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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 9/10
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Bombe, Walter: Die Sammlung Adolph v. Beckerath
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0200

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DIE SAMMLUNG ADOLPH v. BECKERATH
Sammler gerade für diefe fchlichteren
Arbeiten der Frührenaiffance eine große
Vorliebe hatte, manches beim Verkauf
des Jahres 1913 zurückgezogen. So kommt
es, daß die Fiorentiner und Faentiner
Werkftätten des 15. Jahrhunderts noch
immer [ehr zahlreich und mit zum Teil
ausgezeichneten Stücken vertreten find.
Wir möchten nur einiges aus der großen
Fülle hervorheben, fo eine Vafe von
gedrungener Form mit Schuppendekor,
breitem Hals und zwei breiten, flachen
Henkeln, die das Abzeichen des Floren-
tiner Hofpitals von S. Maria Nuova, die
Krücke, aufweifen. Das bei Bode (An-
fänge derMajolikakunft in Toskana, 1912,
Tafel 19) abgebiidete Stück ift in der
erften Häifte des 15. Jahrhunderts in
Florenz entftanden. Ferner eine gleich-
zeitige Fiorentiner Kanne mit flachem
Henkel und gekniffenem Ausguß, auf
dem grauweißen, krakelierten Fond einen
großen Vogei zwifchen Eichenbiattranken
großen doppeihenkeiigeh Fiorentiner Aiba-
reiio mit paftofer, biauer Maierei und der Auffchrift „amor" in großen, gotifchen
Minuskein, eine große Fiorentiner Schüffei mit Wappenfchiid im weißen Fond, 1450
bis 1475 datierbar, einen derfelben Zeit entftammenden großen Fiorentiner Aibareilo
mit der Infchrift: PFNSA EL FINE (Abb. 18), eine gleichzeitige große Fioren-
tiner Kanne mit Schnabelausguß und herzförmigem, geteiltem Schild auf der Stirn-
feite, einen Aibareiio mit zwei breiten, horizontal blau und grün geftreiften Henkeln
und vorzugsweife blauem Dekor und einem gotifchen „E" in hohem, vertikaiem Felde,
wohl kurz nach 1450 in Fiorenz entftanden, einen wenig fpäteren Florentiner Aibareiio,
bemait in Biau und Chromgelb, mit einem gotifchen „E" auf beiden Seiten, auf den
Schultern die Strahlen des Bernhardinszeichens, des „nome di Gefü", mit blau und
gelb getupften, doppeiten, ftrickartig gedrehten Henkein.
Hervorragende Stücke finden fich auch unter den frühen Faentiner Arbeiten, fo ein
großer Aibareiio mit drei horizontaien Zonen auf der Leibung, von denen die mittlere
ein großblättriges blaues Rankenband mit überfallenden Enden zeigt, wie ein ähniiches
Stück mit dem gleichen großblättrigen Rankenbande und Bordüren mit den Berhardin-
ftrahlen, 1450 bis 1470 datierbar. Diefen ähntich ift der auf der folgenden Seite ab-
gebiidete Aibareiio mit drei horinzontalen Zonen auf der Leibung und einer Infchrift
auf der mittieren Zone (Abb. 19). Ferner verdient noch Erwähnung eine doppei-
henkelige Vafe mit eiförmigem Körper, der auf weißer Giafur ein buntes Granatapfel-
mufter zeigt, während die grünen Henkel am Anfat; die blaue Marke „P" tragen.
Dem Ende des 15. Jahrhunderts entftammt eine prachtvoiie Schüffei mit einer intereffan-
ten ailegorifchen Darftellung: Ein Frauenarm hält ein bekröntes Herz, durch das ein
Band gefteckt ift mit der rätfelhaften Infchrift: PI — ATAPFI. Unter dem Bande ein D.


Abb. 17. GRECO, Männliches Biidnis.
Sammlung Bedtcrath.

zeigend, dann einen etwa 1450 datierbaren

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