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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 19/20
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Denkmalpflege
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Personalien
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DENKMALPFLEGE ° PERSONALIEN

vom Nil und von der thebanifchen Weftfeite her
hat durch diefe Freiiegung ficher [ehr gewonnen.
Nur müßte, um die herriidien Säuien in ihrer
ganzen Größe und Formenfchönheit richtig wirken
zu taffen, nun auch der von außen entfeßlich
gefchmackiofe Riefenkaften des Windfor Paiace
der Upper Eggpt Hotei Company, der heute für
den Befchauer vom Nii und vom Weftufer aus
den Tempei vöiiig erdrückt, niedergeiegt werden.
O. G.
PERSONALIEN
OTTO GREINER *f* Auf der Höhe feines
Schaffens, voii neuer großen Piäne, wirkend an
den Entwürfen für die Wandmaiereien derDeut-
fchen Bücherei zu Leipzig wurde Otto Greiner an
einer Lungenentzündung in München hingerafft.
Was wir an ihm verioren haben, wird erft
die Zukunft entfcheiden; aüein wir können
fchon jeßt andeuten, er wird beftehen. Ais
Graphiker, befonders ais Meifter der Feder-
zeichnung auf Stein, mußten ihm auch die Gegner
feiner Art die Meifterfchaft zuerkennen, feine
Gemäide wurden ais koiorierte Zeichnungen von
ihnen abgeiehnt. Freilich Greiner ftand etwas
abfeits der Maierei feiner Zeit, dem herrfchen-
den Impreffionismus; dodi gerade diefes eigne
Sein fpricht für ihn; denn in der Kunft hat aüein
das Perföniiche Dauer, wie von einer Richtung
nur die Führenden Wert und Bedeutung be-
haiten. Das Perföniiche aber war ftark und groß
in Otto Greiner.
Vom Lithographen in der Firma Juiius Klink-
hardt hat fich der ftets ftrebfame Künftier, deffen
hohe Begabung fchon fein Zeicheniehrer Hafer-
korn in der Schulzeit erkannt hatte, zum Meifter
emporgerungen. Mit Ehrendoktor- und Pro-
feffortitei wurde fein Name gefchmückt und inter-
nationai ehrenvoii genannt. Am 16. Dezember
1869 war er in Leipzig geboren, und der große
Leipziger Max Kiinger hat auch den entfchei-
denden Einfiuß auf fein Schaffen ausgeübt. Frei-
lich von einer Sdrüierfdiaft darf hierbei nicht
gefprochen werden, der Äitere hat ihm nur
gegenüber fremden Einflüffen den Rücken ge-
fteift und den Biick geöffnet für die Schönheit
und Echtheit der eigenen Ziele.
Diefe Ziele aber traten in dem Künftier zur
Kiarheit ans Licht in der ewigen Stadt, in Rom.
Wenn man bei Greiners Streben nachMenfchen-
fchönheit, nach dem voiiendeten Akt von Grie-
chentum redet, fo foil man nie vergeffen, daß
diefes Streben auch ein Zeichen der Deutfchheit
ift, nicht erft feit Winckelmann, Carftens und
Goethe. Und daß Rom ihm die Zunge iöfte, ift
es nicht auch deutfch, dort im fernen Lande der
Schönheit fich feibft zu finden?

Von feinem prächtigen Italien in Via Ciaudia 8
hat ihn der Sturm des Krieges fortgetrieben.
Den Biick von diefer Künftierftätte über die
Kuppein von Rom hat Kiinger in einem Ge-
mäide feftgehaiten. Hier fand auch Greiner die
fchöne, treue Begleiterin feines Lebens. Wie
oft hat feine liebende Hand in Zeichnung, in
Lithographie, in dem Gemälde mit der Laute
uns ihre Züge feftgehaiten.
Aus der großen Zahi feiner Arbeiten feien
das Leipziger Kantateblatt, das Schießdipiom
für ein Münchner Regiment, die Lithographien
von Langheinrich und Frau, von Haferkorn,
Sor Rodoifo, Cofima und Siegfried Wagner,
von Max Kiinger hervorgehoben. Unter feinen
Radierungen ftehen die Gaca und die Hexen-
fchule an erfter Stelle. Die Vaterftadt Leipzig
befißt fein bedeutendftes Gemälde „Odyjfeus
und die Sirenen" (1902). Eine Reihe vorzüg-
iicher Porträts reiht fich diefen Werken an.
Jetzt da er in Wandgemäiden in der lange
erfehnten großen Form fein ganzes Streben zur
Geftaitung führen folite, hat ihn der Tod abge-
rufen, unendlich viel mit ihm uns aiien raubend.
Aüein wir woiien nicht undankbar gegen das
Schickfa! fein, und deffen gedenken, was es uns
in Otto Greiner gegeben hat. Die Lieblinge der
Götter find es ja, die früh von hinnen müffen.
R. C.
BONN Den Heldentod für das Vateriand
ftarb am 19. Auguft vor Verdun der Privat-
dozent für chriftiiche Archäologie und Kunft-
gefchichte und für neuteftamentiiche Forfchung
Lic. theoi. Dr. phil. Franz Dibelius von
der Bonner Univerfität. Dibeiius wurde am
24. Auguft 1881 zu Oppeln geboren und ftudierte
von 1900 bis 1906 an den Univerfitäten Berlin,
Marburg und Erlangen, zunächft Theologie und
feit 1904 Kunftgefchichte und Archäologie unter
Nikolaus Müiler, Kekule von Stradonitz, Wölff-
ün und Hafeloff in Berlin, Haack und Buile in
Erlangen. Den philofophifchen Doktorgrad er-
warb er fich am 15. Februar 1906 in Erlangen
mit einer Differtation über die Erzgußwerke
Bernwards von Hiidesheim, die vollftändig 1907
als Heft 81 der Studien zur deutfchen Kunft-
gefchichte bei J. H. Ed. Heiß in Straßburg erfchien.
Von 1908 bis 1911 war er Studieninfpektor am
Kgl. Predigerfeminar Naumburg. Die Lizentiaten-
prüfung legte er am 23. November 1911 in Gießen
ab. Seine Forfchungstätigkeit war vor allem der
chriftlidien Archäologie und der neuteftament-
lichen Exegefe gewidmet. Am 16. Juli 1914
habilitierte er fich in Bonn und trat bald nach
Ausbruch des Krieges in den Heeresdienft ein.
Ais Vizefeidwebel der Referve und Offiziers-
*

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