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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Het 13/14
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Schwarz, Karl: Gussmedaillen von Arnold Zadikow
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0302

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ARNOLD ZADIKOW, Totentanz 1915.

technifchen Ausführung an die Alt-Florentiner Gußmedaillen: herb und manchmal etwas
gewaltfam, aber deswegen gerade durchaus plaftifch.
Jede Zeit hat ihr Gutes. Die Kriegsverhältniffe, die uns lehrten, alte Gewohnheiten
rückfichtslos über Bord zu werfen und uns neuen Anforderungen fchnell zu fügen,
haben auch in die künftlerifchen Probleme eingegriffen und nötigen uns, den her-
gebrachten Bronzeguß einzuftellen und an feine Stelle das Eifen treten zu laffen. Wir
erachten das nicht für einen Schaden oder auch nur für eine Beeinträchtigung der
künftlerifchen Produktion. Den Blick rückwärts gewendet erkennen wir, daß auch
früher bereits der Eifenguß bei uns in hohen Ehren geftanden und daß feine Ver-
wendung nur in den Hintergrund getreten war. Das Eifen erfordert den Rohguß als
endgültige Geftaltungsform, d. h. es läßt fich nicht zifilieren und derart verarbeiten wie
die Bronze. Gerade die Plaketten von Arnold Zadikow werden fich ganz besonders
für den Eifenguß eignen und vielleicht noch deutlicher ihre Qualität erkennen laffen.
Groteske Geftalten find es, die der Künftler darftellt, faft an Karrikaturen ftreifend,
aber voller Rhythmus und frifchen Lebens. Der Tod erfcheint in den verfchiedenften
Gewändern: als Dudelfackpfeifer in fchottifchem Koftüm bläft er fein Lied zur Attacke;
tänzelnden Schrittes kommt er daher, während in ehernem Takte die gefchloffenen
Reihen der Reiter gegeneinander rennen. Als Fifchersmann watet er mit hohen Stulpen-
ftiefeln durchs Meer und zieht befriedigt feine Neße ein, da fie einen guten Fang an ge-
funkenen Schiffen ergeben. Wie ein Kind fpielt er fodann mit den Luftfchiffen; er hat fie an
der Schnur und läßt fie nach Belieben fteigen oder fallen. Und fchließlich äußert er feine
größte Freude an dem gewaltigen Gcfchüß, diefer neuen Mordwaffe, auf der er fich be-
haglich niedergelaffen hat und die er grinfend mit der Lunte zum Schuffe bringt.
Der Künftler führt eine durchaus eigene Sprache, verzichtet auf alles Konventionelle
und wirkt daher unmittelbar durch die gefchloffene Form, den Reichtum an Phantafie
und das Temperament feines Ausdruckes, wenngleich manchmal die Verzerrung und
Unterftreichung bizarrer Züge etwas zu ftark aufgetragen ift.
Aber diefe felbftändigen Schöpfungen eines begabten Künftlers, der uns noch
manches Neue zu fagen haben wird, find als beachtenswerte Leitungen durchaus her-
vorzuheben, da fie das fonft Dargebotene weit hinter fich laffen und in Auffaffung und
Technik die Wege zu einer gefunden und frifchen Kunft weifen.

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