AUS DER SAMMLERWELT U. VOM KUNSTHANDEL ° NEUE KATALOGE
wurde [ie von dem Erben um, wie es heißt,
1% Miiiionen Franken zum Kauf ausgeboten,
und Messrs. Agnew & Son zufammen mit
Knoedier & Co. erwarben fie, um fie fofort wieder
anMr. Widener zu verkaufen. Was der ießtere
für die Koiiektion zu zahien gehabt hat, ift nicht
bekannt gegeben worden. Die zwei ;Kunftfirmen
feiber foiien ftatt der verlangten Summe nur
1% Miiiionen Franken gezahit haben, ein für
Kriegszeiten immernoch recht anfehniicherPreis.
Die Koiiektion Chriftophie ift wohi die erfte
größere Kunftfammiung in Frankreich, die wäh-
rend und wahrfcheiniich wohi auch wegen des
Krieges zum Verkauf geiangt ift. — Duveen
Brothers haben den hiefigen Bankier Mr.
Henrg Goidman das Porträt eines Mannes
in miiitärifchem Kieide von Frans Hais um
^ 175000 verkauft. Das Biid foii erft vor wenigen
Tagen nach New York gebracht worden fein.
Es heißt, es fei in Bodes Hais-Werk abgebiidet. —
Mr. Arthur Lehman hat von Messrs. P. W.
Frendi & Co. ein fpanifches Goidgewebe aus
dem 15. Jahrhundert, 52x54 inches im Umfange,
erworben, das einft ais Aitartuch in einer Privat-
kapeiie gedient hat. Es fteiit die unter einem
Baidachin fißende Jungfrau mit Kind, die Heiiige
Anna und Jofeph dar. — in Engiand erhebt
man ein großes Kiagen, weii Gainsboroughs
berühmtes Biid „Die Mai) in St. James Park",
das dem Sir Audieg Daiias Neeid gehört hatte,
von Duveen Brothers angekauft und nach
New York gebracht worden ift. Der dafür ge-
zahlte Preis foii eine Miiiion Mark betragen,
weit mehr ais was einft Pierpont Morgan für
die „Herzogin von Devonshire" hatte zahien
müffen. Das zwei Jahre vor des KünftiersTode
gemaite Biid fteiit eine Gruppe von vornehm
gekieideten Damen dar, die die Maii entiang
fpazieren, während iinks der Künftier feibft die
Szene fkizziert. Dem bisherigen Eigentümer waren
fchon früher öfters hohe Angebote für das Werk
von Händiern und Sammiern gemacht worden,
er hatte fie aber ftets abgefchiagen. —Morgan
Junior und Henrg E. Hunfington beabfich-
tigen die zahireichen Dupiikate ihrer Büchereien,
darunter Werke von hoher Bedeutung, von den
Anderfon Gaiieries verfteigern zu iaffen.
Die des teueren dürften noch in diefer Saifon
unter den Hammer kommen, die des erfteren
wohi erft in der nächften. Daß in Mr. Hunting-
tons Sammiung fich zahireiche Dupiikate vor-
finden, ift dem Umftande zuzufchreiben, daß er
des öfteren ganze Büchereien angekauft hat,
während Pierpont Morgan ftändigauf der Suche
nach dem denkbar beften Exempiar des be-
treffenden Werkes gewefen war und fo manche
nicht bioß zwei- fondern auch drei- und mehr-
fach befeffen hatte. — Ein Biiderramfch-
verkauf. Das große Warenhaus Gimbei Bro-
thers in Phiiadeiphia hat die auf ^ 400000
gefchäßte umfangreiche Kunftfammiung des ver-
dorbenen Chas. F. Hefeitine, die Gemäide,
Radierungen, Kupferftiche ufw. enthäit, ange-
kauft — wahrfcheiniich um eine verhäitnismäßig
geringe Summe—, um fie nun in ihrem Waren-
haus auszufteiien und zu verkaufen. Unter den
mehr ais 2000 Gemäiden befinden fich Werke
von Courbet, Diaz, Meiffonier, auch Achenbach.
Die Sammiung, foiite man giauben, kann fo
fchiecht nicht fein, da Hefeitine ais Berater ver-
schiedener Gaierien bei Neuankäufen tätig war.
Er foii auf weiten Reifen feine Schäle zufammen-
getragen haben, von denen wohi vieie ais
„zweifeihaft" von ihm um eine Kieinigkeit er-
ftanden worden waren. — Daß amerikanifche
Kunftiiebhaber noch immer dem Schwindel
gewiegter Fäifcher zum Opfer faiien, be-
wies wieder einmai der folgende Faii: ein reicher
Herr hatte fich für feinen Garten eine, wie ihm
von braven Itaiienern verfichert wurde, über
200 Jahre aite Steinkopie eines Paiias Athena-
tempeis um den Riefenpreis von ^ 100000 aus
itaiien verfchreiben iaffen. Ais die Steinmaffe
im Boftoner Hafen ankam, veriangte die Hafen-
behörde einen Zoil von 45% des dekiarierten
Wertes, weit es fich nur um eine „Fabrikation
aus Marmor" handie. Vor Gericht wurde dann
durch Sachverftändige nachgewiefen, daß der
„Tempei" weder über 100 Jahre ait noch über-
haupt ein Kunftwerk fei, daß vieimehr die Stein-
arbeit an ihm zum großen Teii mit Hiife von
Mafchinen hergefteiit fei! Ob der arme Be-
trogene die verlangten ^ 45000 auch noch zahien
oder den Tempei vieiieicht in den Boftoner Hafen
verfenken iaffen wird, da wo er am tiefften ift,
hat man ieider nicht erfahren können. Es ift
aber erftauniich, wie fchwer es für Liebhaber
zu fein fcheint, durch Erfahrungen anderer klug
zu werden und bei größeren und koftfpieiigeren
Ankäufen die Hiife einer bekannten, auf ihren
Ruf fehenden Kunftfirma inAnfpruch zu nehmen.
F.
NEUE KATALOGE
Leo Liepmannsfohn, B e r i i n SW. 11, Bernburgerftr. 14.
Kataiog Nr. 190: Mufiker-Autographen, darunter vieie
eigenhändige Mufikmanufkripte.
Derfelbe. Kaiaiog 191: Autographen (Biidende Künft-
ier, Sdiaufpieier).
KarlW. Hierfemarm, Leipzig, Königftr. 29. Kata-
iog 44, März 1916: Kunftgefchichte 1: Maierei, enthaitend
den betr. Teii der Bibiiothek Prof. Jaro Springers-Beriin
und anderer Sammiungen.
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wurde [ie von dem Erben um, wie es heißt,
1% Miiiionen Franken zum Kauf ausgeboten,
und Messrs. Agnew & Son zufammen mit
Knoedier & Co. erwarben fie, um fie fofort wieder
anMr. Widener zu verkaufen. Was der ießtere
für die Koiiektion zu zahien gehabt hat, ift nicht
bekannt gegeben worden. Die zwei ;Kunftfirmen
feiber foiien ftatt der verlangten Summe nur
1% Miiiionen Franken gezahit haben, ein für
Kriegszeiten immernoch recht anfehniicherPreis.
Die Koiiektion Chriftophie ift wohi die erfte
größere Kunftfammiung in Frankreich, die wäh-
rend und wahrfcheiniich wohi auch wegen des
Krieges zum Verkauf geiangt ift. — Duveen
Brothers haben den hiefigen Bankier Mr.
Henrg Goidman das Porträt eines Mannes
in miiitärifchem Kieide von Frans Hais um
^ 175000 verkauft. Das Biid foii erft vor wenigen
Tagen nach New York gebracht worden fein.
Es heißt, es fei in Bodes Hais-Werk abgebiidet. —
Mr. Arthur Lehman hat von Messrs. P. W.
Frendi & Co. ein fpanifches Goidgewebe aus
dem 15. Jahrhundert, 52x54 inches im Umfange,
erworben, das einft ais Aitartuch in einer Privat-
kapeiie gedient hat. Es fteiit die unter einem
Baidachin fißende Jungfrau mit Kind, die Heiiige
Anna und Jofeph dar. — in Engiand erhebt
man ein großes Kiagen, weii Gainsboroughs
berühmtes Biid „Die Mai) in St. James Park",
das dem Sir Audieg Daiias Neeid gehört hatte,
von Duveen Brothers angekauft und nach
New York gebracht worden ift. Der dafür ge-
zahlte Preis foii eine Miiiion Mark betragen,
weit mehr ais was einft Pierpont Morgan für
die „Herzogin von Devonshire" hatte zahien
müffen. Das zwei Jahre vor des KünftiersTode
gemaite Biid fteiit eine Gruppe von vornehm
gekieideten Damen dar, die die Maii entiang
fpazieren, während iinks der Künftier feibft die
Szene fkizziert. Dem bisherigen Eigentümer waren
fchon früher öfters hohe Angebote für das Werk
von Händiern und Sammiern gemacht worden,
er hatte fie aber ftets abgefchiagen. —Morgan
Junior und Henrg E. Hunfington beabfich-
tigen die zahireichen Dupiikate ihrer Büchereien,
darunter Werke von hoher Bedeutung, von den
Anderfon Gaiieries verfteigern zu iaffen.
Die des teueren dürften noch in diefer Saifon
unter den Hammer kommen, die des erfteren
wohi erft in der nächften. Daß in Mr. Hunting-
tons Sammiung fich zahireiche Dupiikate vor-
finden, ift dem Umftande zuzufchreiben, daß er
des öfteren ganze Büchereien angekauft hat,
während Pierpont Morgan ftändigauf der Suche
nach dem denkbar beften Exempiar des be-
treffenden Werkes gewefen war und fo manche
nicht bioß zwei- fondern auch drei- und mehr-
fach befeffen hatte. — Ein Biiderramfch-
verkauf. Das große Warenhaus Gimbei Bro-
thers in Phiiadeiphia hat die auf ^ 400000
gefchäßte umfangreiche Kunftfammiung des ver-
dorbenen Chas. F. Hefeitine, die Gemäide,
Radierungen, Kupferftiche ufw. enthäit, ange-
kauft — wahrfcheiniich um eine verhäitnismäßig
geringe Summe—, um fie nun in ihrem Waren-
haus auszufteiien und zu verkaufen. Unter den
mehr ais 2000 Gemäiden befinden fich Werke
von Courbet, Diaz, Meiffonier, auch Achenbach.
Die Sammiung, foiite man giauben, kann fo
fchiecht nicht fein, da Hefeitine ais Berater ver-
schiedener Gaierien bei Neuankäufen tätig war.
Er foii auf weiten Reifen feine Schäle zufammen-
getragen haben, von denen wohi vieie ais
„zweifeihaft" von ihm um eine Kieinigkeit er-
ftanden worden waren. — Daß amerikanifche
Kunftiiebhaber noch immer dem Schwindel
gewiegter Fäifcher zum Opfer faiien, be-
wies wieder einmai der folgende Faii: ein reicher
Herr hatte fich für feinen Garten eine, wie ihm
von braven Itaiienern verfichert wurde, über
200 Jahre aite Steinkopie eines Paiias Athena-
tempeis um den Riefenpreis von ^ 100000 aus
itaiien verfchreiben iaffen. Ais die Steinmaffe
im Boftoner Hafen ankam, veriangte die Hafen-
behörde einen Zoil von 45% des dekiarierten
Wertes, weit es fich nur um eine „Fabrikation
aus Marmor" handie. Vor Gericht wurde dann
durch Sachverftändige nachgewiefen, daß der
„Tempei" weder über 100 Jahre ait noch über-
haupt ein Kunftwerk fei, daß vieimehr die Stein-
arbeit an ihm zum großen Teii mit Hiife von
Mafchinen hergefteiit fei! Ob der arme Be-
trogene die verlangten ^ 45000 auch noch zahien
oder den Tempei vieiieicht in den Boftoner Hafen
verfenken iaffen wird, da wo er am tiefften ift,
hat man ieider nicht erfahren können. Es ift
aber erftauniich, wie fchwer es für Liebhaber
zu fein fcheint, durch Erfahrungen anderer klug
zu werden und bei größeren und koftfpieiigeren
Ankäufen die Hiife einer bekannten, auf ihren
Ruf fehenden Kunftfirma inAnfpruch zu nehmen.
F.
NEUE KATALOGE
Leo Liepmannsfohn, B e r i i n SW. 11, Bernburgerftr. 14.
Kataiog Nr. 190: Mufiker-Autographen, darunter vieie
eigenhändige Mufikmanufkripte.
Derfelbe. Kaiaiog 191: Autographen (Biidende Künft-
ier, Sdiaufpieier).
KarlW. Hierfemarm, Leipzig, Königftr. 29. Kata-
iog 44, März 1916: Kunftgefchichte 1: Maierei, enthaitend
den betr. Teii der Bibiiothek Prof. Jaro Springers-Beriin
und anderer Sammiungen.
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