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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 9/10
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Bombe, Walter: Die Sammlung Adolph v. Beckerath
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0196

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D!E SAMMLUNG ADOLPH v. BECKERATH

dreifeitig bearbeiteten Büften-
fockel mit Rollwerkmasken
und Kartufdren (Nr. 223) in
anfprechender Weife vertreten
ift. Hierzu gefeiten fich edei
geformte Kandelaber der Re-
naiffance- und der Barockzeit,
Tifche des 17. und 18. Jahr-
hunderts und einige befonders
wertvoiie Schrankmöbei ver-
fchiedener Größe, Fiorentiner
Herkunft wie ein reich mit
figürlichen Szenen, Ranken-
ornamenten und Bandwerk in
eingelegter Arbeit verziertes
Schränkchen mit zwei Schub-
laden übereinander (Nr. 202)
und ein gefchnißtes zweitüriges
Schränkchen mit kanneliierten
Pilaftern (Nr. 229) oder in
Brescia gefertigt wie eine
zweitürige kleine Kredenz auf kräftigem Sockel mit Pfeifenornament (Nr. 203), auch
aus Venedig ftammend, wie z. B. ein Kabinetfchrank, deffen Vorderfeite ganz in
verzierte Schubladen und Türchen aufgeteilt ift (Nr. 235) und eine zweitürige Kredenz
mit mauresker Intarfia (Nr. 179).
Im Zufammenhange mit dem Hausrat wären ferner die alten Seidenftoffe, Sammet-
brokate und Perferteppiche hervorzuheben, unter denen fich fehr wertvolle Stücke be-
finden, wie der faft fieben Meter lange perfifche Knüpfteppich des 18. Jahrhunderts,
der dunkelblauen Fond mit Medaillons und rote Bordüre zeigt.
Die Malerei des 14. Jahrhunderts wird in der Sammlung Beckerath durch einige
Sienefer und Florentiner Tafelbilder kleineren Umfangs vertreten. Der Schule Simone
Martinis gehört ein kleines, miniaturartig forgfam ausgeführtes Tabernakel an, das auf
der Vorderfeite die heilige Maria Magdalena mit dem Salbengefäß auf goldenem
Grunde und darüber im Giebelfelde den heiligen Hieronymus in roter Kardinalstracht
darftellt. Die Rückfeite zeigt im Giebelfelde den heiligen Dominikus und darunter ein
Wappen und die Infchrift „D1SC1PL1NAM DE! AUD1TE FILII" (Abb. 14). Das Tabernakel
fteht auf einem Elfenbeinfockei des 14. Jahrhunderts und wurde weiteren Kreifen auf der
Sienefifchen Ausftellung des Burlington Club bekannt (Nr. 299). Ein fpäterer Sienefe,
Bartolo di Maeftro Fredi, kommt mit einer für feine Art fehr bezeichnenden „Madonna
dell'Umiltä" zur Geltung: Vor einer Bank fi^t die Madonna in reich verziertem Ge-
wände auf dem Boden und umfaßt mit der Rechten das an ihr emporkletternde und
nach ihrem Schleier greifende Kind. Darüber fchweben vier Cherubim und die Halb-
figur des fegnenden Gottvater (Nr. 295). Koloriftifch reizvoll wie diefes Bild ift eine
Kreuzigung mit der Gruppe der Frauen, dem Lieblingsjünger und Kriegsknechten, auf
Goldgrund gemalt (Nr. 297). Von einem gleichzeitigen Florentiner finden wir ein
Altärchen mit der Kreuzigung in einer Felfenlandfchaft (Nr. 294). Der aus Siena ge-
bürtige, aber hauptfächlich in Florenz tätige Don Lorenzo Monaco ift mit zwei Altar-


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