AUS ALFRED RETHELS NACHLASS
fixendes Kind, der Bifchof Turpin (Abb. 4) und der Kniende. Ebenfaiis eine gefchloffene
Gruppe biiden die Karikaturen, die aiie aus der Veriobungszeit ftammen und von
Frau Rethel aufbewahrt wurden. Hier wäre das „tanzende Paar" hervorzuheben,
ferner die komifche „Badefzene aus Biankenberghe", eine hagere Engländerin mit auf-
gelöften Haaren, nach dem Bade, verfolgt von einem grotesk ausfehenden Zwerge,
der „Diener mit dem Pudding" auf der Rückfeite einer Rechnung von 1852, und die
„enteilende Poftchaife", die der Künftler gezeichnet hat, als er fchon geiftig zufammen-
gebrochen war.
Das leiste find die in ftattlicher Reihe vereinigten Skizzenbücher, eines von 1830
mit vielen Landfchaften und Entwürfen zu Hiftorien, ein anderes aus den fahren 1831
bis 1832 mit einem Entwurf zu „Heinrich dem Finkler" und intim aufgefaßten Land-
fchaften des Sechzehnjährigen aus dem Ruhrtal, dem Bergifchen Lande, vom Rhein
und von der Mofel, je eines von 1833 und 1834 mit zahlreichen Landfchaften aus der
Umgegend von Aachen, vom Rhein, von der Ahr und einer Kompofition, der erften
Faffung des „Rudolf von Habsburg, der den Bifchof Werner durch die Alpen geleitet",
jener Szene, die erft 1839 größere Geftalt annahm, ein Reifefkizzenbuch vom Auguft
und September 1835 mit Landfchaften und Bauernftudien aus Tirol und Skizzen nach
Bildern der Münchener Pinakothek, darunter der „Paumgartner" von Dürer, Peruginos
Madonna mit zwei Heiligen in Anbetung des Kindes und anderes. Ein zweites Reife-
fkizzenbuch, das wahrfcheinlich aus demfelben Jahre ftammt, enthält Landfchaften,
Ornamente und den Entwurf zum „Chriftus auf dem Meere", den Dr. Paul Kaufmann
in Berlin befit;t. ln einem Notizbuch von 1850 etwa findet fich nur eine Zeichnung,
„Kaifer Karl der Große thronend", die Rethel 1851 für das getufchte Blatt „Kaifer
Karl und die Aachener Quelle" verwandte. Bekannter find die köftlichen vierzehn
Bleiftiftzeichnungen für einen Kalender, die von der Reichsdruckerei in unübertrefflicher
Fakfimilewiedergabe veröffentlicht wurden, während die entzückenden Illuftrationen
Rethels zu den handfchriftlichen Gedichten feiner Frau bisher nur den Lefern von
Jofeph Pontens Gefamtausgabe bekannt waren, die einen beträchtlichen Teil der hier
erftmalig gezeigten Arbeiten des Mcifters nicht abbildet.
In den Kreifen der Künftler und zünftigen Kunftfreunde ift diefe Ausftellung, die
eine fo große Anzahl von Werken Rethels vorführt und uns fo vielfältigen Einblick
in fein reiches Schaffen tun läßt, als eine willkommene Gabe zur hundertften Wieder-
kehr feines Geburtstages aufgenommen worden. Möge fie dazu beitragen, die Er-
innerung an einen unferer größten deutfehen Meifter auch den Fernerftehenden wach-
zurufen.
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fixendes Kind, der Bifchof Turpin (Abb. 4) und der Kniende. Ebenfaiis eine gefchloffene
Gruppe biiden die Karikaturen, die aiie aus der Veriobungszeit ftammen und von
Frau Rethel aufbewahrt wurden. Hier wäre das „tanzende Paar" hervorzuheben,
ferner die komifche „Badefzene aus Biankenberghe", eine hagere Engländerin mit auf-
gelöften Haaren, nach dem Bade, verfolgt von einem grotesk ausfehenden Zwerge,
der „Diener mit dem Pudding" auf der Rückfeite einer Rechnung von 1852, und die
„enteilende Poftchaife", die der Künftler gezeichnet hat, als er fchon geiftig zufammen-
gebrochen war.
Das leiste find die in ftattlicher Reihe vereinigten Skizzenbücher, eines von 1830
mit vielen Landfchaften und Entwürfen zu Hiftorien, ein anderes aus den fahren 1831
bis 1832 mit einem Entwurf zu „Heinrich dem Finkler" und intim aufgefaßten Land-
fchaften des Sechzehnjährigen aus dem Ruhrtal, dem Bergifchen Lande, vom Rhein
und von der Mofel, je eines von 1833 und 1834 mit zahlreichen Landfchaften aus der
Umgegend von Aachen, vom Rhein, von der Ahr und einer Kompofition, der erften
Faffung des „Rudolf von Habsburg, der den Bifchof Werner durch die Alpen geleitet",
jener Szene, die erft 1839 größere Geftalt annahm, ein Reifefkizzenbuch vom Auguft
und September 1835 mit Landfchaften und Bauernftudien aus Tirol und Skizzen nach
Bildern der Münchener Pinakothek, darunter der „Paumgartner" von Dürer, Peruginos
Madonna mit zwei Heiligen in Anbetung des Kindes und anderes. Ein zweites Reife-
fkizzenbuch, das wahrfcheinlich aus demfelben Jahre ftammt, enthält Landfchaften,
Ornamente und den Entwurf zum „Chriftus auf dem Meere", den Dr. Paul Kaufmann
in Berlin befit;t. ln einem Notizbuch von 1850 etwa findet fich nur eine Zeichnung,
„Kaifer Karl der Große thronend", die Rethel 1851 für das getufchte Blatt „Kaifer
Karl und die Aachener Quelle" verwandte. Bekannter find die köftlichen vierzehn
Bleiftiftzeichnungen für einen Kalender, die von der Reichsdruckerei in unübertrefflicher
Fakfimilewiedergabe veröffentlicht wurden, während die entzückenden Illuftrationen
Rethels zu den handfchriftlichen Gedichten feiner Frau bisher nur den Lefern von
Jofeph Pontens Gefamtausgabe bekannt waren, die einen beträchtlichen Teil der hier
erftmalig gezeigten Arbeiten des Mcifters nicht abbildet.
In den Kreifen der Künftler und zünftigen Kunftfreunde ift diefe Ausftellung, die
eine fo große Anzahl von Werken Rethels vorführt und uns fo vielfältigen Einblick
in fein reiches Schaffen tun läßt, als eine willkommene Gabe zur hundertften Wieder-
kehr feines Geburtstages aufgenommen worden. Möge fie dazu beitragen, die Er-
innerung an einen unferer größten deutfehen Meifter auch den Fernerftehenden wach-
zurufen.
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