Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0403
DOI Heft:
Heft 19/20
DOI Artikel:Lübbecke, Friedrich: Die Sammlung Ullmann zu Frankfurt a. M., [1], Die mittelalterliche Plastik: Friedrich Lübbecke
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DIE SAMMLUNG ULLMANN ZU FRANKFURT AM MAIN
Abb. 7. Pieta. Kölnifch um 1460—70. Nußholz, Hohe 28 cm
Provenienz gegeben iftL Unfer Figürchen ift aus Eichen-
hoiz gefchni^t, wundervoll bis in alle Feinheiten des
Kinderkörperchens hinein modelliert und von einer ge-
radezu aliein dastehenden Erhaltung in der Faffung, die
einer frühzeitigen Stoffbekleidung des fpäteren Gefchlech-
tern in feiner Nacktheit anftößigen Figürchens zu danken
ift. An ihr kann man ermeffen, wieviel uns durch die
Spätere Bemalung oder die im 19. Jahrhundert So häufig
geübte Ablaugung an alter Kunft verloren ging. Wie diefes
Stück beweift, das in der Farbfchicht über dem Kreidegrund die allerfeinfte Haarrißbildung
zeigt, begnügte fich der alte Staffierer keineswegs mit einer durchgehenden Lokalfarbe,
die Nuancierung der plaftifchen Wirkung überlaffend, fondern unterftü^te mit den
Abb. 6. Madonna. Kölnifch um
1460.
Nußholz Höhe 33 cm
i Eine gleiche Infchrift BRUESEL befindet fich auf einem kleinen Aitar, früher im Befiße des Comte
Nahuys in Brüffel, jet}t in der Sammlung James Simon-Berlin, der fehr verwandt mit dem Riedener
Altar in der Stuttgarter Altertümerfammlung ift. Vgl. M. Schütte, Die fdhwäbifchen Schni§altäre,
S. 130, ferner: Comte Maurice Nahugs, Retable d'autel avec sculptures et peintures, Oeuvre d'un artiste
Bruxellois. Ann. de l'acad. d'arch. de Belgique XXXV, 1879, S. 176. Es wäre möglich, daß das Uimer
Jefusknäblein von dem Halier Meifter, der anfcheinend in Flandern feine Ausbildung erhielt, Stammte,
woraus auch der auffallende Qualitätsunterfchied bei ftarker äußerer Ähnlichkeit fich erklären ließe.
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Abb. 7. Pieta. Kölnifch um 1460—70. Nußholz, Hohe 28 cm
Provenienz gegeben iftL Unfer Figürchen ift aus Eichen-
hoiz gefchni^t, wundervoll bis in alle Feinheiten des
Kinderkörperchens hinein modelliert und von einer ge-
radezu aliein dastehenden Erhaltung in der Faffung, die
einer frühzeitigen Stoffbekleidung des fpäteren Gefchlech-
tern in feiner Nacktheit anftößigen Figürchens zu danken
ift. An ihr kann man ermeffen, wieviel uns durch die
Spätere Bemalung oder die im 19. Jahrhundert So häufig
geübte Ablaugung an alter Kunft verloren ging. Wie diefes
Stück beweift, das in der Farbfchicht über dem Kreidegrund die allerfeinfte Haarrißbildung
zeigt, begnügte fich der alte Staffierer keineswegs mit einer durchgehenden Lokalfarbe,
die Nuancierung der plaftifchen Wirkung überlaffend, fondern unterftü^te mit den
Abb. 6. Madonna. Kölnifch um
1460.
Nußholz Höhe 33 cm
i Eine gleiche Infchrift BRUESEL befindet fich auf einem kleinen Aitar, früher im Befiße des Comte
Nahuys in Brüffel, jet}t in der Sammlung James Simon-Berlin, der fehr verwandt mit dem Riedener
Altar in der Stuttgarter Altertümerfammlung ift. Vgl. M. Schütte, Die fdhwäbifchen Schni§altäre,
S. 130, ferner: Comte Maurice Nahugs, Retable d'autel avec sculptures et peintures, Oeuvre d'un artiste
Bruxellois. Ann. de l'acad. d'arch. de Belgique XXXV, 1879, S. 176. Es wäre möglich, daß das Uimer
Jefusknäblein von dem Halier Meifter, der anfcheinend in Flandern feine Ausbildung erhielt, Stammte,
woraus auch der auffallende Qualitätsunterfchied bei ftarker äußerer Ähnlichkeit fich erklären ließe.
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