DIE SAMMLUNG ADOLPH v. BECKERATH
Auch die Sammlung alten Haus-
rates bietet viel Intereffantes und Wert-
volles. Mehrere Truhen des 16. und
17. Jahrhunderts verdienen hervorge-
hoben zu werden, darunter ein Cinque-
cento-Cafjone oberitalienifcher Her-
kunft, vielleicht in Brescia gearbeitet,
durch Konfolen in drei Feider geteilt,
im Mitteifelde ein Wappen, in den
Feldern daneben je ein aufgelegter
Engelskopf, vorn zwei Löwenklauen
als Füße, an den Seiten eiferne Bügel-
griffe, der Deckel glatt mit profiliertem
Rahmen (Nr. 237), ferner ein Floren-
tiner Caffone des 17. Jahrhunderts mit
Doppeladlerwappen (Nr. 234) und eine
gefchnißte Truhenvorderwand, Venetia-
ner Arbeit des 16. Jahrhunderts (Nr. 249).
Sehr groß ift die Zahl der Scheren-
ftühlc, die man in Deutfchiand fälfch-
lich als Lutherftühle zu bezeichnen
pflegt, jener aus Holzftäben zufammen-
gefe^ten Klappfeffel, deren Rücklehne
meift mit Kartufchen oder Wappen verziert ift, und ihnen reiht fich eine reiche Aus-
wahl fonftiger Sitzmöbel an, Schemel der verfchiedenften Formen, mit reicher Ver-
zierung in Schnitzwerk oder eingelegter Arbeit, gepoiftert und ungepolftert, Lehn-
feffel und große Armlehnftühle der Renaiffance und des Barock. Von befonderer
Schönheit ift ein in Nußholz gefchni§ter Renaiffanceftuhl mit Roilwerkfchild und Voluten
auf dem Lehnenbrett und einem ähnlichen Schild auf dem vorderen Fußbrett zwifchen
Delfinen, deren Köpfe die Füße bilden, Florentiner Arbeit des 16. Jahrhunderts
(Nr. 210), fowie ein in der Form ähnliches Stück etwas fpäterer Zeit, das mit ge-
flügelten Frauenköpfen, Hermen, Renaiffanceranken und einer Marke verziert ift
(Nr. 230). Durch treffliche Schnitzarbeit zeichnen fich auch einige der großen Wand-
feffel mit Armftüt$en aus, wie z. B. der mit altem goldgelbgrundigen Seidenfammet
überzogene, deffen Lehnenknäufe zwei fchildhaltende Löwen find (Nr. 206), ferner
der Bresciatier Stuhl mit Bronzeknäufen (Nr. 187), ein Paar Bolognefer Armlehnfeffel
aus Nußholz mit braunem Lederpolfter und vergoldetem, gepreßten Leder an der fein-
dekorierten Rücklehne (Nr. 197, 198) und ein Paar in Palmenholz reich gefchnijzter,
mit rotem und gelbem Seidendamaft bezogener Florentiner Armlehnfeffel des 17. Jahr-
hunderts (Nr. 199, 200).
Aus der Form des Seffels (Sgabello) entwickelt fich der mehr als ein Meter hohe
Sgabellone, der als Büftenftänder verwandt wird. Solcher Sgabeiloni hat die Samm-
lung mehrere auch aus früher Zeit aufzuweifen, wie das in Florenz um 1500 ge-
arbeitete vorzügliche Büftengefteli aus Nußholz mit flach gefchnit)ten Rollwerkkartufchen
und Klauenfüßen (Nr. 207) und ein Paar durch fchöne Verhältniffe ausgezeichnete
Florentiner Nußhoizftänder mit dem Wappen der Salviati (Nr. 240, 241), während die
fpätere Entwicklung zu wuchtigen Barockformen durch einen außergewöhnlich hohen
Abb. 12. Oberitalien, Anfang des 16. Jahrhunderts.
Hirfch, von einem Hunde angefalien, Kieinbronze.
Sammiung Beckerath.
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Auch die Sammlung alten Haus-
rates bietet viel Intereffantes und Wert-
volles. Mehrere Truhen des 16. und
17. Jahrhunderts verdienen hervorge-
hoben zu werden, darunter ein Cinque-
cento-Cafjone oberitalienifcher Her-
kunft, vielleicht in Brescia gearbeitet,
durch Konfolen in drei Feider geteilt,
im Mitteifelde ein Wappen, in den
Feldern daneben je ein aufgelegter
Engelskopf, vorn zwei Löwenklauen
als Füße, an den Seiten eiferne Bügel-
griffe, der Deckel glatt mit profiliertem
Rahmen (Nr. 237), ferner ein Floren-
tiner Caffone des 17. Jahrhunderts mit
Doppeladlerwappen (Nr. 234) und eine
gefchnißte Truhenvorderwand, Venetia-
ner Arbeit des 16. Jahrhunderts (Nr. 249).
Sehr groß ift die Zahl der Scheren-
ftühlc, die man in Deutfchiand fälfch-
lich als Lutherftühle zu bezeichnen
pflegt, jener aus Holzftäben zufammen-
gefe^ten Klappfeffel, deren Rücklehne
meift mit Kartufchen oder Wappen verziert ift, und ihnen reiht fich eine reiche Aus-
wahl fonftiger Sitzmöbel an, Schemel der verfchiedenften Formen, mit reicher Ver-
zierung in Schnitzwerk oder eingelegter Arbeit, gepoiftert und ungepolftert, Lehn-
feffel und große Armlehnftühle der Renaiffance und des Barock. Von befonderer
Schönheit ift ein in Nußholz gefchni§ter Renaiffanceftuhl mit Roilwerkfchild und Voluten
auf dem Lehnenbrett und einem ähnlichen Schild auf dem vorderen Fußbrett zwifchen
Delfinen, deren Köpfe die Füße bilden, Florentiner Arbeit des 16. Jahrhunderts
(Nr. 210), fowie ein in der Form ähnliches Stück etwas fpäterer Zeit, das mit ge-
flügelten Frauenköpfen, Hermen, Renaiffanceranken und einer Marke verziert ift
(Nr. 230). Durch treffliche Schnitzarbeit zeichnen fich auch einige der großen Wand-
feffel mit Armftüt$en aus, wie z. B. der mit altem goldgelbgrundigen Seidenfammet
überzogene, deffen Lehnenknäufe zwei fchildhaltende Löwen find (Nr. 206), ferner
der Bresciatier Stuhl mit Bronzeknäufen (Nr. 187), ein Paar Bolognefer Armlehnfeffel
aus Nußholz mit braunem Lederpolfter und vergoldetem, gepreßten Leder an der fein-
dekorierten Rücklehne (Nr. 197, 198) und ein Paar in Palmenholz reich gefchnijzter,
mit rotem und gelbem Seidendamaft bezogener Florentiner Armlehnfeffel des 17. Jahr-
hunderts (Nr. 199, 200).
Aus der Form des Seffels (Sgabello) entwickelt fich der mehr als ein Meter hohe
Sgabellone, der als Büftenftänder verwandt wird. Solcher Sgabeiloni hat die Samm-
lung mehrere auch aus früher Zeit aufzuweifen, wie das in Florenz um 1500 ge-
arbeitete vorzügliche Büftengefteli aus Nußholz mit flach gefchnit)ten Rollwerkkartufchen
und Klauenfüßen (Nr. 207) und ein Paar durch fchöne Verhältniffe ausgezeichnete
Florentiner Nußhoizftänder mit dem Wappen der Salviati (Nr. 240, 241), während die
fpätere Entwicklung zu wuchtigen Barockformen durch einen außergewöhnlich hohen
Abb. 12. Oberitalien, Anfang des 16. Jahrhunderts.
Hirfch, von einem Hunde angefalien, Kieinbronze.
Sammiung Beckerath.
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