Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0239
DOI issue:
Nr. 11/12
DOI article:Freund, Frank E. Washburn: Die Sammlung Stransky, 1: ein Vorposten deutscher Kunst in Amerika
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0239
DIE SAMMLUNG STRANSKY
Rbb. 12. WILHELM TRÜBNER, Schloß Hemsbach.
Gruppe fchwebenden Mond verstärkt werden; und fo werden Affoziationen hergeftellt,
die dem Thema eine faft inbrünftige Tiefe geben. Von großer Feinheit ift auch das
Kolorit diefes Bildes. Diskret nur leuchtet unter dem Mondenlicht die blaue Sdiürze
des Mädchens hervor, und das zarte Blau wird noch einmal in dem ihm entfallenen
Strickftrumpf rechts vorn am Boden aufgenommen. Alle großen und befonderen Eigen-
fchaften H. Thomas find in diefen drei Werken vorhanden, zum Glück aber fehlen alle
jene, die ihm den Titel des deutfchen Malerpoeten eingetragen haben.
Das anftoßende Mufikzimmer ift außer dem bereits erwähnten edelficheren Selbftbildnis
Feuerbachs und der erften Faffung der ftille Größe atmenden „Abendlichen Waldfzene"
von Hans von Marees aus dem Jahre 1870 (Abb. 16), die voll hoher malerifcher und
zeichnerifcher Qualität ift und fein ftetes Streben nach Vereinfachung und Monumentali-
tät fehr charakteriftifch vertritt, vor allem öfterreichifchen und Münchner Meiftern
gewidmet. Da hängt zunächft das pompöfe Riefengemälde „Die Nixen und der Tiger"
von Hans Makart (Abb. 17), das aus der New Yorker Sammlung Th. Havemegerftammt.
Hier verbindet fich der oft bei Makart ja nur allzu leeren und bewußten Pofe das ftarke
Element eines durchgefühlten, weit gefchwungenen, an- und abfchwellenden Rhythmus,
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Rbb. 12. WILHELM TRÜBNER, Schloß Hemsbach.
Gruppe fchwebenden Mond verstärkt werden; und fo werden Affoziationen hergeftellt,
die dem Thema eine faft inbrünftige Tiefe geben. Von großer Feinheit ift auch das
Kolorit diefes Bildes. Diskret nur leuchtet unter dem Mondenlicht die blaue Sdiürze
des Mädchens hervor, und das zarte Blau wird noch einmal in dem ihm entfallenen
Strickftrumpf rechts vorn am Boden aufgenommen. Alle großen und befonderen Eigen-
fchaften H. Thomas find in diefen drei Werken vorhanden, zum Glück aber fehlen alle
jene, die ihm den Titel des deutfchen Malerpoeten eingetragen haben.
Das anftoßende Mufikzimmer ift außer dem bereits erwähnten edelficheren Selbftbildnis
Feuerbachs und der erften Faffung der ftille Größe atmenden „Abendlichen Waldfzene"
von Hans von Marees aus dem Jahre 1870 (Abb. 16), die voll hoher malerifcher und
zeichnerifcher Qualität ift und fein ftetes Streben nach Vereinfachung und Monumentali-
tät fehr charakteriftifch vertritt, vor allem öfterreichifchen und Münchner Meiftern
gewidmet. Da hängt zunächft das pompöfe Riefengemälde „Die Nixen und der Tiger"
von Hans Makart (Abb. 17), das aus der New Yorker Sammlung Th. Havemegerftammt.
Hier verbindet fich der oft bei Makart ja nur allzu leeren und bewußten Pofe das ftarke
Element eines durchgefühlten, weit gefchwungenen, an- und abfchwellenden Rhythmus,
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