Robbia-Altar in
Sinigaglia.
Unter den Vertretern der jüngeren Generation der Florentiner Frührenaiffance finden
wir einige der größten Namen, fo Defiderio de Settignano mit einer kleinen Bildnis-
büfte des fohannesknaben, einem in Holz gefchni^ten und alt bemalten und ver-
goldeten Cherub, einem Stuckrelief, das an die Turiner Madonna Defiderios er-
innert und wegen mancher Änderungen befonderes Intereffe erregt, und mit einem
anderen zierlichen Stuckrelief der Madonna in altem Florentiner Rahmen, Benedetto
da Majano mit der bemalten Tonftatuette des heiligen Franz, während von Mino da
Fiefole ein reizvolles Stuckrelief der das Kind anbetenden Madonna und aus Ver-
rocchios Werkftätte eine herb naturaliftifch aufgefaßte Statuette der Maria Eggptiaca
und ein liegender Putto erwähnt zu werden verdienen. Aus der Florentiner Werk-
ftätte, die Bernardo Roffellino gemeinfam mit feinen Brüdern unterhielt, ift ein Ver-
kündigungsrelief hervorgegangen, eine in der Formengebung etwas weichliche Arbeit,


Abb. 2. DONATELLO(P), Engelfigur
aus vergoldetem Holz
Sammlung Beckerath

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