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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 9/10
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0214

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LITERATUR

den wohl nur das aufgenommen, was ßch bei
ungeftörtem weiteren Veriaufe der heimifchen
Entwicklung wohi in gleicher oder ähnlicher
Form aus eigenen Mitteln würde entfaltet haben."
Diefe Erfahrung ift für eine andere Zeit, der
man auch immer ihre fchrankenlofe Ausländerei
vorwarf, für die deutfche Kunft des 17. und
18. Jahrhunderts, von der jüngften Forfchung
beftätigt worden. Von jenen Zeiten an bis in
die letzten Tage hat die fremde Kunft immer
wefentlidi als Beftätigung eigener Ahnung, als
Erweckerin eigener Keime gewirkt. Freilich muß
man, um dies erkennen zu können, wirkliche
fachliche Kenntniffe befißen, jedenfalls mehr, als
fie Fechner oder gar Klein-Diepold zur Verfügung
zu ftehen fcheinen.
im übrigen werden fich auch diefe Dinge auf
ihre eigene Weife vollziehen. Ein dauernder
Abfchluß des deutfdien Landes undderdeutfchen
Künftler wird fich hier fo wenig als gut oder
auch nur als möglich erweifen, wie fonft irgend-
wo, und wie die Entwicklung der deutfchen
Kunft fich nach diefem Kriege vollziehen wird,
kann heute niemand fagen; jedenfalls aber nicht
nach dem Willen einer kleinen Schar, mag es
nun diefe oder jene fein, fondern nach innerer
Notwendigkeit. Was aber nicht unwiderfprochen
bleiben follte, das ift die erröten madiende Lob-
hudelei unferes Volkes und unferer Kultur, wie
fie namentlich Klein-Diepold beliebt. Einmal
haben wir es nicht nötig, unferen Wert mit
billigen Phrafen heraufzupuffen. Wir find auch
fo genug. Dann aber find wir auch nur Men-
fchen und haben unfere Fehler, als Nation wie
als einzelne. Da ift es fchwer erträglich, wenn
auf den Scheitel jedes von den 60 Millionen
alle Tugenden und Kulturgüter gehäuft werden,
wenn wir die einzigen fdiöpferifchen Menfchen
fein foilen, und die ganze franzöfifdie Kultur
und Kunft nicht etwa nur abgelehnt, fondern
ihr jeder wirklich hohe Wert abgefprochen wird.
Diefe Art fcheint mir doch zu fehr der Tugend
zu ermangeln, in der ich die wefentlidifte der
deutfdien fehe, und „das, worauf alles ankommt,
damit der Menfch nach allen Seiten zu ein
Menfch fei": Ehrfurcht. H. Friedeberger.
LA CATHEDRALE DE REIMS. Etienne
Moreau-Nelaton. Paris, Librairie centrale
des Beaux-Arts 1915. Preis 20 Francs.
Es fehlte in Frankreich feit langem ein reich
iliuftriertes, preiswertes Werk über die Kathe-
drale in Reims. Jeder wiffenfchaftliche Arbeiter
vermißte und entbehrte ein derartiges Buch. Nun
hat der Krieg, zu deffen trauervoilen Schickfalen

auch die Befchießung der Kathedrale von Reims
gehört, gleich zwei diefem Bauwerk gewidmete
Publikationen entftehen laffen. Eine von ihnen
ift bisher noch nicht über den Profpekt hinaus-
gekommen. Sie foil 200 Tafeln in Großfolio
und eine Einleitung von Paul Vitrg enthalten-
Die zweite liegt voilftändig vor in Quartformat
mit 135 Tafeln, die nach fchönen Doucet-
fchen Aufnahmen auf ftarkem Papier in guten
Lichtdrucken vervielfältigt worden find. Emile
Male hat den Reproduktionen eine Einleitung
von 100 Seiten vorangeftellt, deren erfter Ab-
fchnitt die kulturelle Bedeutung des Baues für
Frankreich in knapper, farbiger Schilderung dar-
ftellt. Dem reiht fich eine Befchreibung des
Grundriffes, des Aufriffes, des Innenraumes, des
Schiffes und der Portale an. Neues gibt der
bekannte Kunfthiftoriker auf diefen wenigen
Seiten nicht. Das ift ja auch nicht der Zweck
diefer Veröffentlichung, die vornehmlich propa-
gandiftifche Bedeutung hat. Males kurze Cha-
rakteriftik ift klar, finnfällig und warm gefchrie-
ben, und im Aufbau und im Stil eine Meifter-
leiftung der franzöfifchen Kunftgefchichtsfchrei-
bung. Zu wünfchen ift, daß diefer Publikation
fich bald ähnliche über Chartres, Amiens. Rouen,
Troyes ufw. anreihen. Otto Grauloff.
Unter dem Namen „DER BILDERMANN" gibt
Paul Caffirer eine neueKunftzeitfchrift heraus,
deren Vervielfältigung in Steindruck erfolgt.
Künftler wie Slevogt, Gaul, Liebermann, Barlach,
Käthe Kollwit}, Purrmann, Pechftein, Hecke! u. a.
werden Originallithographien für fie fchaffen.
Der „Bildermann" wird volkstümliche Stoffe,
Volkslieder, Fabeln, Märchen, Zeitfymbole in
bildlicher Darftellung bringen. Die Redaktion
leitet Leo Keftenberg.
MUSEUMSBERICHTE
DET DANSKE KUNST1NDUSTR1MUSEUMS
VIRKSOMHED 1915. Jahresbericht des Däni-
fchen Kunftgewerbemufeums in Kopenhagen, er-
stattet vom Mufeumsdirektor Emil Hannover.
Der reidi illuftrierte Band berichtet über die
Neuerwerbungen der Sammlung, die namentlich
den Möbeln, der Porzellanabteilung (Orient-,
deutfche und dänifche Porzellane), der Fayence-
fammlung, der Glasfammlung und den Metall-
arbeiten reichen Zuwachs brachten, fowie über
die Betätigung des Mufeums im Ausftellungs-
wefen und in der Lehrtätigkeit. Ein Bericht
über die Tätigkeit des mujikgefchichtlichen
Mufeums von feinem Leiter Profeffor Dr. Angul
Hammerich ift angefügt.

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