STATTGEHABTE VERSTEIGERUNGEN
bezeichnet werden. Vieie Biider wurden offen-
bar mehr ihres Rahmens wegen gekauft. Das
Gefamtergebnis erreichte noch nicht einmal
700C0. Freiiich waren die beften Gemäide
aus dem Nachlaß des unglücklichen Händiers
fchon im vergangenen Jahre — um ^ 262235 —
verfteigert worden. Aber unter den übrig ge-
biiebenen fanden fich doch fo manche, die recht
gute Qualitäten befaßen, wenn auch ihre Zu-
fchreibungen oft Widerfpruch hervorrufen muß-
ten; bei anderen wiederum fchien man zu vor-
ßchtig gewefen zu fein. Eine ganze Reihe der
Biider war von Biakesiee um ein vieifaches des
je§t erzielten Preifes in Europa angekauft wor-
den. Da er ais Händier natürlich etwa das
Doppeite des von ihm gezahiten Preifes zu er-
langen hoffte, kann man fehen, weich geradezu
iädieriich geringe Preife auf der Verweigerung
erzielt wurden. Man darf wohi annehmen, daß
kaum ein einziges Werk feinen Ankaufspreis
eintrug. Unter dem allgemeinen Preisfturz litten
auch die beften der Gemäide. Baid nach dem
Verkauf hieß es, es feien vieierlei „bargains"
(gute Geiegenheitskäufe) gemacht worden; der
eine wolite um ^ 20 einen ungerahmten echten
Rubens, ein anderer einen Romneg um ein paar
hundert Dollar erftanden haben. Die Hackley
Art Galieries, Muskegon, Mich., kaufte u. a. das
gute Porträt eines jungen Mädchens der Clouet-
fchuie und ein Damenporträt des Georg Pencz
an. Sonft fcheinen die Mufeen wie auch in
vielen der anderen Verkäufe viel zu wenig die
Gelegenheit wahrgenommen zu haben, um er-
ftaunlich geringe Summen Lücken in ihren Be-
fänden zu füiien und zum Teil wirklich bedeut-
fame und hervorragende Werke zu erwerben.
Vieie der Biakesiee-Gemäide waren nur „dekora-
tive" Stücke und jene pompöfen Porträts aus
dem 18. Jahrhundert, die man hierzulande offen-
bar gern fich in die „Saions" hängt, vor allem,
wenn man einen fchönen und vornehm her-
gerichteten Landß§ fein eigen nennt. Solche
Biider geben dem ganzen Haus etwas Arifto-
kratifdhes, was man trot; allem und altem hier
fehr zu fchä§en weiß, wo man ja mehr ais
irgendwo anders auf einen „Stammbaum" häit.
Offenbar hatte Biakesiee fchon früher folche
„Vorfahren" in ganz bedeutender Zahl gewiffen
feiner Käufer verfchafft und hatte weitere mit
ihnen verfehen wollen. Vieie von ihnen find
nun aber zunächft in kleinen Kuriofitätenläden
gelandet. Unter der Menge foicher Biider be-
fanden fich auch die Porträts des Kaifers und
der Kaiferin von van Loo, die Biakesiee für je
^ 1250 angekauft hatte, und die nun je 105
eintrugeu. Sic tranfit —! Einige wenige Preife
feien hier angeführt: Nr. 6, Clouetfdiule, „Bild-
nis eines jungen Mädchens", ^ 400; Nr. 8,
G.Pencz, „Damenporträt", J 1050; Nr.9, G.Ter-
bordi, „Mandoiinenfpieier", 625; Nr. 10, Rey-
nolds, „Gräfin Strafford", ^ 2250; Nr. 29, S. Ruys-
dael, „Landfchaft", 31X42, ^ 1025; Nr. 31a,
Spanifche Schuie, 17. Jahrh., „Bitdnis einer In-
fantin", ^85; dagegen Nr. 32, J.R. Smith, „Mäd-
chen mit Hund", ^ 5100; Nr. 33a, F. Botticini,
„Madonna mit Kind", ^1050; Nr. 35. Largiliiere.
„Dame in Schwarz", 1100; Nr. 57, Del Mazo,
„Damenporträt", ^ 460; Nr. 60, Garofalo, „Die
Weifen", ^150; Nr. 78, vanMiereveldt, Bildnis-
gruppe, „Vater mit vier Kindern", ^ 300 (Blake-
iees Einkaufspreis # 2500); Nr. 82, D. Mytens,
„Porträt Karls 1.", ^ 425 (Einkaufspreis ^'2000);
Nr. 89, Ch. Amberger, „Kopf Chrifti", 12x10 inches,
300; Nr. 92, N. di Bicci, „Madonna u. Kind",
^ 390. — Manche hatten dem vorigen und
diesjährigen Biakesiee-Verkauf mindeftens eine
voiie halbe Miiiion, wenn nicht gar dreiviertel
Miilionen Dollar als Ergebnis vorausgefagt. Da
gerade etwa die Häifte des Erwarteten einging,
ift es begreifiich, daß in den Intereffentenkreifen
viel über das wenig erfreuiiche Refultat hin-und
hergefprochen wurde. Die Warnung, die diefer
und auch andere Verkäufe aiter Meifter während
diefer Saifon, felbft folche, bei denen die ange-
botenen Werke zum größten Teil von hoher
Qualität waren, wie der weiter unten behandelte
der 32 Gemälde aus der ruffifchen Sammlung
des Fürften Golinicheff-Koutoufoff, deutlich ge-
nug predigen, ift: daß es je§t keine günftige
Zeit ift, alte Meifter auf den öffentlichen New
Yorker Markt zu bringen. Daß diefe Warnung
verftanden worden, dürfte ßch wohl in der
kommenden Saifon in weniger zahlreichen
Auktionen diefer Art bekunden. Verfuche, die
Stimmung des Marktes zu erproben, werden ja
wohl von Zeit zu Zeit gemacht werden, kaum
aber mehr. Es bleibt abzuwarten, wann fich
die Lage ändern und der hiefige Markt fich im-
ftande zeigen wird, eine größere Zahl alter
Meifter zu wenigftens annehmbaren Preifen zu
abforbieren. Dazu bedarf es auch des Erfcheinens
neuer Käufer alter Meijier. Und dem arbeitet
die eifrige, ja nicht einmal tadelnswerte Propa-
ganda hiefiger Firmen entgegen, die es ßch an-
gelegen fein laffen, die Werke lebender — und
auch kürzlich verftorbener — einheimifcher Künft-
ler als des Sammelns amerikanifcher Kunftfreunde
würdig anzupreifen, und zwar, wie es fo manche
Refultate auch der öffentlichen Auktionen be-
weifen, fchon je^t nicht ohne Erfolg, wiewohl
auch im einheimifchen Bildermarkt zur Zeit Ebbe
herrfcht und man befferen Zeiten fehnfüchtig
entgegenharrt. Später aber werden eben die
modernen amerikanifchen Werke den alten
338
bezeichnet werden. Vieie Biider wurden offen-
bar mehr ihres Rahmens wegen gekauft. Das
Gefamtergebnis erreichte noch nicht einmal
700C0. Freiiich waren die beften Gemäide
aus dem Nachlaß des unglücklichen Händiers
fchon im vergangenen Jahre — um ^ 262235 —
verfteigert worden. Aber unter den übrig ge-
biiebenen fanden fich doch fo manche, die recht
gute Qualitäten befaßen, wenn auch ihre Zu-
fchreibungen oft Widerfpruch hervorrufen muß-
ten; bei anderen wiederum fchien man zu vor-
ßchtig gewefen zu fein. Eine ganze Reihe der
Biider war von Biakesiee um ein vieifaches des
je§t erzielten Preifes in Europa angekauft wor-
den. Da er ais Händier natürlich etwa das
Doppeite des von ihm gezahiten Preifes zu er-
langen hoffte, kann man fehen, weich geradezu
iädieriich geringe Preife auf der Verweigerung
erzielt wurden. Man darf wohi annehmen, daß
kaum ein einziges Werk feinen Ankaufspreis
eintrug. Unter dem allgemeinen Preisfturz litten
auch die beften der Gemäide. Baid nach dem
Verkauf hieß es, es feien vieierlei „bargains"
(gute Geiegenheitskäufe) gemacht worden; der
eine wolite um ^ 20 einen ungerahmten echten
Rubens, ein anderer einen Romneg um ein paar
hundert Dollar erftanden haben. Die Hackley
Art Galieries, Muskegon, Mich., kaufte u. a. das
gute Porträt eines jungen Mädchens der Clouet-
fchuie und ein Damenporträt des Georg Pencz
an. Sonft fcheinen die Mufeen wie auch in
vielen der anderen Verkäufe viel zu wenig die
Gelegenheit wahrgenommen zu haben, um er-
ftaunlich geringe Summen Lücken in ihren Be-
fänden zu füiien und zum Teil wirklich bedeut-
fame und hervorragende Werke zu erwerben.
Vieie der Biakesiee-Gemäide waren nur „dekora-
tive" Stücke und jene pompöfen Porträts aus
dem 18. Jahrhundert, die man hierzulande offen-
bar gern fich in die „Saions" hängt, vor allem,
wenn man einen fchönen und vornehm her-
gerichteten Landß§ fein eigen nennt. Solche
Biider geben dem ganzen Haus etwas Arifto-
kratifdhes, was man trot; allem und altem hier
fehr zu fchä§en weiß, wo man ja mehr ais
irgendwo anders auf einen „Stammbaum" häit.
Offenbar hatte Biakesiee fchon früher folche
„Vorfahren" in ganz bedeutender Zahl gewiffen
feiner Käufer verfchafft und hatte weitere mit
ihnen verfehen wollen. Vieie von ihnen find
nun aber zunächft in kleinen Kuriofitätenläden
gelandet. Unter der Menge foicher Biider be-
fanden fich auch die Porträts des Kaifers und
der Kaiferin von van Loo, die Biakesiee für je
^ 1250 angekauft hatte, und die nun je 105
eintrugeu. Sic tranfit —! Einige wenige Preife
feien hier angeführt: Nr. 6, Clouetfdiule, „Bild-
nis eines jungen Mädchens", ^ 400; Nr. 8,
G.Pencz, „Damenporträt", J 1050; Nr.9, G.Ter-
bordi, „Mandoiinenfpieier", 625; Nr. 10, Rey-
nolds, „Gräfin Strafford", ^ 2250; Nr. 29, S. Ruys-
dael, „Landfchaft", 31X42, ^ 1025; Nr. 31a,
Spanifche Schuie, 17. Jahrh., „Bitdnis einer In-
fantin", ^85; dagegen Nr. 32, J.R. Smith, „Mäd-
chen mit Hund", ^ 5100; Nr. 33a, F. Botticini,
„Madonna mit Kind", ^1050; Nr. 35. Largiliiere.
„Dame in Schwarz", 1100; Nr. 57, Del Mazo,
„Damenporträt", ^ 460; Nr. 60, Garofalo, „Die
Weifen", ^150; Nr. 78, vanMiereveldt, Bildnis-
gruppe, „Vater mit vier Kindern", ^ 300 (Blake-
iees Einkaufspreis # 2500); Nr. 82, D. Mytens,
„Porträt Karls 1.", ^ 425 (Einkaufspreis ^'2000);
Nr. 89, Ch. Amberger, „Kopf Chrifti", 12x10 inches,
300; Nr. 92, N. di Bicci, „Madonna u. Kind",
^ 390. — Manche hatten dem vorigen und
diesjährigen Biakesiee-Verkauf mindeftens eine
voiie halbe Miiiion, wenn nicht gar dreiviertel
Miilionen Dollar als Ergebnis vorausgefagt. Da
gerade etwa die Häifte des Erwarteten einging,
ift es begreifiich, daß in den Intereffentenkreifen
viel über das wenig erfreuiiche Refultat hin-und
hergefprochen wurde. Die Warnung, die diefer
und auch andere Verkäufe aiter Meifter während
diefer Saifon, felbft folche, bei denen die ange-
botenen Werke zum größten Teil von hoher
Qualität waren, wie der weiter unten behandelte
der 32 Gemälde aus der ruffifchen Sammlung
des Fürften Golinicheff-Koutoufoff, deutlich ge-
nug predigen, ift: daß es je§t keine günftige
Zeit ift, alte Meifter auf den öffentlichen New
Yorker Markt zu bringen. Daß diefe Warnung
verftanden worden, dürfte ßch wohl in der
kommenden Saifon in weniger zahlreichen
Auktionen diefer Art bekunden. Verfuche, die
Stimmung des Marktes zu erproben, werden ja
wohl von Zeit zu Zeit gemacht werden, kaum
aber mehr. Es bleibt abzuwarten, wann fich
die Lage ändern und der hiefige Markt fich im-
ftande zeigen wird, eine größere Zahl alter
Meifter zu wenigftens annehmbaren Preifen zu
abforbieren. Dazu bedarf es auch des Erfcheinens
neuer Käufer alter Meijier. Und dem arbeitet
die eifrige, ja nicht einmal tadelnswerte Propa-
ganda hiefiger Firmen entgegen, die es ßch an-
gelegen fein laffen, die Werke lebender — und
auch kürzlich verftorbener — einheimifcher Künft-
ler als des Sammelns amerikanifcher Kunftfreunde
würdig anzupreifen, und zwar, wie es fo manche
Refultate auch der öffentlichen Auktionen be-
weifen, fchon je^t nicht ohne Erfolg, wiewohl
auch im einheimifchen Bildermarkt zur Zeit Ebbe
herrfcht und man befferen Zeiten fehnfüchtig
entgegenharrt. Später aber werden eben die
modernen amerikanifchen Werke den alten
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