Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0490
DOI issue:
Heft 23/24
DOI article:Uhde-Bernays, Hermann; Friedeberger, Hans: Werke deutscher Maler des 19. Jahrhunderts
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0490
WERKE DEUTSCHER MALER DES 19. JAHRHUNDERTS
Abb. 13. J. J. DORNER, In den Alpen.
H.
Faft allen Anstellungen bei Fril^ Gurlitt haftet ein Befonderes an, das auf die
gute künftlerifche Tradition diefes Haufes bewußt hinzuweifen fcheint: das Beftreben,
durch eine gefchickte Gegenüberftellung gefchloffener Gruppen die Werte im einzelnen
ftärker anzugeben. In foldiem Ausgleich überzeugt die Einheitlichkeit wie die Eigen-
art gefondert betrachteter Werke in einer die perfönliche Gefchmacksrichtung nicht
feiten beeinßuffenden Weife und bringt als ernfthaften Vorteil dem Publikum gegen-
über den Verzicht aufdringlicher Belehrungsabfichten. Diefesmal, wo dem machtvollen
Selbftbildnis Feuerbachs und der aus der Tiefe alemannifchen Stammesbewußtseins
gefchöpften Lyrik der Thomafdien Landfchaften ein vorzüglich zufammengeordnetes,
auf reizvolle Farbenakkorde gefchmackvoll geftimmtes Kabinett befter Münchener Klein-
malerei gegenüberfteht, ift die Wirkung augenfällig. Es klingt die leichte illuftrative
Note des Münchener Ateliers verftohlen aus Baumgruppen, Waldlichtungen und Berges-
klüften hervor, um die Verbindung finnlichen Wahrnehmens und dekorativen Dar-
lehens, welche in gefälligem Hin- und Herfchwanken nach der Richtung der Pleinair-
malerei etwa zwei Menfchenalter der Münchener Kunft gefördert hat, treffend zum
Ausdruck zu bringen, und erfichtlich kommt auch die nicht immer ganz befreite, aber
ftets anerkennenswerte Wichtigkeit des kaum zu entwirrenden Zufammengreifens aller
Münchener Landfehafter in dem eben genannten Sgftem anregend zur Geltung. Die
kühne Abficht gelang, von dem, was der Begriff der Münchener Landfchaftsmalerei
um 1859 umfehreibt, an guten Beifpielen ein ungefähr entfprechendes Bild zu geben.
Gerade die Befchränkung auf kleine Formate, deren Befiß mancher Sammler mit Vor-
Abb. 13. J. J. DORNER, In den Alpen.
H.
Faft allen Anstellungen bei Fril^ Gurlitt haftet ein Befonderes an, das auf die
gute künftlerifche Tradition diefes Haufes bewußt hinzuweifen fcheint: das Beftreben,
durch eine gefchickte Gegenüberftellung gefchloffener Gruppen die Werte im einzelnen
ftärker anzugeben. In foldiem Ausgleich überzeugt die Einheitlichkeit wie die Eigen-
art gefondert betrachteter Werke in einer die perfönliche Gefchmacksrichtung nicht
feiten beeinßuffenden Weife und bringt als ernfthaften Vorteil dem Publikum gegen-
über den Verzicht aufdringlicher Belehrungsabfichten. Diefesmal, wo dem machtvollen
Selbftbildnis Feuerbachs und der aus der Tiefe alemannifchen Stammesbewußtseins
gefchöpften Lyrik der Thomafdien Landfchaften ein vorzüglich zufammengeordnetes,
auf reizvolle Farbenakkorde gefchmackvoll geftimmtes Kabinett befter Münchener Klein-
malerei gegenüberfteht, ift die Wirkung augenfällig. Es klingt die leichte illuftrative
Note des Münchener Ateliers verftohlen aus Baumgruppen, Waldlichtungen und Berges-
klüften hervor, um die Verbindung finnlichen Wahrnehmens und dekorativen Dar-
lehens, welche in gefälligem Hin- und Herfchwanken nach der Richtung der Pleinair-
malerei etwa zwei Menfchenalter der Münchener Kunft gefördert hat, treffend zum
Ausdruck zu bringen, und erfichtlich kommt auch die nicht immer ganz befreite, aber
ftets anerkennenswerte Wichtigkeit des kaum zu entwirrenden Zufammengreifens aller
Münchener Landfehafter in dem eben genannten Sgftem anregend zur Geltung. Die
kühne Abficht gelang, von dem, was der Begriff der Münchener Landfchaftsmalerei
um 1859 umfehreibt, an guten Beifpielen ein ungefähr entfprechendes Bild zu geben.
Gerade die Befchränkung auf kleine Formate, deren Befiß mancher Sammler mit Vor-