WERKE DEUTSCHER MALER DES 19. JAHRHUNDERTS
5. Feuerbach. Die Aushebung enthält zwei unbekannte Bilder Feuerbachs, über die
fpäter einmal noch ausführlich gehandelt werden [oll. Das eine i[t ein Selb[tbildnis,
lebensgroßes Knieftück, bis au[ geringfügige Dinge fertig, wundervoll in der farbigen
Haltung, der Malerei alles Stofflichen und in der fprechenden Belebung der Hände.
In Rom in den 60er Jahren muß es entftanden fein, alfo gerade in der Zeit zwifchen
1854 und 1871, aus der bisher kein Selbftbildnis bekannt war. Es könnte (auch dem
Umfange nach) das von 1868 fein, das im Januar diefes Jahres unvollendet im Atelier
ftand (Brief an die Mutter vom 25. Jan. 1868). Das zweite Bildchen, eine kleine hifto-
rifclic Szene (Maria Stuart und der Sänger Rizzio?) wird wohl aus der Antwerpener
Zeit ftammen. Das hier abgebildete Bild ift bekannt. Es ftammt aus dem Jahre 1868,
fteht alfo den Frühlingsbildern nahe, denen es auch im Stoffe [ich anpaßt. In feiner
ganz hellen, leuchtenden und ungebrochenen Farbigkeit ift es im Werke Feuerbachs
befonders intereffant.
6. Hans Thoma, Gewitter-Landfchaft, datiert 1875. Eine der feinen, faft zeich-
nerifch orientierten deutfdien Landfchaften. Diefe lineare Neigung ift noch durch die
Wahl der Staffage (Ziegen) und den Zaun, der [ich über den Mittelgrund zieht, be-
fonders betont. Ganz reine Naturfchilderung von großer Stärke.
7. Derf.: Bruftbiid einer Frau 1870 (nicht bei Thode). Noch nicht von der Schönheit
wie das hier kürzlich abgebildete Bild der Schwefter Agathe von 1871, aber eine vor-
zügliche Arbeit. Der Kopf fehr beherrfchend, in großen Formen zufammengefaßt bei
geringer felifcher Bewegung. Das Fleifch feft, ftark bräunlich, die Malerei, nament-
lich in den fchwimmenden Augen, fehr gut. Ganz auf Schwarz und Altgold geftellt,
macht es einen faft altmeifterlichen Eindruck.
8. Emil Lugo, Ideale Landfchaft, 1890. Das Bildchen hat in feiner Unwirklichkeit nichts
von den idealen Landfchaften derDeutfch-
römer. In feiner fchweren Zurückhaltung,
der etwas unruhigen, teppichartigen Wir-
kung, der Kleinheit der Figuren im Ver-
hältnis zur Landfchaft, verleugnet es,
troß aller Differenz, nicht die Preller-
fchen Einflüffe, unter denen Lugo ftand.
9. Jacob Gensler, Küftenlandfchaft,
datiert 1834. Das Bild entftammt der
erften Zeit, in der Jacob Gensler mit
Hermann Kauffmann zufammen Blanke-
nefe und die Propftei, alfo die nächfte
Umgebung feiner Vaterftadt, für die
Malerei entdeckte. Das Bild fpiegelt in
feiner Zwiefpältigkeit diefen Anfangs-
zuftand. Während vorn die Gruppe der
Frau mit den Kindern in den hellbunten
Emailfarben ebenfo wie die Hütte auf
den Dünen noch durchaus konventio-
nell gehalten ift und in der Gebärde
den Einfluß der Münchener Anekdotik
Bürkelfcher Prägung nicht verleugnet
Abb. 11. C. WOLFF, Berlin. (wenn auch das Bild im ganzen gerade
468
5. Feuerbach. Die Aushebung enthält zwei unbekannte Bilder Feuerbachs, über die
fpäter einmal noch ausführlich gehandelt werden [oll. Das eine i[t ein Selb[tbildnis,
lebensgroßes Knieftück, bis au[ geringfügige Dinge fertig, wundervoll in der farbigen
Haltung, der Malerei alles Stofflichen und in der fprechenden Belebung der Hände.
In Rom in den 60er Jahren muß es entftanden fein, alfo gerade in der Zeit zwifchen
1854 und 1871, aus der bisher kein Selbftbildnis bekannt war. Es könnte (auch dem
Umfange nach) das von 1868 fein, das im Januar diefes Jahres unvollendet im Atelier
ftand (Brief an die Mutter vom 25. Jan. 1868). Das zweite Bildchen, eine kleine hifto-
rifclic Szene (Maria Stuart und der Sänger Rizzio?) wird wohl aus der Antwerpener
Zeit ftammen. Das hier abgebildete Bild ift bekannt. Es ftammt aus dem Jahre 1868,
fteht alfo den Frühlingsbildern nahe, denen es auch im Stoffe [ich anpaßt. In feiner
ganz hellen, leuchtenden und ungebrochenen Farbigkeit ift es im Werke Feuerbachs
befonders intereffant.
6. Hans Thoma, Gewitter-Landfchaft, datiert 1875. Eine der feinen, faft zeich-
nerifch orientierten deutfdien Landfchaften. Diefe lineare Neigung ift noch durch die
Wahl der Staffage (Ziegen) und den Zaun, der [ich über den Mittelgrund zieht, be-
fonders betont. Ganz reine Naturfchilderung von großer Stärke.
7. Derf.: Bruftbiid einer Frau 1870 (nicht bei Thode). Noch nicht von der Schönheit
wie das hier kürzlich abgebildete Bild der Schwefter Agathe von 1871, aber eine vor-
zügliche Arbeit. Der Kopf fehr beherrfchend, in großen Formen zufammengefaßt bei
geringer felifcher Bewegung. Das Fleifch feft, ftark bräunlich, die Malerei, nament-
lich in den fchwimmenden Augen, fehr gut. Ganz auf Schwarz und Altgold geftellt,
macht es einen faft altmeifterlichen Eindruck.
8. Emil Lugo, Ideale Landfchaft, 1890. Das Bildchen hat in feiner Unwirklichkeit nichts
von den idealen Landfchaften derDeutfch-
römer. In feiner fchweren Zurückhaltung,
der etwas unruhigen, teppichartigen Wir-
kung, der Kleinheit der Figuren im Ver-
hältnis zur Landfchaft, verleugnet es,
troß aller Differenz, nicht die Preller-
fchen Einflüffe, unter denen Lugo ftand.
9. Jacob Gensler, Küftenlandfchaft,
datiert 1834. Das Bild entftammt der
erften Zeit, in der Jacob Gensler mit
Hermann Kauffmann zufammen Blanke-
nefe und die Propftei, alfo die nächfte
Umgebung feiner Vaterftadt, für die
Malerei entdeckte. Das Bild fpiegelt in
feiner Zwiefpältigkeit diefen Anfangs-
zuftand. Während vorn die Gruppe der
Frau mit den Kindern in den hellbunten
Emailfarben ebenfo wie die Hütte auf
den Dünen noch durchaus konventio-
nell gehalten ift und in der Gebärde
den Einfluß der Münchener Anekdotik
Bürkelfcher Prägung nicht verleugnet
Abb. 11. C. WOLFF, Berlin. (wenn auch das Bild im ganzen gerade
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