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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 17/18
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Lemberger, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Miniaturmalerei, 6, Die Nehrlich
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0375

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BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DER
MINIATURMALEREI vi. DIE NEHRLiCH
mit vier Abbildungen Von ERNST LEmBEBGER
*T\ie Natur fchuf Goethe, um zu erfahren, wie fie ausfieht. Friederike Brion aber
-L^ fchuf fie, um dem jungen Goethe den himmlifchen Raufch der erften Liebe zu
fchenken. „Ein kurzes, weißes, rundes Röckchen mit einer Falbe!, nicht länger, als daß
die nettften Füßchen bis an die Knöchel fichtbar blieben; ein knappes, weißes Mieder,
und eine Taffetfchürze — fo ftand fie auf der Grenze zwifchen Bäuerin und Städterin. .. .
Aus heiteren blauen Augen blickte fie fehr deutlich umher, und das artige Stumpf-
näschen forfchte fo frei in die Luft, als wenn es in der Welt keine Sorgen geben
könnte. . . . Der Strohhut hing ihr am Arme, und fo hatte ich das Vergnügen, fie beim
erften Blick auf einmal in ihrer ganzen Anmut und Lieblichkeit zu fehen und erkennen."
Auf diefem Umweg wurde das Dorf Sefenheim in Elfaß-Lothringen, Kreis Hagenau,
Amtsbezirk Bifchweiier, unfterbiich.
Die alte Dame, die das Goethebild bis vor kurzem befaß, bewahrte wie einen Schat;
einen ganz kleinen Zettel, worauf gefchrieben fteht:
Goethebiid von Johannes Carl Nehrlich
Paftor in Sefenheim, Vater der Maier
Nehriich, die 1810 geboren find.
Es gibt eine Sorte von Sammlern, die natürlich fofort geneigt wäre, in diefer
papiernen Reliquie die Geburtsurkunde einer neuen Sefenheimer Legende zu begrüßen.
Uns aber fagt das Zetteichen nichts weiter als: fo klein kann gar kein Stückchen
Papier fein, daß darauf nicht ein großer Irrtum Plat^ fände.
* *
*
Friedcrikens Vater, der evangelifch-lutherifche Pfarrer Johann Jakob Brion*, hatte
als unmittelbaren Amtsnachfolger Pfarrer Schweppenhäufer^. Der kathoiifche Pfarrer
von Sefenheim aber war — Pfarrhaus ftieß an Pfarrhaus — vom November 1776 bis
Ende 1791 Laurentius Reimbolt. 1788, wo das Bild entftand, kann Johannes Carl
Nehrlich alfo nicht Pfarrer in Sefenheim gewefen fein. Er war auch nicht der Vater
der Maler Nehrlich, „die 1810 geboren find".
Nagler irrt, wenn er Guftav Nehrlich d. A. den Vater von Guftav Nehrlich d. J.
nennt. Bei Nagler heißt es:
Nehrlich, Guftav. Maler, wurde 1807 zu Carlsruhe geboren, und von feinem
Vater in den Anfangsgründen der Kunft unterrichtet, bis er endlich 1822 nach
München fich begab, um auf der Akademie dafelbft feine Studien fortzufetjen.
Der Vater malt Bildniffe in Öl und Miniatur und auch der Sohn übt gleiche Kunft.
Man fah bereits 1829, ais er nach München kam, auf der Kunftausftellung Werke
von diefem Künftler, Bildniffe in 01, insbefonders fdhöne Miniaturen mit liebiiehen
Kindern, blühenden Mädchen ufw. Nehrlich lebt noch gegenwärtig in München
als ausübender Künftler.
Nehrlich, Guftav. Miniaturmaler zu Carlsruhe, der ältere Künftler diefes
Namens, wurde um 1780 geboren. Er malt ähnliche und fehr fchöne Bildniffe in
' Geboren am 11. April 1717 in Straßburg, heiratete am 29. Mai 1743 Magdaiene Salome Schöii
und ftarb am 14. Oktober 1787. (Phii. Ferd. Lucius: Friederike Brion von Seffenheim. Straß-
burg 1877.)
s Dr. J. Froi§heim: Friederike von Sefenheim, S. 3. Gotha 1893.

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