Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0411
DOI Heft:
Heft 19/20
DOI Artikel:Lübbecke, Friedrich: Die Sammlung Ullmann zu Frankfurt a. M., [1], Die mittelalterliche Plastik: Friedrich Lübbecke
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0411
DIE SAMMLUNG ULLMANN ZU FRANKFURT AM MAIN
Abb.17. UhnerMeifter, St. Bar-
bara. Um 1510.
Lindetihoiz Höhe 126cm
Abb. 18. Ulmer Meifter, Hl. Anna Selbdritt.
Um 1520.
Lindenholz Höhe 61 cm
gut erhalten. Die Figuren find vollrund geschnitten. Man wird zunächft etwas ratlos
nach ikonographifchen Parallelen in der gleichzeitigen deutfehen Kunft Umfchau halten.
In der Malerei erinnert man [ich des Bartholomäus-Altars im Kölner MufeunD, mit
dem die Darstellung im kompositorischen Aufbau überraschende Ähnlichkeiten aufweift.
Dennoch gehört das Stück nicht nach Köln. Die Kölner Sehniger derZeit (um 1480) find
durchaus fchon von der niederländifch-realiftifchen Strömung erfaßt, die diefe Art
Faltenbruch nicht mehr kennt. Jedenfalls ift für die Tgpen fowohl unferes Stückes wie
des Bartholomäus-Altares, deffen Meifter ein manierierter Eklektiker, keine fchöpferifche
Natur ift, eine gemeinfame Quelle in den Stichen Schongauers zu fuchen. In ihnen findet
fich auf dem Blatte „Chriftus erfcheint der Magdalena", B26, die Geftalt Chrifti im Kopf,
Händen und Füßen, Mantelfältelung faft wörtlich wieder, womit das Kapitel der Benutzung
graphifcher Blätter durch Bildhauer und Maler im 15. Jahrhundert um ein intereffantes
Beifpiel fich vermehrt. Für die örtliche Beftimmung der Thomas-Gruppe auf den Ober-
i Abgeb.: Ernjt Heidrich, Die altniederiändifche Malerei. Jena 1910. Abb. 1909.
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Abb.17. UhnerMeifter, St. Bar-
bara. Um 1510.
Lindetihoiz Höhe 126cm
Abb. 18. Ulmer Meifter, Hl. Anna Selbdritt.
Um 1520.
Lindenholz Höhe 61 cm
gut erhalten. Die Figuren find vollrund geschnitten. Man wird zunächft etwas ratlos
nach ikonographifchen Parallelen in der gleichzeitigen deutfehen Kunft Umfchau halten.
In der Malerei erinnert man [ich des Bartholomäus-Altars im Kölner MufeunD, mit
dem die Darstellung im kompositorischen Aufbau überraschende Ähnlichkeiten aufweift.
Dennoch gehört das Stück nicht nach Köln. Die Kölner Sehniger derZeit (um 1480) find
durchaus fchon von der niederländifch-realiftifchen Strömung erfaßt, die diefe Art
Faltenbruch nicht mehr kennt. Jedenfalls ift für die Tgpen fowohl unferes Stückes wie
des Bartholomäus-Altares, deffen Meifter ein manierierter Eklektiker, keine fchöpferifche
Natur ift, eine gemeinfame Quelle in den Stichen Schongauers zu fuchen. In ihnen findet
fich auf dem Blatte „Chriftus erfcheint der Magdalena", B26, die Geftalt Chrifti im Kopf,
Händen und Füßen, Mantelfältelung faft wörtlich wieder, womit das Kapitel der Benutzung
graphifcher Blätter durch Bildhauer und Maler im 15. Jahrhundert um ein intereffantes
Beifpiel fich vermehrt. Für die örtliche Beftimmung der Thomas-Gruppe auf den Ober-
i Abgeb.: Ernjt Heidrich, Die altniederiändifche Malerei. Jena 1910. Abb. 1909.
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