Organ für Geschichte, AltertnmMnnde,
Kunst und Kultur der Oiücese Kottendnrg und der angrenzenden Gebiete.
k)eransgegeben und redigiert von Amtsrichter ci. D. Berti in KavcnKvurg.
Beiträge, Korrespondenzen :c., RezensionS-Exemplare, Tanschzeilschriften w. wolle»
stet? direkt nn Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg, B e fiel l n ng en und Neklaniativnen an
die Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbnnsstraße 94, gerichtet werden.
M. 40.
4SSS.
Erscheint monatlich einmal nnd ist halbjährlich durch die Post zum Preis von
M. 1.9V ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition »in M. 2.10 (außerhalb des
dentsch-österr. Postgebictes M. 2.2V) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Pf. An-
noncen ec.. welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht znwiderlausen, werden von
der Expedition entgegcngenommen nnd pro Petitzcile oder deren Raum mit IS Ps.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte -c. nach Ilebereinknnst berechnet.
47.
aHrgg.
Schwäbisches and Schweizer
Archiven.
10. Zum Lebensbilde Bischof
Otto IV. von Konstanz.
Von r>r. Th. v. Lieben au.
In der Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldbnrg hat Ör. Joseph Bock, eher
ein breites Kapitel Bischof Otto IV. ge-
widmet. Doch hat er u. a. jenes inter--
essante, a» Dokumenten zur Geschichte
der Gegenbischvfe reiche Formelbuch des
Notars Johann Fabri von Urach
übersehen, der im Dienste Bischof Ludwigs
von Freibnrg 1475 — 1479 wirkte. Ich habe
darüber einige Bemerkungen im „Anzeiger
für schweizerische Geschichte" 1880, 286
bis 288, publiziert. Allein wichtiger zur
Beurteilung von Ottos Charakter scheinen
mir Privalbriefe zu sein. Auf einen solchen
mochte ich in den folgenden Zeilen ver-
weisen.
Als der ans Konstanz gebürtige Ulrich
Zasins, der später als Nechtsgelehrter in
Deutschland sich des höchsten Ansehens er-
freute, durch die Not der Verhältnisse ge-
zwungen, sein Brot als Stadtschreiber zu
Baden im Aargan zu verdienen sich veran-
laßt sah, ergriff ihn die Sehnsucht nach
der teuren Vaterstadt. Der alte, wohl-
verdiente Stadtschrciber, der schon ein
Achtziger war, lag krank darnieder. Zasins,
bereits verheiratet, sah seine einst ange-
sehene Familie zerstreut und gesunken.
Humanistisch an der Universität Tübingen
gebildet, durch Selbststudium in der Nechts-
kenntnis bewandert nnd durch mehrjährige
Kanzleiarbcitc» in Konstanz und Baden
zum Amte eines Stadlschreibers geböria
vorgebildet, nach dem Zeugnisse des Rates
von Konstanz in deutscher und lateinischer
Sprache gewandt, glaubte er, alle nötigen
Eigenschaften zu besitzen, die von einem
Stadtschreiber gefordert werden dürfen. Er
wendete sich deshalb sowohl an den Bürger-
meister als an den Bischof von Konstanz
mit der Bitte, ihn bei seiner Bewerbung
um das Amt zu unterstützen (ca 1490/1491).
Während Zasinö in dem Briefe an den
Bürgermeister die Hoffnung anssprach, daß
mit seiner Wahl zum Stadtschreiber die
Pflege der Musen in Konstanz beginnen
würde, verwies er in dem mit humani-
stischer E>nphase an den Bischof von Kon-
stanz gerichteten Schreiben ans daö alte
freundschaftliche Verhältnis, ans das oft
bewiesene Wohlwollen und besonders auch
ans die Gunst, die Bischof Otto talent-
vollen Leuten aus armen Familien I oft
erwiesen, indem er die einen zum Notariat,
i die andern zu Pfründen in Säckingen,
Ehingen, Bischofszell und Konstanz
durch seine mächtige Empfehlung befördert'
habe. Allein ein gewisser Neid scheint die
Wahl vereitelt zu haben. Vom Rate von
Konstanz wurde Zasins zwar niemals ans
eine seinen Talenten entsprechende Stelle
Z Zu diesen Notaren gehören offenbar fol-
gende: Ulrich Alber von Sargans, der 1472 in
Paris UnccnlLureus geworden war (L. LImtel-Nn,
l-es Ukuclianls Lnisses, I'nris, i8yi, p. XXXVkII),
Pfarrer in Mels, Nikolaus Bregel von Mem-
mingen. Zu den durch Otto IV. auf Chorhcrren-
Psründen in Bischofszell beförderten Geistlichen
^ werden gehören: Wilhelm Stantenat, Anton Tal-
mena, Ulrich Mann, Ulrich Anselm, während ihre
i Beförderung auf Kanonikate in Zurzach Otto
werden verdankt haben Hans Meyer, Sebold
> Seng und Rudolf Marolzer.
Kunst und Kultur der Oiücese Kottendnrg und der angrenzenden Gebiete.
k)eransgegeben und redigiert von Amtsrichter ci. D. Berti in KavcnKvurg.
Beiträge, Korrespondenzen :c., RezensionS-Exemplare, Tanschzeilschriften w. wolle»
stet? direkt nn Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg, B e fiel l n ng en und Neklaniativnen an
die Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbnnsstraße 94, gerichtet werden.
M. 40.
4SSS.
Erscheint monatlich einmal nnd ist halbjährlich durch die Post zum Preis von
M. 1.9V ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition »in M. 2.10 (außerhalb des
dentsch-österr. Postgebictes M. 2.2V) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Pf. An-
noncen ec.. welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht znwiderlausen, werden von
der Expedition entgegcngenommen nnd pro Petitzcile oder deren Raum mit IS Ps.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte -c. nach Ilebereinknnst berechnet.
47.
aHrgg.
Schwäbisches and Schweizer
Archiven.
10. Zum Lebensbilde Bischof
Otto IV. von Konstanz.
Von r>r. Th. v. Lieben au.
In der Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldbnrg hat Ör. Joseph Bock, eher
ein breites Kapitel Bischof Otto IV. ge-
widmet. Doch hat er u. a. jenes inter--
essante, a» Dokumenten zur Geschichte
der Gegenbischvfe reiche Formelbuch des
Notars Johann Fabri von Urach
übersehen, der im Dienste Bischof Ludwigs
von Freibnrg 1475 — 1479 wirkte. Ich habe
darüber einige Bemerkungen im „Anzeiger
für schweizerische Geschichte" 1880, 286
bis 288, publiziert. Allein wichtiger zur
Beurteilung von Ottos Charakter scheinen
mir Privalbriefe zu sein. Auf einen solchen
mochte ich in den folgenden Zeilen ver-
weisen.
Als der ans Konstanz gebürtige Ulrich
Zasins, der später als Nechtsgelehrter in
Deutschland sich des höchsten Ansehens er-
freute, durch die Not der Verhältnisse ge-
zwungen, sein Brot als Stadtschreiber zu
Baden im Aargan zu verdienen sich veran-
laßt sah, ergriff ihn die Sehnsucht nach
der teuren Vaterstadt. Der alte, wohl-
verdiente Stadtschrciber, der schon ein
Achtziger war, lag krank darnieder. Zasins,
bereits verheiratet, sah seine einst ange-
sehene Familie zerstreut und gesunken.
Humanistisch an der Universität Tübingen
gebildet, durch Selbststudium in der Nechts-
kenntnis bewandert nnd durch mehrjährige
Kanzleiarbcitc» in Konstanz und Baden
zum Amte eines Stadlschreibers geböria
vorgebildet, nach dem Zeugnisse des Rates
von Konstanz in deutscher und lateinischer
Sprache gewandt, glaubte er, alle nötigen
Eigenschaften zu besitzen, die von einem
Stadtschreiber gefordert werden dürfen. Er
wendete sich deshalb sowohl an den Bürger-
meister als an den Bischof von Konstanz
mit der Bitte, ihn bei seiner Bewerbung
um das Amt zu unterstützen (ca 1490/1491).
Während Zasinö in dem Briefe an den
Bürgermeister die Hoffnung anssprach, daß
mit seiner Wahl zum Stadtschreiber die
Pflege der Musen in Konstanz beginnen
würde, verwies er in dem mit humani-
stischer E>nphase an den Bischof von Kon-
stanz gerichteten Schreiben ans daö alte
freundschaftliche Verhältnis, ans das oft
bewiesene Wohlwollen und besonders auch
ans die Gunst, die Bischof Otto talent-
vollen Leuten aus armen Familien I oft
erwiesen, indem er die einen zum Notariat,
i die andern zu Pfründen in Säckingen,
Ehingen, Bischofszell und Konstanz
durch seine mächtige Empfehlung befördert'
habe. Allein ein gewisser Neid scheint die
Wahl vereitelt zu haben. Vom Rate von
Konstanz wurde Zasins zwar niemals ans
eine seinen Talenten entsprechende Stelle
Z Zu diesen Notaren gehören offenbar fol-
gende: Ulrich Alber von Sargans, der 1472 in
Paris UnccnlLureus geworden war (L. LImtel-Nn,
l-es Ukuclianls Lnisses, I'nris, i8yi, p. XXXVkII),
Pfarrer in Mels, Nikolaus Bregel von Mem-
mingen. Zu den durch Otto IV. auf Chorhcrren-
Psründen in Bischofszell beförderten Geistlichen
^ werden gehören: Wilhelm Stantenat, Anton Tal-
mena, Ulrich Mann, Ulrich Anselm, während ihre
i Beförderung auf Kanonikate in Zurzach Otto
werden verdankt haben Hans Meyer, Sebold
> Seng und Rudolf Marolzer.