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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Mone, Fridegar: Die Porträts der zehn Stifter des Kollegiat-Stiftes St. Johann in Konstanz von 1514 und Hans Holbein d. J., [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0010

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6e Lapella 1276 schon gestorben. In
einer Urkunde von 1267 wird er Notar
des Dompropstes Konrad in Konstanz ge-
nannt, s. Neugart, epmcop. Lonstnnt. II.
p. 637.
5. maxister Eberhard von Horb. Die-
ser Geistliche kommt zum erstenmale 1263
als Zeuge in einer Urkunde für Salem
vor. Im Jahre 1267 wird er urkundlich
cemonicrm ecclesie in 3in6eI6nZsn zu-
gleich mit Heinrich cts Lnpelln genannt.
6. Priester Waldemar. In den Sta-
tuten wird er als Zeuge mitLaI6emnru3 6e
Uokrvil suceiUos aufgeführt. Sein Siegel
zeigt einen stehenden Priester unter einem
gotischen Bogen mit: siZ. LnlUmari ca-
nonici snncti ^olrannis in Lonstantia.
7. Walter von Lobegk wird in den Sta-
tuten Waltkerus 6c Nuobs§§e genannt
und 1276 noch als lebend erwähnt. (Lob-
egge ist, wie Einige meinen, Lanbegg bei
Leutkirch.) Als Zeuge in der bezüglichen
Urkunde heißt er rector eccleme in klrorrc
(Pfohren bei Donaueschingen). Sein
Siegel führt die Umschrift: s. Waltlreri
cticki 6e Nuobsce canonici ecclesis sti.
Jolrannig Lonstantiensis. Es ist aber
auch das Siegel des Ruralkapitels-Dekanes
von Pfohren beigesetzt mit der Umschrift:
si§. 16. 6ccani 6c Ulrorren. Das letz-
tere Siegel zeigt das Bild eines Drachen.
Lobegg könnte auch die Burg dieses Na-
mens bei Ueberlingen sein.
8. Meister Ulrich von Nürnberg (lies
Neuenburg a. Rh.). — Der wenig unter-
richtete sechzehnjährige Hans Holbein von
Augsburg hat anstatt: Neuenburg — Nürn-
berg gelesen und diesen Namen auf die
Tafel gesetzt. Auch den Namen des Lnob-
egge las er Lobegk und hat so geschrieben.
Desgleichen verrät die Schreibweise Walde-
mar für Baldemarus, Wetgis für Wäggis
oder Weggis den Fremdling, der mit der
Geographie und dem Dialekte in Schwaben
1514 noch wenig vertraut war. Dieser
Stiftsherr wird als Zeuge in der Ur-
kunde irmZister llolricus 6e blurveudur§
(Neuenburg am Rhein bei Breisach) ge-
nannt und siegelt mit der Figur des Jo-
hannes des Täufers und der Umschrift:
si§. Illrici plednni in blurveirburZ, ca-
nonici 8. )olranni3 Lon3tantien3i3.
9. Berthold von Wildensels.
10. mLZmtsr Heinrich, genannt Kero,

ron Tuebingen. Da die drei Namen,
welche bei 5, 9 u. 10 stehen, nicht in der
Urkunde von 1276 Vorkommen, so muß
man annehmen, daß Eberhard von Horb
(5), Berthold von Wildenfels (9) und
Heinrich Kero von Tübingen (10) erst
nach dein Jahre 1276 sich an der Stif-
tung beteiligt haben.
So viel habe ich über die Persönlich-
keiten und die Lebenszeit der Stifter fest-
stellen können, deren Porträts von etwa
1514 vorliegen. Man hat es mithin hier
keinenfalls mit a6 vivo3 gemalten Bild-
nissen zu thun, sondern mit Kopien von
Miniatur-Porträts aus einer Anniversarien-
tafel von etwa 1276 — 80. Daß die Tafel,
auf welche die zehn Bildnisse um 1514
gemalt wurden, ebenfalls für die Sakristei
von St. Johann in Konstanz bestimmt war
oder für die Seelenmessen dienen sollte,
unterliegt keinem Zweifel. Von St. Jo-
hann kam dieselbe rechtswidrig in den Be-
sitz des Rosengarten-Museums. Rechtlicher
Eigentümer ist nämlich diejenige Kirche in
Konstanz, in welcher jetzt die Seelenmessen
für jene zehn Stifter gelesen werden, und
welche deshalb Rechtsnachfolger ist. Es
ist zu wünschen, daß die Geschichtsfrennde
in Baden, der Schweiz und in Württem-
berg über die genannten Persönlichkeiten
und über das illustrierte Anniversarienbuch
jener Kirche von 1276—80 sich äußern.
In dem Werke von Dnrm, Wagner,
Kraus, Die Kunstdenkm'äler des Großh.
Baden Bd. I S. 277 steht über diese Anni-
versarientafel folgendes: „Holzgemälde, ans
St. Johann, mit schlechtgemalten Brust-
bildern."
So urteilen die großh. badischen Staats-
konservatorcn über die Arbeit des 16 jäh-
rigen Hans Holbein d. I.
Die Anfertigung der erwähnten zehn
Porträts fällt in die Zeit der Anwesenheit
des jungen Holbein in Konstanz und in
die Jahre, als Domherr Johann von
Botzheim diesen Künstler daselbst beschäf-
tigte.
Die runden Medaillons, in welche die
Porträts-Brustbilder gemalt sind, haben
einen Durchmesser von 7 cm. Die darum
gelegte Umrahmung von 1 resp. 2 cm
Breite enthält die lateinische Umschrift mit
Namen des porträtierten Stiftsherrn. Die
Köpfe sind individuell und charakteristisch,
 
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