Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0371
DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Planiscig, Leone C.: Handzeichnungen alter Meister aus der Sammlung des Herrn Stadtrat Ludwig Zatzka, Wien
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HANDZEICHNUNGEN ALTER MEISTER
Abb. 10. Römifdr, 18. Jahrhundert, Landjchajt.
Zeichnung — das Martyrium des hl. Laurentius — im Palazzo Bianco zu Genua er-
hellt, wo die einzelnen Figuren als Kuben und Prismen in den Raum gefegt find.*
Geometrische Gebilde, die das Körperlich-Räumliche, das feit Michelangelo in die
Malerei eingedrungen ift, zu einem noch vollkommeneren Ausdruck bringen [ollen. —
Von Cambiafio find uns fehr viele Handzeichnungen erhalten geblieben. Vor allem
Studien, zumeift nur des Zeichnens wegen gezeichnet, nicht für eine weitere Aus-
führung gedacht. Heiligenfujets und die bei den Raffaelmanieriften fo beliebten mytho-
logifchen Szenen und antiken Schlachtendarftellungen. Nicht umfonft hat Cambiafio,
von feinem Vater geleitet, feine künftlerifche Laufbahn mit dem Abzeichnen der Kom-
pofitionen Pierin de) Vagas im Palazzo Doria zu Genua begonnen.
Einem anderen Genuefen, dem Bernardo Strozzi, möchte ich das Blatt — der
hl. Franziskus, das Kruzifix anbetend — zufchreiben (Abb. 8). [Federzeichnung, mit
Bifter laviert, blaues Papier; 14X22,8 cm]. — Im Palazzo Bianco gibt es mehrere
Zeichnungen gleichen Vorwurfes des Prete Genovefe, die unferer fehr ännlich find.^
Seit dem Carracci ift diefe Darftellung in der neuen barocken Auffaffung recht häufig.
Die zitterige Strichführung, die Behandlung der Engelsköpfe, die vom Himmel auf den
betenden Heiligen herabfchauen, endlich deffen Füße mit den charakteriftifch gekrümmten
Zehen fprechen deutlich für Strozzi.
Eine eigenartige Stellung in der italienifchen Seicentokunft nehmen die Landfchafts-
zeichnungen des Guercino ein. Entwicklungsgefchichtlich haben fie jene der Carracci
als Grundlage, die ihrerfeits auf die Landfchaftsdarftellungen der Cinquecentovenezianer,
* Abb. in Groffo und Pettoreiii, 1 disegni di Paiazzo Bianco, Nr. 34.
s Abb. in Groffo und Pettoreiii a. a. 0. Nr. 61.
351
Abb. 10. Römifdr, 18. Jahrhundert, Landjchajt.
Zeichnung — das Martyrium des hl. Laurentius — im Palazzo Bianco zu Genua er-
hellt, wo die einzelnen Figuren als Kuben und Prismen in den Raum gefegt find.*
Geometrische Gebilde, die das Körperlich-Räumliche, das feit Michelangelo in die
Malerei eingedrungen ift, zu einem noch vollkommeneren Ausdruck bringen [ollen. —
Von Cambiafio find uns fehr viele Handzeichnungen erhalten geblieben. Vor allem
Studien, zumeift nur des Zeichnens wegen gezeichnet, nicht für eine weitere Aus-
führung gedacht. Heiligenfujets und die bei den Raffaelmanieriften fo beliebten mytho-
logifchen Szenen und antiken Schlachtendarftellungen. Nicht umfonft hat Cambiafio,
von feinem Vater geleitet, feine künftlerifche Laufbahn mit dem Abzeichnen der Kom-
pofitionen Pierin de) Vagas im Palazzo Doria zu Genua begonnen.
Einem anderen Genuefen, dem Bernardo Strozzi, möchte ich das Blatt — der
hl. Franziskus, das Kruzifix anbetend — zufchreiben (Abb. 8). [Federzeichnung, mit
Bifter laviert, blaues Papier; 14X22,8 cm]. — Im Palazzo Bianco gibt es mehrere
Zeichnungen gleichen Vorwurfes des Prete Genovefe, die unferer fehr ännlich find.^
Seit dem Carracci ift diefe Darftellung in der neuen barocken Auffaffung recht häufig.
Die zitterige Strichführung, die Behandlung der Engelsköpfe, die vom Himmel auf den
betenden Heiligen herabfchauen, endlich deffen Füße mit den charakteriftifch gekrümmten
Zehen fprechen deutlich für Strozzi.
Eine eigenartige Stellung in der italienifchen Seicentokunft nehmen die Landfchafts-
zeichnungen des Guercino ein. Entwicklungsgefchichtlich haben fie jene der Carracci
als Grundlage, die ihrerfeits auf die Landfchaftsdarftellungen der Cinquecentovenezianer,
* Abb. in Groffo und Pettoreiii, 1 disegni di Paiazzo Bianco, Nr. 34.
s Abb. in Groffo und Pettoreiii a. a. 0. Nr. 61.
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