DIE SAMMLUNG ADOLPH v. BECKERATH
malten und vergoldeten Mailänder Ta-
bernakel (Nr. 320, Abb. 16). Laut An-
gabe Beckeraths war das Bild einft im
Befiße eines Franzofen, der neben
S. Ambrogio in Florenz wohnte und
es für einen Leonardo ausgab. Bei
den Kunfthändiern hieß das Stück das
Tabernakel von S. Ambrogio und war
ein viel begehrter Gegenftand. Mehrere
Jahre nach dem Tode des Franzofen
kaufte es Beckerath.
Auch die verfchiedenen Richtungen
der venezianifchen Malerei werden
durch bedeutfame Stücke gekennzeich-
net. Die herbe Eigenart Carlo Crivellis
zeigt ein Chriftuskopf mit thränenden
Augen und fchmerzvoll geöffnetem
Munde, von kräftiger, entfchiedener
Farbe (Nr. 316), der Werkftatt des
Bartolomeo Vivarini entftammt eine
Madonna, die das auf ihrem Schoße
liegende Kind anbetet (Nr. 306), während
die ältere Richtung des Jacopo Bellini in der Halbfigur einer ftehenden jungen Heiligen,
mit vor der Bruft gekreuzten Händen, einem fehr feinen und gut erhaltenen Tafel-
bilde auf Goldgrund, bedeutfam anklingt (Nr. 307). Geringer ift ein Leinwandbildchen
des heiligen Hieronymus in Landfchaft (Nr. 303). Für ein anderes Hieronymusbild mit
anmutiger Gebirgslandfchaft, die fich in die blaue Ferne verliert, wird von Jufti
(Nr. 318) der große Name Giorgiones in Anfpruch genommen (Giorgione I, 262). Von
einem Zeitgenoffen diefes eigentlichen Begründers der neuen Entwicklung in der vene-
zianifchen Malerei rührt eine Vermählung der heiligen Katharina mit dem Chriftus-
kinde her (Nr. 327), von Paris Bordone das Bildnis eines würdevollen venezianifchen
Senators (Nr. 329).
Die Schule von Verona vertritt Francesco Morone mit einem geiftreich und fein
durchgeführten Rundbilde, das in einer Halte mit reicher Säulenarchitektur eine Empfangs-
fzene vorführt: auf einem Throne fit^t ein vornehmer Mann, vielleicht ein König, mit
zwei Beifi^ern und empfängt einen Jüngling, der eben vom Pferde abgeftiegen ift und
ihm einen Brief überreicht (Nr. 308). Der in Ravenna tätige Francesco Zaganelli da
Cotignola ift mit einem farbenfrohen Bildnis der heiligen Katharina von Siena zu er-
wähnen (Nr. 317), ein unbekannter Meifter der Schule von Parma mit dem Bruftbilde
eines jüngeren bärtigen Mannes mit fchwarzer Kleidung und fchwarzer Mü^e vor
grünem Grunde (Nr. 323). Sehr beachtenswert find die Arbeiten der Schule von
Brescia. Girolamo Romanino feffelt hier durch das genial hingefe^te Bildnis eines
elegant gekleideten Jünglings mit Federbarett (Nr. 326). Seiner Werkftätte können zwei
kleine Rundbilder von Heiligen zugewiefen werden, die nach Beckeraths Angabe zu
dem Rahmenwerk des großen Bildes von Romanino im Mufeo Civico zu Padua gehören.
Ein anderer Brescianer, Aleffandro Bonvicino, genannt Moretto, ift mit einem Jugend-
werk vertreten, einer fehr hellfarbigen Krönung der Jungfrau (Nr. 321), ein dritter,
Abb. 15. Art des PIERO DELLA FRANCESCA,
Kämpfende Knaben. Sammlung Beckerath.
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malten und vergoldeten Mailänder Ta-
bernakel (Nr. 320, Abb. 16). Laut An-
gabe Beckeraths war das Bild einft im
Befiße eines Franzofen, der neben
S. Ambrogio in Florenz wohnte und
es für einen Leonardo ausgab. Bei
den Kunfthändiern hieß das Stück das
Tabernakel von S. Ambrogio und war
ein viel begehrter Gegenftand. Mehrere
Jahre nach dem Tode des Franzofen
kaufte es Beckerath.
Auch die verfchiedenen Richtungen
der venezianifchen Malerei werden
durch bedeutfame Stücke gekennzeich-
net. Die herbe Eigenart Carlo Crivellis
zeigt ein Chriftuskopf mit thränenden
Augen und fchmerzvoll geöffnetem
Munde, von kräftiger, entfchiedener
Farbe (Nr. 316), der Werkftatt des
Bartolomeo Vivarini entftammt eine
Madonna, die das auf ihrem Schoße
liegende Kind anbetet (Nr. 306), während
die ältere Richtung des Jacopo Bellini in der Halbfigur einer ftehenden jungen Heiligen,
mit vor der Bruft gekreuzten Händen, einem fehr feinen und gut erhaltenen Tafel-
bilde auf Goldgrund, bedeutfam anklingt (Nr. 307). Geringer ift ein Leinwandbildchen
des heiligen Hieronymus in Landfchaft (Nr. 303). Für ein anderes Hieronymusbild mit
anmutiger Gebirgslandfchaft, die fich in die blaue Ferne verliert, wird von Jufti
(Nr. 318) der große Name Giorgiones in Anfpruch genommen (Giorgione I, 262). Von
einem Zeitgenoffen diefes eigentlichen Begründers der neuen Entwicklung in der vene-
zianifchen Malerei rührt eine Vermählung der heiligen Katharina mit dem Chriftus-
kinde her (Nr. 327), von Paris Bordone das Bildnis eines würdevollen venezianifchen
Senators (Nr. 329).
Die Schule von Verona vertritt Francesco Morone mit einem geiftreich und fein
durchgeführten Rundbilde, das in einer Halte mit reicher Säulenarchitektur eine Empfangs-
fzene vorführt: auf einem Throne fit^t ein vornehmer Mann, vielleicht ein König, mit
zwei Beifi^ern und empfängt einen Jüngling, der eben vom Pferde abgeftiegen ift und
ihm einen Brief überreicht (Nr. 308). Der in Ravenna tätige Francesco Zaganelli da
Cotignola ift mit einem farbenfrohen Bildnis der heiligen Katharina von Siena zu er-
wähnen (Nr. 317), ein unbekannter Meifter der Schule von Parma mit dem Bruftbilde
eines jüngeren bärtigen Mannes mit fchwarzer Kleidung und fchwarzer Mü^e vor
grünem Grunde (Nr. 323). Sehr beachtenswert find die Arbeiten der Schule von
Brescia. Girolamo Romanino feffelt hier durch das genial hingefe^te Bildnis eines
elegant gekleideten Jünglings mit Federbarett (Nr. 326). Seiner Werkftätte können zwei
kleine Rundbilder von Heiligen zugewiefen werden, die nach Beckeraths Angabe zu
dem Rahmenwerk des großen Bildes von Romanino im Mufeo Civico zu Padua gehören.
Ein anderer Brescianer, Aleffandro Bonvicino, genannt Moretto, ift mit einem Jugend-
werk vertreten, einer fehr hellfarbigen Krönung der Jungfrau (Nr. 321), ein dritter,
Abb. 15. Art des PIERO DELLA FRANCESCA,
Kämpfende Knaben. Sammlung Beckerath.
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